Test: Pro Evolution Soccer 2010 (Sport)

von Jörg Luibl



Pro Evolution Soccer 2010
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
29.04.2010
06.2010
29.04.2010
29.04.2010
22.10.2009
29.04.2010
19.11.2009
Spielinfo Bilder Videos
Fußball ist das große Theater der Leidenschaften und Floskeln. Mal gewinnt man, mal verliert man. Wer mehr Tore schießt, hat am Ende Recht. Und selbst das Seil der stärksten Serie reißt irgendwann. Das musste Rekordmeister PES letztes Jahr erfahren, als man von FIFA überholt wurde. Können die Japaner wieder zu alter Stärke finden?

Der fast perfekte Kick

Wer erinnert sich? Das ist eine Szene aus PES 6, das im Jahr 2006 auf der PlayStation 2 satte 92% erobern konnte. Im selben Jahr gabe es die technisch schwache Premiere für die Xbox 360.
Es gab mal eine Zeit, da ging es nicht darum ob Pro Evolution Soccer besser ist als FIFA. Das war ohnehin klar, wenn man selbst mit Leidenschaft gekickt und die Magie einer Simulation gesucht hat.

Es ging nur darum, wie viel besser die Japaner diese Begeisterung einfangen, die von Fußball ausgehen kann. Es ging zur Zeit eines Pro Evolution Soccer 6 (PES 6) letztlich nur noch um die Frage der Perfektion - satte 92% hatte das Spiel auf der PlayStation 2 im Jahr 2006 erobert. Wir haben bei jedem Tor gequiekt wie junge Ferkel.

Die kreativen Entwickler um Shingo "Seabass" Takatsuka waren verdammt nah dran am ultimativen Kick. Vor allem deshalb, weil sich PES im direkten Vergleich mit der Konkurrenz wie TIF oder FIFA auch ohne Lizenzen und großes Tamtam immer da besser anfühlte, wo es drauf ankam: auf'm Platz. Es lagen Welten zwischen einem Vollspannpfund in PES und einem Flatterspanngleiter in FIFA. Spielspaß entsteht immer im absoluten Vergleich des aktuell Erlebten - und damals klingelten über Jahre hinweg nur in Konamis Fußballkarton die Platinglocken, weil die Konkurrenz auf Arcadeniveau klimperte.

Das gnadenlose Momentum

Damals konnten wir über FIFA nur müde lächeln, haben jedes Turnier mitgespielt und gratulierten dem Meister der Ballphysik, Shingo "Seabass" Takatsuka, am liebsten persönlich.
Keine Serie hält ewig. Und es gibt auch in der Spielentwicklung so etwas wie ein Momentum, einen Augenblick des Wechsels, der die Kräfteverhältnisse plötzlich ändern kann.

Das geschieht derzeit im virtuellen Kampfsport, wo der Neuling UFC 2009: Undisputed  mit seiner freien Schlag-, Ring- & Trittmechanik den langjährigen Meister WWE SmackDown! vs. Raw 2010  bedrängt. Plötzlich verliert ein altgedientes Spiel an Faszination, obwohl es selbst nicht viel falsch macht, sich vielleicht sogar im Kleinen verbessert, aber eben vom direkten Vergleich des Reizvolleren überschattet wird - das ist der Darwinismus der Spielewelt. Und meist zeichnet sich dieser Verlust an Dominanz vorher ab.

Also zurück zum Fußball: Seltsamer Weise folgte auf die Geburt der neuen Konsolen Xbox 360 und PS3 der schleichende Niedergang der kreativen, aber letztlich zu konservativen Japaner beim nahezu gleichzeitigen Aufstieg der unermüdlichen, aber auch dynamischeren Amerikaner. Wir haben das zunächst gar nicht richtig wahrgenommen, denn der Nimbus der Japaner war noch genau so stark wie die Macht der Gewohnheit: Wir haben es uns über die Jahre quasi so richtig gemütlich gespielt, uns auch an klare Defizite gewöhnt, die vermehrt nach PES 6 auftraten.

