Schweini, Poldi, KlinsiIn einem Punkt lässt sich EA nicht die Butter vom Brot nehmen: Lizenzen. Obwohl Konami immer mehr originale Teams integriert, wird euch nur in FIFA 06 das ganze internationale Namens- und Vereinsbuffet serviert: Egal ob erste oder zweite Liga, Europa oder Südamerika - alle Mannschaften sind dabei. Ihr könnt sogar vor dem Spielstart manuell sämtliche Transfers abwickeln.
Und in der deutschen Nationalelf halten natürlich auch alle jungen Wilden Einzug: Schweinsteiger, Hildebrand, Huth und Podolski.
Begleitet von einer blitzsauberen Präsentation, die Originaltöne
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Die Weite des Platzes wird erneut sehr gut simuliert: Flankenwechsel und Linienläufe gibt's in perfekter Kulisse. (PC) |
der WM 54 mit rockigen Gitarren und Traumtorszenen mixt, entsteht umgehend Fußballfieber.
Wegfall bekannter FeaturesAuf dem Platz fällt gegenüber dem Vorjahr eines sofort auf: die Streichung umstrittener Features. Zum einen wurde das statische Eckensystem ad acta gelegt. Ihr könnt das Leder jetzt wieder frei in den Strafraum flanken, ohne dass es dort zu einem vorher festgelegten Zweikampf kommt. Außerdem ist die umständliche Off-the-Ball-Kontrolle weggefallen: Musstet ihr letztes Jahr noch gezielt Stürmer in der Spitze für einen langen Pass markieren, dürft ihr den Ball jetzt manuell nach Augenmaß passen. Diese beiden Maßnahmen sorgen für einen Tick mehr Freiheit und kreative Luft. Allerdings rauben sie FIFA 06 etwas von seiner Eigenständigkeit und rücken es deutlicher Richtung Konkurrenz. Die Nähe zu Pro Evolution Soccer 5 kann man übrigens noch verstärken, wenn man die Steuerung komplett an den Genrekönig anpasst und sich weitere kleine Zusätze anschaut: Vorteilsregel, Marseille-Dreher per Kreisbewegung, Ball durch die Beine laufen lassen, Schnelltaktiken – FIFA 06 fährt deutlich im Windschatten der Japaner.
Alte Stärken & SwächenAber wie fühlt sich das Spiel an? Zunächst zeigt der Kick seine bekannten Stärken: Zu einer hervorragenden Zuschauerkulisse mit lebensecht wirkenden Profis und herrlichen Grätsch- sowie Torwartanimationen gesellen sich die Weite des Raumes mit schönen Flankenwechseln sowie die intuitive First Touch-Kontrolle - der beste Zusatz des Vorjahres: Schon vor der Ballannahme könnt ihr über den rechten Analogstick die Stoßrichtung bestimmen und Verteidiger elegant aussteigen lassen.
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Ronaldinho kurz vor dem Einnetzen: Die Zweikampfanimationen wirken noch natürlicher. (PC) |
Allerdings ist es auch bei den bekannten Schwächen geblieben: Die unbefriedigende Ballphysik lässt das Leder immer noch zu leicht wirken, Kurzpässe scheinen wie am Faden gezogen und die Offensiv-KI antizipiert einfach zu wenige Flanken. Zwar kann man den Ball mit flachen und hohen Pässen in die Tiefe spielen, aber die Flügelflitzer lassen beim Spurt in den freien Raum genau so Eigeninitiative vermissen wie die Verteidiger-KI beim Pressing im Mittelfeld.
Dribblings & BallkontrolleFIFA 06 spielt ähnlich wie im Vorjahr, kann sich aber in einem Bereich verbessern: Dribblings und Ballkontrolle. Die Finten, Übersteiger und Vorleger liegen auf dem rechten Analogstick und lassen sich intuitiver handhaben. Außerdem sorgt die neue Tempoverzögerung über die Spezialknöpfe für elegantes Rückwärts- und Seitwärtstänzeln, so dass man einen Angreifer gezielt nach hinten locken und dann an ihm vorbei ziehen kann. Diese neue Ballbeherrschung ist die größte Stärke des neuen EA-Kicks. Unsere Xbox-Fassung litt noch unter erheblichen Rucklern, die hoffentlich in der Testversion nicht mehr auftauchen. Außerdem sollte man dringend einige veraltete Fangesänge wie "Es gibt nur einen Rudi Völler!" sowie die peinlichen Kommentare überarbeiten, die sowohl den nötigen Enthusiasmus als auch die passende Situationsbeschreibung vermissen lassen. In einem Spiel, das die Faszination des Ballsports möglichst hautnah auf den Fernseher bringen will, darf man nicht Sätze wie "Das ist ja wie im richtigen Fußball!" abgeben.
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Im Editor könnt ihr euch einen Kicker nach Maß erstellen. (PC) |
Auf Hoeneß' SpurenIm Manager-Modus führt ihr wie gehabt ein Team über bis zu 15 Jahre hinweg an die Spitze des internationalen Fußballs. Ihr könnt Sponsoren mit Zielvorgaben wählen, Eintrittspreise festlegen, Trainer engagieren und nach Talenten suchen. Zwar wird nicht wie in komplexen Managern in Euro abgerechnet, aber das Punktesystem ist transparent:
Das Gehalt eurer Profis wird einfach von den Ticket-, Sponsoren- und Turniereinnahmen abgezogen. Vor Top-Spielen könnt ihr die Preise erhöhen, um extra Gewinn zu machen. Kleine Ereignisse wie z.B. eine Reparaturanfrage für den maroden Mannschaftsbus sorgen für Abwechslung. Ihr könnt entscheiden, ob ihr den Karren in die Werkstatt schickt, gleich einen neuen kauft oder das Anliegen ignoriert. Eure Entscheidung wirkt sich genau so auf die Moral eures Teams aus wie Siegesserien. Ansonsten gibt’s die üblichen Modi inklusive Freundschaftsspiele, Turniere und Online-Matches. Schade ist, dass auch dieses Jahr kein attraktives Training inklusive Übungen auf dem Programm steht – es bleibt bei Ecken, Freistößen und dem freien Spiel.