Ost trifft West
Der spielerische Leiter und Produzent Toshihiro Nagoshi spricht ganz offen von der Annäherung an Gears of War, will aber gleichzeitig Westliches mit Östlichem verbinden. Und genau wie in seinem Yakuza will er viele Elemente miteinander verbinden. Und so gibt es Bosskämpfe gegen gigantische Riesenroboter. Es gibt eine Rutschpartie entlang einer Dutzende Stockwerke tiefen Mauer. Es gibt eine Speedbootfahrt, wechselnde Teammitglieder und Geld für Abschüsse, von dem bessere Waffen und Ausrüstung bezahlt werden. Das alles nur in den ersten paar Stunden - auf lange Sicht soll es eine
Video:
"Das Zeitalter der Maschinen" - so stellen es sich die Yakuza-Macher vor.
Achterbahnfahrt durch die Welt der Actionspiele werden.
Ganz wichtig ist Nagoshi aber auch die Gruppendynamik: Teammitglieder sollen nicht nur auf Sprachbefehle reagieren, sie sollen sich mit ihren Aussagen und ihrem Verhalten auch dem Verhalten und den Äußerungen des Spielers anpassen. Sie reagieren etwa zerknirscht, wenn man ihnen nicht zu Hilfe kommt oder wenn man auf sie schießt. Und sie stellen Fragen, deren Antwort die Sympathiewerte steigen oder fallen lassen.
Die Armee der Zukunft
Aber von welchem Team ist überhaupt die Rede? Was ist das für eine Truppe, die im Tokio des Jahres 2080 gefährliche Androiden ausschalten soll? Es ist ein bunter Haufen, der sich hier zusammenrauft: Dan Marshall und Kumpel Big Bo werden in ein Tokio geschickt, das zum großen Teil vom Meer überschwemmt wurde. Klassisch: Während einfache Menschen in den Ruinen des heutigen Tokio wie in Slums leben, hat es sich die Mehrheit in neu erschaffenen Hochebenen bequem gemacht. Unten ist es grau, kalt und dreckig. Oben beherrscht weißer Hochglanz das Bild. Doch die gesellschaftlichen Probleme stehen scheinbar nicht im Vordergrund. Im Zentrum steht die Frage, wie menschlich künstlich
Mensch oder Maschine? Genau wie Blade Runner oder Ghost in the Shell geht Binary Domain der bekannten Frage nach.
erschaffene Lebewesen sein dürfen. Androiden, die wie Menschen aussehen, die sich sogar selbst für Menschen halten, dürfen etwa nicht hergestellt werden. Es gibt sie aber und so erhält Dan den Auftrag, das Problem zu lösen.
Rick Deckard, Data, Motoko Kusanagi und wie sie alle heißen... wovon Binary Domain erzählt, hat man längst tausendmal gehört, gelesen oder gesehen: Alles dreht sich um die menschelnden Androiden. Es würde mich nicht wundern, wenn Dan selbst aus Metall und Draht bestünde. Mindestens einen Cyborg dürfte es in seinem Team mit Sicherheit geben. Ich mag das Szenario - mitgerissen hat mich seine tausendste Auflage in den ersten Stunden allerdings nicht. Kann Nagoshi dem vertrauten Fundament vielleicht später noch ungewöhnliche Facetten entlocken? Immerhin hat er bis zum Ende der Vorschau-Version bereits zwei Momente inszeniert, die auf drastische Art und Weise das Schicksal der künstlichen Menschen verdeutlichen. Androiden werden offenbar so geächtet, dass sie schonungslos hingerichtet werden. Ist die harte Inszenierung Selbstzweck oder baut Nagoshi auf diesem Weg ein cleveres Drama auf? Das Vorschau-Spiel endet leider, als der Trupp gerade in den heilen oberen Ebenen ankommt und die eigentliche Geschichte zünden könnte.