Test: Saints Row (2006) (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
28.08.2006
Q1 2007
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ab 26,90€
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Dem gegenüber stehen eine umfangreiche Animationsbibliothek, die zusammen mit Havok-Physik für eine lebensnahe Bewegungsdarstellung sowie Kollisionsabfrage nahezu aller Figuren sorgt. Nicht zu vergessen die imposanten Explosionen, die vor allem beim Hochjagen von Autos für Freude auf der Netzhaut sorgen und die auch nach dem Hundertsten Mal immer noch ein Hingucker sind.
Ebenfalls gratulieren kann man den Designern der verschiedenen Stadtteile: Industrieviertel, Geschäftsbezirke, Slums oder auch Stilwaters Chinatown-Variante - egal wo man hinschaut, findet man kennzeichnende Merkmale, die einem eine lebendige Stadt suggerieren. Abgerundet wird der Atmosphäre-Kuchen durch ein unabhängiges Wettersystem, bei dem nur Schnee vergeblich gesucht wird.

Die Kirche der 3rd Street Saints ist einer der zahlreichen Orte, an die ihr euch zurückziehen könnt.
Konservative Altlasten


So sehr es Volition auch geschafft hat, den Gangsta-Ausflug mit schmackhaften Detail-Verbesserungen zu versehen, so sehr enttäuscht das Team in mancher Hinsicht. Nehmen wir z.B. die KI, die es nicht wirklich wert ist, den Titel "Intelligenz der nächsten Generation" zu tragen. Es sei denn, die nächste Generation stellt sich bei der PISA-Studie ähnlich peinlich an wie bei der letzten. Sicher: Auch GTA ist nicht gerade ein Beispiel für intelligente Angriffsroutinen. Aber gerade in diesem Bereich hätte ich mir mehr Fortschritt gewünscht. Stattdessen bekomme ich eine faire, aber auch immer leicht vorhersehbare KI, deren fortgeschrittenere Version bei Bosskämpfen sich nur durch eine höhere Zielgenauigkeit und einem häufigeren Versuch äußert, die Deckung zu nutzen.

Dummerweise betreffen die KI-Macken auch hin und wieder die eigenen Mannen, die entweder mit euch mitlaufen oder die es in manchen Missionen zu schützten gilt. Und gerade hier sorgt künstliche Dummheit immer wieder für Falten auf der Stirn: So z.B. wenn euer Kumpel in einem geklauten Laster sitzt und sich entschlossen hat, vor der nächsten Hauswand zu parken, während die Gegner ihm das Führerhaus samt Insassen zu zerschießen, was natürlich das Ergebnis "Mission gescheitert" zur Folge hat.

Auch die im Vergleich zu den direkten Vorbildern vergleichsweise schmale Bandbreite an Fahrzeugen, bei denen z.B. Boote und flugfähige Vehikel vollkommen fehlen, stößt etwas sauer auf. Eine kleine Entschädigung dafür findet man nur im Detail: Die integrierten Fahrzeuge gibt es in einem ganzen Haufen von Zustandsformen, so dass euch die hoch getunte Version eines Sportwagens genauso begegnen kann wie eine Variante, die sich auf ihrer letzten Fahrt befindet. Das sorgt für ein Quäntchen Atmosphäre und zeigt Liebe zum Detail, kann aber das Fehlen von Flugzeugen, Helikoptern (die von NPCs geflogen werden können) oder Booten nicht aufwiegen.

Die akustische Seite Stilwaters hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite haben wir gelungene Sprachausgabe (u.a. von Michael Clarke Duncan), die den Charakteren glaubwürdige Tiefe verleiht. Auch die ballistischen Effekte sowie das sonore Dröhnen der Auto-Motoren können sich hören lassen.
Aber: Nur weil der Soundtrack satte 120 Songs bietet und wie bei der GTA-Serie auf Radiostationen verteilt ist, heißt das noch lange nicht, dass unter dem Strich das Ergebnis identisch ist. Denn dafür wirkt die Musikauswahl, die von Rock bis Klassik nahezu alles abgreift, zu beliebig und austauschbar. Sie ist einfach da, ohne wie z.B. bei Vice City ein essenzieller Bestandteil der Gesamtatmosphäre zu sein.