Der Aufstieg von FIFA

Zum ersten Mal ist die deutsche Nationalmannschaft komplett dabei, allerdings mit einigen seltsamen Spielerwerten - und es gibt leider keinen einzigen deutschen Club. 
Das lag auch daran, dass EA nicht umgehend etwas Besseres anbieten konnte; allerdings haben sie auch nicht geschlafen.

Sie haben sich die überlegene Konkurrenz aus Fernost über die Jahre verdammt gut angeschaut, unermüdlich wesentliche Elemente kopiert und in das eigene FIFA integriert - von vielen Pass-Finessen bis hin zur Ballannahme und Steuerungsbelegung. Würde es ein Urheberrecht für virtuelle Fußballmechanismen geben, wäre dieses FIFA nie entstanden oder von Japan aus in die Bedeutungslosigkeit geklagt worden.

Lange Zeit wirkte das aber nicht nur dreist, sondern wie der Mut der Verzweiflung. Lange Zeit griffen die kopierten Elemente nicht ineinander und in dieser Übergangsphase zehrte Konami noch von seinen Erfolgen, baute vor allem im PC-Bereich zu Recht seine Dominanz auf. Aber dann funkte es zum ersten Mal so auf dem FIFA-Platz wie man es bisher nur von PES kannte. Hinzu kam die perfekte Präsentation inkl. lebendiger Stadien, wuchtiger Fangesänge und Online-Komfort, wie man es heutzutage in High Definition erwartet. Wenn es ein Momentum zugunsten EAs gab, dann kann man es auf den Geburtstag von FIFA 09 datieren.
                                  

