Partynächte in Colorado
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Festival-Atmosphäre, offene Welt und Fahren mit Stil: Horizon ist nicht unbedingt das, was man mit Forza in Verbindung bringen würde.
Der VW Corrado ist nicht nur in meinem Freundeskreis ein begehrtes Tuning-Objekt, sondern erfreut sich generell einer großen Beliebtheit unter Autobastlern. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass man seine Karriere in Forza Horizon ausgerechnet hinter dem Steuer des betagten, aber immer noch stylischen Sportwagens aus Wolfsburg in Angriff nimmt. Schon auf dem Weg zum fiktiven Festival in Herzen Colorados werden zwei Dinge deutlich: Zum einen wird der Soundtrack fantastisch! Der britische DJ Rob da Bank hat für die drei fiktiven Radiosender des Spiels insgesamt 66 Tracks mit über sechs Stunden Spielzeit zusammengestellt, die sich von Rock über Elektroklänge bis hin zum angesagten Dubstep erstrecken und sowohl aktuelle Hits als auch Klassiker beinhalten - teilweise auch in extrem coolen Remix-Versionen. Bisher führte mein Weg bei Forza-Spielen immer zuerst in die Optionen, um dort die Musik abzuschalten. Hier würde ich gar nicht erst auf die Idee kommen - nein, ich werde vermutlich sogar die Lautstärke richtig aufdrehen! Beim Fahren war ich ständig am mitwippen - sei es beim entspannten Cruisen oder im Rahmen der Rennveranstaltungen. In Horizon sind Musik und DJ-Moderationen ein wesentlicher Bestandteil des Spiels, durch den die Festival-Atmosphäre überhaupt erst zustande kommt.
Zum anderen wird deutlich, dass Turn 10 und Playground Games ihr Versprechen halten: Ohne zuschaltbare Hilfen wie ABS und Traktionskontrolle fühlt sich dieses Forza hinsichtlich der Fahrphysik fast genauso an wie die großen Simulations-Brüder. Da bricht das Heck aus, wenn man zu euphorisch das Gaspedal bearbeitet, während andere Boliden zum Untersteuern neigen oder bei harten Bremsmanövern ins Schlingern kommen. Die Sorge, dass der Anspruch zugunsten einer besseren Zugänglichkeit massiv zurückgeschraubt und die Steuerung auf Arcade getrimmt wird, ist also unbegründet - zum Glück.
Rasen mit Stil...und Härte
Abwechslungsreiche Strecken, tolle Panoramen, Tag-/Nachtwechsel: Das virtuelle Colorado hat einiges zu bieten.
Trotzdem finden sich einige Elemente, die man eher mit Arcade-Rennspielen verbindet: So gibt es insgesamt 35 Fahrmanöver und Kombos, für die man mit Punkten und damit einer gesteigerten Beliebtheit beim Publikum belohnt wird. Dazu gehören z.B. knappes Überholen, Sprünge sowie lässige Drifts. Eindruck zu schinden, ist das A und O, denn nur wer mit Stil fährt und Siege verbucht, steigt in Rang auf und gewinnt Armbänder, die Zugang zu neuen Veranstaltungen gewähren. Bei den Positionskämpfen geht es hier außerdem härter zur Sache, denn im Gegensatz zu Motorsports wird auch mal ungestraft abgekürzt und bei Duellen die Eisenstange ausgepackt. Das Schadensmodell wurde deshalb auf die Kosmetik reduziert - Auswirkungen auf die Fahrphysik muss man selbst nach heftigen Rempeleinlagen nicht befürchten. In diesen Momenten wird klar, warum die Entwickler den Titel gerne als „Action-Rennspiel“ bezeichnen. Doch gerade durch die Kombination aus Arcade-Elementen und dem geforderten Anspruch hinter dem Steuer hebt sich Horizon von Need for Speed, Burnout & Co ab... Gleichzeitig ist der normale Straßenverkehr beim Erkunden der Welt oder speziellen Wettbewerben ein weiteres Elemente, mit dem sich Forza-Spieler bisher nicht auseinandersetzen mussten.
Alle vereint
Das Festival-Gelände, das vor allem bei Nacht mit Feuerwerk und Leuchtstrahlern beeindruckend wirkt, fungiert als Zentrale und Hub der Spielwelt. Hier findet man nicht zur Autohändler, sondern kann sich auch als Tuner und Lackierer versuchen. Dabei bietet Horizon alles, was man von einem Forza-Titel erwartet: Der Editor zum Erstellen von Aufklebern und Videos wurde quasi unverändert übernommen, so dass man alle nötigen Werkzeuge bekommt, um kleine Kunstwerke zu basteln. Wer bereits in Forza Motorsport viele Stunden in das Erstellen von Lackierungen investiert hat, wird sich freuen, dass man die vorhandenen Mustergruppen in Horizon importieren darf. Das war’s dann aber auch mit gemeinsamen Inhalten: Theoretisch würden sich gemeinsame DLC-Pakete mit neuen Fahrzeugen anbieten, doch unterscheiden sich die Horizon-Modelle aufgrund anderer Shader von den Exemplaren aus Forza Motorsport. Man wird also zweigleisig fahren und parallel in jedem Monat neue Inhalte anbieten. Für Dezember ist sogar ein großes Expansion Pack geplant, das deutlich mehr bieten soll als zusätzliche Boliden.
Straßenschilder brauch man eigentlich nicht, da das Navigationssystem ausgezeichnete Dienste leistet.
Im Tuningbereich findet man ebenfalls alles, was man erwartet: Mit Teilen wie Sportauspuff, Turboladern und Rennfahrwerk verwandelt man selbst PS-schwache Serienwagen in Ferrari-Killer. Daml einer Auswahl an Front-, Heck- und Seitenschürzen sowie ansehnlichen Felgen poliert man zusätzlich zur Leistung auch die Optik auf. Feineinstellungen beim Setup müssen dagegen aus nachvollziehbaren Gründen weichen: Bei Forza Motorsport werden Einstellungen am Fahrwerk, der Aerodynamik oder am Getriebe speziell für die jeweiligen Kurse abgestimmt. In einer offenen Welt ergibt eine solche Option dagegen nur wenig Sinn, so dass man den Verlust verschmerzen kann.