Einmal um die Brettspielwelt
Nintendo wäre nicht Nintendo, wenn sie nicht sogar in eine Brettspielsammlung einen kleinen Storymodus einbauen würden: Auf einem Globus finden sich nach und nach immer mehr kleine Figuren ein, die mir ihre Lieblings-Spiele vorstellen wollen. Während ein Mädel aus Brasilien eher eine Reihe von Kartenspielen bevorzugt, stellt ein Junge aus Japan mir seine liebsten landestypischen Titel wie Shogi oder Hanafuda vor. Noch nie gehört? Genau das ist das Tolle daran, denn „Worldwide Games“ ist wörtlich gemeint: Nach und nach entdeckt man selbst als Kenner immer mehr Brettspiele aus der ganzen Welt, die vor dem Start kurz und verständlich erklärt werden. Für meinen Geschmack hätte man sich jedoch dringend die Auftritte der Figuren sparen sollen, die sehr peinlich eingesprochen wurden und mit Witzen wie „Mein Name ist Brett, Spielbrett“ definitiv nicht zünden.
Für jeden was dabei!
"Spieleexperten" aus der ganzen Welt stellen auf einem Globus ihre Lieblingsspiele vor.
Die Auswahl der 51 Spiele ist beeindruckend - und findet sich so in keiner einzigen physischen Brettspielsammlung: Neben Klassikern wie Dame, Mühle, Mensch ärgere dich nicht und Schach gibt es eine breite Auswahl an Kartenspielen wie Poker oder Uno, aber auch Actionspiele wie Panzerkämpfe, Air-Hockey, Fußball, eine Autorennbahn, Schiebepuzzle und sogar ein Klavier. So ist für jeden was dabei und selbst mit Freunden, die keine Brettspiele mögen, kamen einige spaßige Partien zu Stande. Anstatt Figuren übers Spielbrett zu ziehen, konnte ich hier ähnlich wie damals bei Wii Sports mit einer Runde Boxen oder einem kleinen Schieß-Parcours punkten. Alle Spiele sind sehr simpel gehalten, die Regeln schnell erklärt und die Steuerung auf wenige Knöpfe beschränkt. Daher ist die Sammlung für Nicht-Spieler, Kinder und ältere Menschen gut geeignet.
Richtig cool sind die zahlreichen Möglichkeiten, wie man die Titel spielt: Man kann alleine gegen die KI antreten, online gegen Freunde oder andere Spieler, lokal an einer Switch entweder über Touch oder mit zwei Joy-Cons. Richtig genial ist die „Local Multiplayer Guest Edition“, die es bis zu drei Leuten ermöglicht auf ihrer eigenen Switch mitzuspielen, so lange eine Person das Spiel besitzt. Schnell die Demo im eShop runterladen und schon kann man kostenlos auf alle Multiplayer-Spiele zugreifen. Besitzt niemand das Spiel, können zumindest vier Titel ausprobiert werden.
Viele der Tische und Spielräume sind zu simpel gestaltet und reizen die digitalen Möglichkeiten nicht aus.
Bei einigen ausgewählten Spielen kann man sogar die Welt physisch mit seinen Konsolen erweitern: So wird die Strecke der Autorennbahn erweitert, indem man zwei Switch aneinanderlegt, das Klavier hat plötzlich viel mehr Tasten, oder die Strecken des Panzerspiels können je nach Position der Konsolen frei verändert werden. Eine tolle Idee, die dringend in mehr Spielen einkehren sollte - gerade jetzt, wo immer mehr Leute eine Switch besitzen.
Langeweile für Brettspiel-Enthusiasten?
Gerade für Gelegenheitsspieler oder eine schnelle Runde in der Bahn oder im Urlaub ist die Sammlung sehr gelungen. Ich als großer Brettspielfan musste jedoch schnell feststellen, dass die meisten Spiele mich bereits nach ein, zwei Versuchen langweilten. Der Ableger von „Bust a Move“ besitzt nur eine umständliche Möglichkeit, dem Gegner Kugeln auf seinen Bildschirm zu schicken; der Shooter hat immer nur die selbe Abfolge von Zügen und Raumschiffen; Schach bietet keine abwechslungsreichen Bretter oder Modi. Ich würde daher immer lieber zu den umfangreichen Einzelversionen der Spiele greifen und musste doch immer wieder feststellen, dass bei vielen der Klassiker wie Dame oder Halma einfach die physische Interaktion mit den Figuren und Steinen fehlte. Immer wieder denselben Knopf auf der Switch zu drücken, ist einfach nicht dasselbe wie kleine Kugeln auf einem Spielbrett springen zu lassen.
Neben klassischen Brettspielen gibt es auch einige spaßige Mini-Spiele.
Die Gestaltung der zahlreichen virtuellen Spiele und Räume ist sehr einfach gehalten, um nicht abzulenken und möglichst viele Zielgruppen anzusprechen. Mir war das gewählte Design jedoch meist zu steril und ich bevorzuge digitale Brettspiele, die die technischen Möglichkeiten auch wirklich ausreizen. Wenn man die Schachfiguren theoretisch gegeneinander kämpfen lassen kann, Dame in einem Aquarium oder Poker in einem Casino spielen kann, ist es etwas enttäuschend, wenn die Spiele nur auf einem Holztisch mit einer Kaffeetasse stehen.