Kommentare

Kralex68 schrieb am
OldSnake hat geschrieben:Ich hab das Spiel jetzt seit Erscheinen ausgiebig gezockt, und ich muss ganz klar sagen, dass es das schlechteste PES ist, das ich je gespielt habe. Und ich dachte, dass PES 2009 extrem schlecht war, aber dazu später.
Vieles wird schon im Test erwähnt, aber was mich zum Wahnsinn treibt ist dieser Delay beim Passen. Da wird dann teilweise erst Sekunden später abgespielt und da man dabei noch mit dem Spieler läuft und zwangsläufig in eine Richtung mit Stick/Steuerkreuz drückt, kommt es oft genug vor, dass total deneben oder der falsche Mann angespielt wird. Auch bei den Pässen in den Lauf hab ich schon extrem oft Situationen gehabt, in denen der Spieler nicht zum total freien Mann, der zum Tor durch kann, passt sondern irgendwo anders hin.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Verteidigung. Persönlich finde ich Grätschen noch viel schwieriger zu timen als in 2009er, aber bei Spielern wie C. Ronaldo, Kaka oder Messi hat man fast keine andere Möglichkeit, wenn diese in vollem Lauf loslegen. Es ist einfach zu leicht, mit einem dieser Spieler mit gedrücktem R1 Knopf durchzulaufen.
Auch die Abwehrspieler leisten sich teils unglaubliche Böcke, dass man sich nur aufregen kann.
Unglaublich ist auch die Ballphysik, teilweise hüpft da der Ball, nachdem er abprallt völlig unrealistisch weg, das gab es so noch nie in einem PES. Ich hab mal aus Jux PES 6 wieder eingelegt, und das war, obwohl PS2 einfach in vielen Belangen meilenweit überlegen.
Im Online Modus wurde zwar insgesamt von der Performance her aufgewerter, die Menüführung ist immer noch extrem unkomfortabel.
Viel schlimmer ist es aber, wenn man Online zockt. In 95% der Fälle spielt man gegen Real Madrid oder Barca, meist irgendwelche Deppen, die einfach nur die üblichen Verdächtigen Messi, Ronaldo oder Kaka utilisieren. Ich hatte mich schon im Thread zu PES 2009 darüber ausgekotzt, und im 2010 ist es wie ich finde noch schlimmer. Ich jedenfalls kann diese Kiddies, die wohl den ganzen Tag nur dahocken...
Zockero schrieb am
Ich muss den Thread auch aus der Versenkung holen, da ich auf eure Hilfe angewiesen bin (besitze die UK-Version).
Ich bin zwar beim Club-Ranking (Meisterliga) seit Anfang Saison die Nummer 1, jedoch wollen keine Superstars zu mir wechseln. Wenn es möglich ist, wechseln nur Spieler mit einem maximalen Overall von 80 zu mir.
Muss man wie beim Fussball Manager eine Art Prestige oder so erreichen? Sorry für die Anfänger-Frage (bin zwar schon seit Pro Evo 3 dabei :oops:), aber ich will mir ein richtiges Dreamteam zusammenbasteln.
Master Chief 1978 schrieb am
Hallo ihr, hoffe das liest noch jemand.
Also ich denke gerade darüber nach mir PES 2010 für die Box zu holen und mein Fifa 10 wegen einer erneuten Abneigung gegen EA zu veräussern. Und ich hätte mal ein paar fragen zu PES.
1. Gibt es noch die Freie Liga die man selber Editieren kann?
2. Wenn ja, können diese Teams diesmal an der Meisterliga Teilnehmen?
3. Wie ist der Editor im allgemeinen so bzw. was kann man alles editieren? (Wappen, Trikots usw.)
4. Wie wird die Xbox Live Cam Unterstüzt, immernoch Trikotwerbung und Gesichter?
5. Wurde an den Schiris noch gedreht per patch?
Ich denke das wär erstmal so das Gröbste, wäre nett wenn mir jemand ein paar Infos zukommen lassen würde. Danke schonmal! :)
mms schrieb am
Ich finde das Spiel trozdem besser als nur 82.
OldSnake schrieb am
Ich hab das Spiel jetzt seit Erscheinen ausgiebig gezockt, und ich muss ganz klar sagen, dass es das schlechteste PES ist, das ich je gespielt habe. Und ich dachte, dass PES 2009 extrem schlecht war, aber dazu später.
Vieles wird schon im Test erwähnt, aber was mich zum Wahnsinn treibt ist dieser Delay beim Passen. Da wird dann teilweise erst Sekunden später abgespielt und da man dabei noch mit dem Spieler läuft und zwangsläufig in eine Richtung mit Stick/Steuerkreuz drückt, kommt es oft genug vor, dass total deneben oder der falsche Mann angespielt wird. Auch bei den Pässen in den Lauf hab ich schon extrem oft Situationen gehabt, in denen der Spieler nicht zum total freien Mann, der zum Tor durch kann, passt sondern irgendwo anders hin.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Verteidigung. Persönlich finde ich Grätschen noch viel schwieriger zu timen als in 2009er, aber bei Spielern wie C. Ronaldo, Kaka oder Messi hat man fast keine andere Möglichkeit, wenn diese in vollem Lauf loslegen. Es ist einfach zu leicht, mit einem dieser Spieler mit gedrücktem R1 Knopf durchzulaufen.
Auch die Abwehrspieler leisten sich teils unglaubliche Böcke, dass man sich nur aufregen kann.
Unglaublich ist auch die Ballphysik, teilweise hüpft da der Ball, nachdem er abprallt völlig unrealistisch weg, das gab es so noch nie in einem PES. Ich hab mal aus Jux PES 6 wieder eingelegt, und das war, obwohl PS2 einfach in vielen Belangen meilenweit überlegen.
Im Online Modus wurde zwar insgesamt von der Performance her aufgewerter, die Menüführung ist immer noch extrem unkomfortabel.
Viel schlimmer ist es aber, wenn man Online zockt. In 95% der Fälle spielt man gegen Real Madrid oder Barca, meist irgendwelche Deppen, die einfach nur die üblichen Verdächtigen Messi, Ronaldo oder Kaka utilisieren. Ich hatte mich schon im Thread zu PES 2009 darüber ausgekotzt, und im 2010 ist es wie ich finde noch schlimmer. Ich jedenfalls kann diese Kiddies, die wohl den ganzen Tag nur dahocken und mit R1 rumdribbeln,...
schrieb am