Vorschau: Grand Theft Auto 4: The Ballad of Gay Tony (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Grand Theft Auto 4: The Ballad of Gay Tony
Entwickler:
Publisher: Take 2
Release:
29.10.2009
Spielinfo Bilder Videos
Wer der Meinung war, dass Johnny Klebitz, der griesgrämige Protagonist der ersten GTA 4-Episode »The Lost and Damned«, eine viel zu zivilisierte Sprache pflegte, der wird bei »The Ballad of Gay Tony« (BOGT) erleichtert aufatmen: Aaah, endlich wieder Bitchmotherfuckerwhore-Slang wie in San Andreas!  Freunde der Klischeefraktion mögen anmerken, dass das ja auch kein Wunder sei, schließlich ist der Held einmal mehr ein Schwarzer, aber ich bin davon überzeugt, dass selbst Schneewittchen eine gut durchblutete Sprache entwickeln würde, wenn sie in einer Stadt wie Liberty City leben würde.

Liberty City von oben

Die Ballade des schwulen Tony dreht sich erstaunlicherweise nicht um Liberty Citys glitzernden König des Nachtlebens, sondern um seinen Assistenten Luis Lopez, dessen sexuelle Ausrichtung nicht näher beleuchtet wird. Dafür ist schnell klar, dass er vor allem eines kann: Die dreckige Wäsche seines Arbeitgebers waschen, vorzugsweise mit einer Waffe in der Hand - wie der neuen P90 Maschinenpistole oder 
Dem Helikopter kommt in The Ballad of Gay Tony ebenso sehr große Bedeutung zu....
einem vollautomatischen Maschinengewehr. Die Story, die in dieser Episode erzählt wird, ist eigenständig, wobei es wieder einmal Überlappungen geben wird, sowohl mit GTA 4 als auch mit The Lost and Damned.

Technisch folgt die neue Episode der Vorgehensweise der ersten: Die GTA 4-Engine dient als Grundgerüst und wird lediglich um neue Effekte sowie generelles Bugfixing erweitert. Gay Tony schwebt als Download zu euch, und zwar einmal mehr exklusiv für die Xbox 360 - vorläufig jedenfalls. 1.600 MS-Punkte wird das Spiel kosten, was ziemlich genau 20 Euro entspricht. Damit ist's aber noch nicht getan, denn wie gewohnt wird GTA 4 zum Starten des Spiels benötigt. Wem all das zu viel Arbeit und das Internetzeug suspekt ist, der kann auch zur zeitgleich erscheinenden Disc-Version greifen, die »Episodes from Liberty City« betitelt ist, beide Episoden enthält und auch ohne GTA 4 lauffähig ist.

Im Gegensatz zur Technik geht BOGT spielerisch in eine leicht neue Richtung, nämlich die der Over the Top-Action der 80er-Jahre-Krachbumms-Filme. Soziale Kontakte schön und gut, aber in erster Linie soll es an allen Ecken und Enden mächtig rummsen! Kein Wunder also, dass es gleich in der ersten Mission, die ich spielen konnte, ordentlich zur Sache geht: Ein fieser russischer Mafioso, der mit einem beeindruckend tiefen Akzent spricht, befiehlt Luis, ihn im Helikopter möglichst weit in die Lüfte über Star Junction zu befördern. In vielen Metern Höhe angekommen übernimmt er den Pilotensitz und hält seinem Beifahrer einen Fallschirm vor die Nase. Ja wie jetzt - rausspringen? Jaha, genau wie in San Andreas darf auch hier endlich wieder die Stadt von oben begrüßt werden! Am Schirm baumelnd steuere ich wackelig auf das Ziel zu, das Dach eines markierten Hochhauses. Okay, die Landung vermassele ich,
...wie dem Fallschirm. Endlich kann Liberty City gemütlich aus der Luft erkundet werden!
woraufhin die Mission vorbei ist - dankbarerweise gibt es innerhalb der Aufträge Checkpunkte, also muss ich nicht alles von vorn machen. Beim zweiten Versuch setze ich da auf, wo ich hingehöre, allerdings verfolgt eine Überwachungskamera das Holterdipolter - vorbei ist's mit der Ninja-Methode, ab sofort spricht die MP! Gefühlte hundert leblose Bodyguards später (die ich unter anderen aus ihren Verstecken locken konnte, indem ich über ihnen verlaufende Heizungsrohre zerballerte, woraufhin sie kreischend hervorsprangen) bin ich am Ziel angelangt - ein nassforscher Typ im Trainingsanzug, der noch zu verhandeln versucht, bevor er den langen, von einem harten Aufprall gekrönten Weg zur Fensterscheibe hinaus antritt. Oha, mehr Wachen. Hey, ich habe ja immer noch den Fallschirm, und das Fenster steht ohnehin gerade offen - nichts wie raus da! Und an dieser Stelle ist noch lange nicht Schluss, denn da wartet ja noch die Flucht im Truck...

