Test: Tekken 6 (Prügeln & Kämpfen)

von Paul Kautz



Tekken 6
Entwickler:
Release:
29.10.2009
26.11.2010
18.02.2011
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ab 14,99€
Spielinfo Bilder Videos
Um Tekken 6 hat Entwickler Namco im Vorfeld mächtig Wirbel gemacht: Zum ersten Mal erscheint das Beat-em-Up auch auf Xbox 360; ein sorgenfreier Online-Modus wurde ebenso versprochen wie eine fesselnde Kampagne für Einzelkämpfer. Sagen wir es mal so: In einem Punkt hatten die Entwickler völlig recht.

Immer mehr, immer besser!

»Zutodeverbesserer« ist ein ebenso einfacher wie trauriger Begriff, bezeichnet er doch den Typus Mensch, der an einem gereiften Produkt so lange schraubt und handwerkt, bis das Ergebnis auf den ersten Blick

Video: Das komplette Intro von Tekken 6.
viel besser als der Vorgänger, schlussendlich aber in jeder Hinsicht so überzüchtet ist, dass kaum einer mehr etwas damit anfangen kann. Am Beispiel des Menschen würde das bedeuten, dass man einen kerngesunden Zeitgenossen so lange mit Steroiden sowie bionischen Bauteilen aufpumpt, bis er vor lauter Optimierung und Muskelaufbau bereits beim Aufstehen umkippt wie Charlie Sheen in Hot Shots 2. Ein klassisches Beispiel aus der Spielebranche dafür ist dagegen Lemmings 2, welches das geniale Konzept des Vorgängers durch viel zu viele neue Fähigkeiten und überkompliziertes Leveldesign ad absurdum führte.

Von dieser Einleitung aus geht es direkt zu Namco, einigen der beharrlichsten Zutodeverbesserern im Videospielbereich. Der Status quo ist ganz nach japanischer Tradition nie gut genug, es muss immer mehr und besser und aufwändiger sein - prinzipiell eine gute Sache, Stillstand bedeutet in einer derart progressiven Branche zwangsläufig Rückschritt. Das Problem ist nur: Wenn eine Idee ein Mal für gut befunden wurde, halten die Jungs und Mädels mit der Verbissenheit eines Rottweilers daran fest, unabhängig davon, wie viel Kritik sie dafür kassieren. Die Tekken-Serie begann einst mit einer simplen Prämisse: Zweikampf, mano-a-mano bzw. ein simpler Arcade-Modus für Solisten. Im Laufe der Jahre, mit fortschreitender Zahl hinter dem Namen, wurden immer neue Spielmodi entwickelt, um das Vergnügen möglichst lange frisch zu halten: Bonusgames wie
In seinem Kern ist Tekken 6 nach wie vor eines der besten Beat-em-Ups, das man für Geld bekommen kann. Aber beim Drumherum hat Namco unverständlicherweise die eigenen Qualitätsansprüche drastisch gesenkt.
Tekken Bowling oder Tekkenball auf der einen Seite, Team- und Survival-Modi auf der anderen - und Solo-»Action-Adventures« wie Tekken Force oder The Devil Within irgendwo dazwischen. Die Entwickler waren sogar derart enthusiastisch, dass sie einen Ableger dieser Spin-Offs sogar zu einem separaten Spiel machten; das desaströse Resultat Death By Degrees sollte mittlerweile bekannt sein. Fassen wir zusammen: Namco kann viele Dinge, aber eines nicht - Prügelabenteuer designen. Wieso also wird just eine besonders viel heiße Luft versprühende Version davon zum Dreh- und Angelpunkt von Tekken 6?

Der prügelnde Multimillionär

Dass den Entwicklern die Kampagne (im Englischen »Scenario Campaign«) verdammt wichtig war, erkennt man an mehreren Punkten. Der offensichtliche davon ist, dass sie den vorderen Platz im Hauptmenü einnimmt; den Platz, der normalerweise dem Arcade-Modus vorbehalten war. Der allerdings wurde dieses Mal derart zurechtgestutzt, dass er gerade mal einen Hundeplatz irgendwo im Reiter »Offline-Modi« verpasst bekam. Die Kampagne ist insofern wichtig, als dass nur hier all das freigespielt wird, was sonst in der Arcade-Variante verborgen war: Klamotten und Ausrüstung für die Personalisierung sowie die Abspänne für jeden der 40 Fighter. Außerdem kann man nur hier das große Geld machen: Wenn eine Langhaarfrisur 3.000.000 Credits kostet, man mit einem Arcade-Kampf aber im Schnitt 5.000 Credits verdient, dann wird schnell klar, dass man sich selbst für einen blöden Hut viel zu lange abrackern muss - ganz besonders, wenn man selbst im kürzesten der Kampagnen-Levels problemlos auf einen Schlag mehrere hunderttausend Geldeinheiten nachgeschmissen bekommt. Und die nicht mal zwangsläufig investieren muss, denn auch die Items selbst regnet es am laufenden Bande.