Haben wir schon erwähnt, dass man sich an den Explosionen nicht satt sehen kann?
Gangsta-Kriege


Gespannt waren wir natürlich auch ob der schmackhaft scheinenden Mehrspieler-Modi. Diese bleiben zwar letztendlich mit ihrer auf wenige Modi beschränkten Auswahl sowie der Beschränkung auf maximal zwölf Spieler etwas hinter den Erwartungen zurück und tragen letztlich nicht dazu bei, das Spiel unter dem Strich aufzuwerten, doch eine nette Ergänzung sind sie allemal.

Neben den Deathmatch-Varianten Gangsta Brawl und Big-Ass Chains, die Instant-Action mit nur wenig Tiefgang, aber viel Explosionskraft bieten, zeigen Protect-The-Pimp und der Blinged-Out-Ride strategische Ansätze, erweisen sich aber auch nicht als die absoluten Heilsbringer. Ebenso wenig wie der Co-Op-Modus, der inhaltlich leider vom Offline-Spiel losgelöst ist und auch nur über Xbox Live gespielt werden kann.

Allerdings ist man als deutscher Spieler limitiert: Man kann nur Verbindungen zu weiteren deutschen Spielern aufbauen, da Saints Row hierzulande in wenigen für das Spiel irrelevanten Punkten verändert wurde. Der große Vergleich mit Gangs aus aller Welt bleibt aus, was die Motivation etwas nach unten drückt.          
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Kommentare

Greaea schrieb am
Ich habe Saints Row 1 nur kurz gezockt.
Aber den 2 durch, und finde ihn bedeutend besser als GTA 4.
In Saints Row ist der Spielspass drin, den es bei GTA 3 noch gab.
Die Autosteuerung in GTA 4 finde ich besonders schlecht, richtig geile Verfolgungsfahrten kann man fast nicht mehr machen, wegen der Kamera,
und der Fahrsteuerung.
Da war es wirklich ein Segen, das bei Saints Row das gute alte Arcade Feeling rüberkommt.
Kein Nachjustieren mit dem 2 Stick oder ggf. mit der Maus, wie bei GTA 4.
Und die Story, und alles was man drumherum machen kann, ist auch sehr gut.
Wem GTA3, Vice City und ggf. noch GTA SA, gefallen hat, ist bei Saint Row (2) genau richtig.
GTA 4 ist sicher auch ein gutes Spiel, aber ich kann es mit dieser Steuerung nicht genießen, nichtmal weil sie realistisch sein soll.
Sondern weil sie nicht ausgereift ist, meiner Meinung nach.
Ich kann SR nur empfehlen, vieleicht mal aus der Videothek ausborgen.
gerritbox schrieb am
So, grad mal für läppische 5 ? bei amazon bestellt. Hoffentlich isses nur halb so gut wie GTA 4.
Taristos schrieb am
Ich finde das Schadensmodell etwas enttäuschend oder habe es bisher nicht entdecken können. Nach etlichem "An Häuser fahr" und "Gegen andere Autos fahr" konnte ich kein wirklich überzeugendes Schadensmodell heraussehen. Gut manchmal wackelt der Kofferraum oder die Motorhaube fliegt ab und manchmal fehlt auch ne Tür, aber bis auf einige kleine Dellen bei übertriebenen Unfällen kann ich mich an sonst nichts erfreuen. Klar wenn das Auto dann nach zuvielen Auffahrunfällen und Schüssen dann in die LUft fliegt sieht die Explosion natürlich toll aus.
Irre ich mich jezz bei meiner Äußerung oder hat Saints Row in Sachen Schadensmodell wirklich etwas zurückgeschraubt?
PS: Das von GTA war natürlich etwas übertrieben, aber es hat Laune gemacht :D
schrieb am