Mehr Helikopter! Mehr Helikopter!

Die »Action, Action über alles«-Einstellung wurde auch in einer anderen Mission überdeutlich rübergebracht: Von einer Brücke springe ich auf einen fahrenden Zug, zücke das Automatik-MG und warte geduldig auf die heranschwirrenden Polizei-Helikopter - die in beeindruckend fetten Explosionen vergehen! Einer nach dem anderen hat der großkalibrigen Wumme nicht viel entgegen zu setzen, zwischendurch sorgen auch geskriptete Szenen für Extra-Dramatik - wenn etwa ein Hubschrauber nahe an Luis' Gesicht vorbei in sein Verderben schabt. Der Abschluss dieser packenden fünf Minuten ist die Entkoppelung des vordersten Wagens, der sofort von einem Transport-Hubschrauber abgeholt wird - wobei sich Luis fluchend am Waggon festhält, bis er endlich abgesetzt wird. In einem weiteren Auftrag kommt abermals ein Helikopter zum Zuge, der allerdings erst
Thematisch entfernt sich die neue Episode drastisch von ihrem Vorgänger: Statt Lederkluft und Motorenöl gibt es jetzt luftige Partyklamotten und House-Musik.
geklaut werden muss: Also zische ich mit einem Schnellboot zu einer Luxusyacht, auf deren Oberdeck ein neu entwickelter Kampfhubschrauber herumsteht - sowas ist natürlich schnell geklaut, wogegen zwar die Wachen etwas haben, aber das ist ja traditionell eines der kleineren Probleme innerhalb der GTA-Serie. Kaum ist der Heli in Luis' Besitz und ein paar Kilometer von der Yacht entfernt, kommt über Funk eine neue Anweisung - ob er denn nicht die Freundlichkeit haben könnte, das soeben verlassene Schiff noch schnell zu versenken, das wäre super. Kein Problem, schließlich befinden sich ja genug Raketen an Bord.

Die Entwickler versprechen um die 20 Missionen dieser Art, bei denen es pausenlos zur Sache gehen soll. Aber natürlich kommt der Rockstar-typische Humor nicht zu kurz, ganz besonders in Sachen Design bekloppter Figuren macht den Jungs um die Houser-Brüder so schnell keiner etwas vor. Das Ambiente entfernt sich von der Rockerszene der vorangegangenen Episode und geht mehr in Richtung Nightlife - Parallelen zu Vice City können gezogen werden. Dafür spricht auch das grundsätzliche Grafikdesign: Alles ist dezent rosa gehalten, von der Waffen- und Munitionsanzeige über die Missionsnamen bis hin zum Hintergrund der Minimap - und das Pausenmenü ist von einem wunderbaren Regenbogenmuster durchzogen.

     
 

AUSBLICK



Wenn’s nach mir geht, kann es nicht genug GTA-Episoden geben: Sowohl das Hauptprogramm als auch The Lost and Damned haben überdeutlich bewiesen, wer im Bereich der Gangster-Sandbox-Spiele die dicken Hosen an hat! Zwar müssen die Entwickler aufpassen, dass sich das Spielkonzept in der immergleichen Stadt nicht auf Dauer erschöpft, außerdem beginnt die Engine erste Alterserscheinungen zu zeigen - aber die von  mir gespielten Missionen waren sowohl in ihrer Ausführung als auch in der Betonung der schnellen Action in jeder Hinsicht ein Volltreffer. Ich glaube fest daran, dass auch der schwule Tony bzw. sein handlungsfreudiger Assistent die GTA-Fans dieser Welt einmal mehr fest im Griff haben werden. Mich haben sie jedenfalls schon.

Ersteindruck: sehr gut

Kommentare

Happyflow schrieb am
jop sind alle dabei !!! Sehen jetz übrigens teilweise cooler aus! :wink:
CLIFFIOSO schrieb am
Ist denn schon klar ob alle Waffen, die es bei The Lost & Damned und dem anfänglichen GTA IV gab, auch bei Gay Tony dabei sind?
chotwm1 schrieb am
Fallschirm :)
man wie ich mich darauf frühe.
ich kaufe mir aber Episodes from Liberty City(Diskversion) da ich the lost and damned auch noch nicht habe.
Master Chief 1978 schrieb am
Richtig die bleiben Boxclusiv! Und was soll der quatsch mit der Six Axxis? Das ist doch der größte Schrott den Sony sich jeh ausgedacht hat, billlig kopiert sonst nix un kein vergleich zur Wii steuerung und die mag ich auch nicht! :D
schrieb am