Test: Too Human (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
29.08.2008
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ab 26,70€
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Doch wer Akustik und Musik schon anspricht, darf den Soundtrack nicht vergessen. Warum eine Untermalung, die vom Regisseur so sträflich vernachlässigt wird, überhaupt der Rede wert ist? Weil sie zu den kraftvollsten, wehmütigsten und schönsten ihrer Art gehört! Tatsächlich sind die vom FILMharmonic Orchestra and Choir Prague eingespielten Melodien der einzige makelloser Höhepunkt in Too Human. Dass Komponist Steve Henifin trotz Eternal Darkness und Twin Snakes ein recht unbekannter Name ist, dürfte sich jedenfalls bald ändern.

Den biederen Filmen zum Trotz: Es sind die kämpferischen Trommeln, welche das Verhauen der immer gleichen Gegnermassen mit dem Beginn eines großen Krieges verbinden. Es ist das traurige Thema beim Auftritt der Walküren, welches die viel zu lange Wiederbelebungs-Sequenz erträglich macht. Und es sind allein die Stimmen des Prager Chors, welche die
Heimdall gehört zu den überzeugenden Charakteren...
weitläufigen, furchtbar leeren Areale mit Leben füllen. Denn auch spielerisch entpuppt sich Silicon Knights' Langschläfer als ein Kandidat für die "gut gedacht, teils schlecht gemacht"-Auszeichnung.

Elfenhafte Roboter

Gut gedacht, weil die ungewöhnliche Steuerung nach einer langen Gewöhnungsphase flott von der Hand geht und einige coole Finessen erlaubt. Schlecht gemacht, weil die so entfachte martialische Brillanz von technischen Kleinigkeiten ausgebremst wird und sich in unglaublich einfallslosen Schauplätzen verläuft. Schuld daran sind nicht die Kulissen selbst - im Gegenteil! Die teilweise riesigen Innen- und Außenareale füllen problemlos den epischen Rahmen, in dem sich die ideenlose Inszenierung noch verliert. Aus Stein geschlagene Mauern und eiserne Konstruktionen erstrecken sich scheinbar kilometerweit in die Höhe, in einigen Hallen erreichen nicht einmal gigantische Statuen die Decke. Man kann der Kulisse ihre sterile Kälte vorwerfen - das schiere Ausmaß der fast greifbaren Schauplätze ist allerdings beeindruckend!

Umso bedauerlicher ist es, dass der manuelle Kameradreh (umständlich zu handhaben über linken Bumper plus rechten Stick) nur ein kleines Stück in alle Richtungen schwenkt. Einen Eindruck vom Gesamtbild darf man sich so nie verschaffen, von echter Übersicht ganz zu schweigen. Viel bedauerlicher ist die Tatsache, dass die Technik mit der eindrucksvollen Kulisse nicht Schritt halten kann. Spätestens, wenn sich ein Dutzend Gegner im Fokus einer Nahaufnahme befinden, kommt Baldur ins Stolpern. Oder er bleibt in der Luft hängen, weil unter ihm ein Untoter steht - lasst es einen der Roboter-Alben, mechanoiden Kobolde sowie androiden Trolle sein, weil sich die Mischung aus Science-Fiction und Fantasy auch in den Monstern widerspiegelt. Auf jeden Fall ist es ärgerlich, wenn der
... Freya nicht.
Kampf wegen technischer Probleme holprig wird und deshalb das Timing für Baldurs schnell aneinander gereihte Attacken nicht mehr stimmt.

Gut kombiniert

Schließlich sind es diese Kombos, mit denen Odins Sohn im Nahkampf den größten Schaden anrichtet. Und den hat er gegen die übergroße Gegnerschar bitter nötig. Böse ausgedrückt bietet das Spiel nämlich nur deshalb gelegentlich eine Herausforderung, weil die Entwickler eine riesige Herde Widersacher gen Baldur hetzen. Dafür verliert Baldur nichts, wenn er nach seinem Ableben und einer auf Dauer viel zu langen Sterbeszene zu einem der teilweise weit entfernten Rücksetzpunkte geschickt wird. Selbst große Bossgegner sind keine Herausforderung, weil er sie durch bloßes Umkreisen-und-Dauerfeuern besiegen kann. Auch ein auf Nahkampf spezialisierter Held ist auf diesem Weg erfolgreicher. Aber zurück zu den Massenschlachten gegen das gemeine Fußvolk, dem ihr am besten mit einer Kombination aus Fern- und Nahkampfangriffen auf den Pelz rückt - hauptsächlich deshalb, weil euch die Fausthiebe der zwei Mann hohen Troll-Roboter aus den Latschen hauen. Deshalb ist es ratsam, deren Rüstungsteile (Kopf, Arme, Beine) nach und nach weich zu schießen, um im Anschluss das darunter liegende Körperteil zu verschrotten. Erst wenn der komplette Mini-Koloss über kein brauchbares Metall mehr verfügt, fällt er zusammen. Natürlich könntet ihr ihn auch zur Hälfte erledigen, dann in seinen Rücken sprinten, eine Taste zu drücken und ihm so auf den Kopf springen. Dort angekommen reicht euch immerhin ein einziger Schlag und der Zwischengegner zerbirst in seine Einzelteile.      
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Kommentare