Genügend virtuelles Geld vorausgesetzt kann man seine Lieblingsfighter detailliert personalisieren. Außerhalb der Kampagne ist die dafür benötigte Kohle aber kaum zu verdienen.
Klingt doch super, oder? Einfache, schnelle Personalisierung, die guten alten Tekken-Boni, alles an einem Platz - kein Grund zur Klage, möchte man meinen. Das Problem ist nur, dass just dieses Freispielen der sonst unerreichbaren Boni die einzige Existenzberechtigung für die Kampagne ist. Der Rest krankt nämlich an all den kleinen und großen Problemen, die bislang jeden Bonusabenteuer-Ausflug aus dem Hause Namco plagten: schlechte Steuerung, zickige Kameraführung und belanglose Kämpfe. Die Kontrolle ist eine Mischung aus analog und digital, wobei keine Variante optimal ist. Beschränkt man sich nämlich auf den Analogstick, kann man zwar die Figur frei bewegen, aber beim Kämpfen keine Richtungsangaben machen - so beschränkt man sich also auf pures Buttonmashing und die simpelsten Manöver. Dieses Problem hat man nicht, wenn man auf das Digikreuz zurückgreift, denn damit kann man alle gewohnten Kommandos geben - muss sich allerdings steuerungstechnisch immer auf den aktuellen Gegner ausrichten, was schnell in Chaos endet. Außerdem ist die Figur mit dem Digipad nicht völlig frei steuerbar. Konsequenz: Um vernünftig spielen zu können, muss man dauernd zwischen analoger und digitaler Kontrolle hin- und her wechseln.

              

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Kommentare

Isaac93 schrieb am
Läuft gut? Der läuft überhaupt nicht gut! Laggt zwar nicht mehr, wenn du dir einen Gegner suchst, der ne gute Verbindung hat, aber die Verbindung bricht teilweise sporadisch ab und das ohne Grund. Ist extrem nervig und manchmal sind auch kaum Leute on, was natürlich daran liegt, dass ein neuer teil draußen ist, aber trotzdem...
-Blight- schrieb am
Läuft gut, ja. Bevor ein Match startet siehst du auch die Verbindung zu deinem Gegner. Falls sie dir nicht passt, kannst du nach einem anderen Spieler suchen lassen.
Nuracus schrieb am
Wie funktioniert es inzwischen online? Isses gut spielbar, wie z.B. Street Fighter oder Soul Calibur?
TheLaughingMan schrieb am
Hab das Game gestern geholt, und wie gesagt, im VS macht es echt laune. Aber der Arcade Mode oder die "Kampagne" sind ne Travestie. Der Arcade Mode von der Länge h er, die Kampage von der Steuerung. Das kommt halt echt dabei raus wenn man aus nem Game mehr machen will als es ist.
johndoe803702 schrieb am
Wenn Tekken dann Tekken Tag Tournament, das meiner Meinung nach einzig wahre Tekken. Und ich habe endlich meine geliebten Moves wieder, die in Tekken 6 waren echt grottig. Es erscheint dieses Jahr als Bundle (Tekken Hybrid) mit dem Film Tekken Bloodline Rebellion Vengeance. Und nächstes Jahr wird Tekken Tag Tournament mit dem offiziellen 2. Teil fortgesetzt, also war es nicht ganz falsch, was ich euch damals gezeigt hatte, nur das Video war ein Fanmade-Produkt.
Ich bin im übrigen nicht der einzige, der Tekken 6 richtig schlecht fand und sagt jetzt nicht wieder ich hätte keine Ahnung, das ist ein unwiderlegbarer Fakt:
Masters1984 hat geschrieben: Endlich kommt das beste Tekken aller Zeiten auf die PS3-Konsole. Tekken 6 war nämlich völliger Mist mit den schweren Azazel und fehlenden Story-Modus. (schlechte Kampagne), was ebenfalls totaler Mist war, waren die neuen Moves, endlich kann ich Tekken wieder so wahrnehmen, wie es ursprünglich immer sein sollte.
Ager hat geschrieben: ... Mit tekken 6 hast du vollkommen recht das fand ich auch richtig schlecht.

DeejayDMD hat geschrieben:... tekken 6 war für mich auch der schlechteste teil von allen, hab es nur 100% durchgezockt und dann verkauft. freu mich auf tekken tag tournament
tekken hybrid soll angeblich im herbst 2011 erscheinen.
schrieb am