Flux Capacitor schrieb am
Auch wenn ich hier eine Leiche aus dem Keller hole! Das Spiel (Und einige anderen) gibt es aktuelle GRATIS im Xbox Store für Xbox One. Wer also nach laaanger Zeit mal reinschnuppern möchte...
Zaifur schrieb am
ich finde das game auch nicht schlecht. der test beschreibt aber auch alle wichtigen stationen, die ein test abdecken sollte. da hab ich andere tests gesehen, wo man schon rausliest, dass dem spiel von vornherein keine chance gegeben wird...
als ich too human dann gespielt hab, hats einen wirklich motiviert und an manchen stellen denkt man "wow das game hatte echt potential"... schade nur dass es nicht konsequent ausgeschöpft wurde.
in den ersten 10-20 minuten fragt man sich noch, ob man wirklich das too human in der box hat, was überall so "schlecht" abgeschnitten haben soll. denn da kommt noch richtig laune auf. da metzelt man einzelne mobs mit coolen air combos nieder oder ballert sie in der luft "haltend" über den haufen.
auch der cyberspace ist atmosphärisch sehr gelungen nur läuft man wirklich "nur" rum hat auch nur rudimentäre interaktionsmöglichkeiten, was einen unvermittelt etwas an ältere nintendo games erinnert (nix gg. nintendo).
aber es gibt leider leider viel zu viele macken und die story ist wirklich sehr "fadig" umgesetzt. vor allem so kurz... man steht am ende noch nicht mal loki gegenüber sondern hel, seiner untoten tochter. silicon knights will ernsthaft ein sequel rausbringen (soviel ich gehört hab, soll sogar eine trilogy entstehen). auf der homepage von silicon knights wird wohl auch händeringend nach neuen leuten gesucht (würd mich ja anbieten aber ich hab keine offiziell veröffentlichten spiele auf meinem cv stehen ;)
naja über diese ganzen macken kann ich ab und zu hinwegsehen aber was mich im allgemeinen an too human gestört hat, war dass man an so vielen stellen den eindruck von einem "unfertigen" spiel vermittelt bekommt.
da brüten die jungs von silicon knights 10 jahre auf dem game und dabei kommt sowas raus? shame on you!!!
trotzdem, das spiel hat was. athmosphärisch sehr ansprechend, grafik geht voll ok und ich war ernsthaft am überlegen ob ichs noch ein 2. mal durchspiele... was ich aber dann doch gelassen hab ;)
GamePrince schrieb am
So, hab mir das Spiel jetzt auch mal geholt.
Hab es inzwischen einmal durch, bin grad beim zweiten Durchlauf und hab gut 20 Std. mit dem Spiel verbracht und ich muss sagen, das Game macht richtig Fun.
Ich hab noch lange nicht genug und es macht mehr Spaß, als z.B. Ninja Gaiden 2.
Die Mischung aus Hack'n Slay und Shooter kombiniert mit der Mischung aus Mytholigie und Sci-Fi ist genial und das Gameplay zündet voll bei mir.
Ich liebe es und bereue den Kauf bzw. den Tausch nicht. ^^
Meine Wertung: 86 %.
Master Chief 1978 schrieb am
70% gehen voll in Ordnung! Habs mir am Releasetag geholt und auch die Demo gezockt! Mir gefällts ich mein SCI - FI und die Nordischen Göttersagen in einem Spiel? Yeah genau mein ding! Ja es ist nicht das beste Spiel aller zeiten und ich denke auch Microsoft hat ein wenig druck bei den Silikon Rittern gemacht damit es endlich kommt. Was mich am meisten stört ist die mit 12 stunden für ein Action - RPG viel zu kurze Spieldauer! Aber das ist bei heutigen Spielen ja des öfteren so! Des weiteren hätte sich Nintendo das Game sicher auch für sich gewünscht! Entwickelt Nintendo eigentlich noch ernsthafte Spiele? Oder werde ich jetzt nur noch mit Wario Wares und so weiter Zugeschmissen?
Kuttentroll schrieb am
@rezman
bei dem Ergebniss kein Wunder das Nintendo nicht weiter mit dem Team Arbeiten wollte.
Eher umgekehrt.... :wink:
schrieb am