Test: Project Wingman (Simulation)

von Benjamin Schmädig



Project Wingman: Auf den Spuren von Ace Combat
Auf den Spuren von Ace Combat
Entwickler:
Publisher: Humble Games
Release:
01.12.2020
01.12.2020
01.12.2020
01.12.2020
01.12.2020
Erhältlich: Digital (GOG, Steam)
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ab 12,50€
Spielinfo Bilder Videos
Project Wingman erinnert nicht nur irgendwie an Ace Combat; es folgt ganz offensichtlich der Formel des großen Vorbilds, wenn es packende Dogfights inszeniert, ohne in die Tiefen einer Simulation hinabzusteigen. Und das tut es sogar auf erfreulich hochwertige Art und Weise. Neue Höhen erreicht es dabei nicht, aber manches haben die Independent-Flieger ihren namhaften Vorbildern sogar voraus. Höchste Zeit daher, dass wir für einen Test ins Cockpit steigen, um den fiktiven Luftraum sichern.

Hör- statt Drehbuch

Fiktiv ist die virtuelle Welt, weil es zwar unsere ist, ihre Geschichte allerdings eine andere. Nur die Vorzeichen sind natürlich vertraut, denn wenn sich die kaskadische Republik an der Westküste Nordamerikas von der Pazifischen Föderation lossagt, löst das einen bewaffneten Konflikt aus, den das frisch für unabhängig erklärte Land nicht alleine durchstehen kann. Kaskadien heuert deshalb Söldner an, um seine militärischen Stärke zu vergrößern, darunter Monarch, dessen oder deren Rolle man hier übernimmt.

Mit von der Partie sind außerdem ihre bzw. seine Mitstreiter, über deren Funksprüche und Einsatzbesprechungen man die Ereignisse der gut 20 Missionen verfolgt. Erwartet kein cool inszeniertes Top Gun! Stimmen ohne Gesichter sind alles, was Project Wingman in Sachen Erzählung auffährt, und das fällt vor allem dort auf, wo das stumme Alter Ego wie ein Geist ohne Charakter erscheint und nicht einmal im Profilbild zu sehen ist.

Stark vereinfacht

Project Wingman erzählt seine Geschichte nicht in packenden Filmszenen, sondern über die Gespräche unter den Piloten.
Project Wingman erzählt seine Geschichte nicht in packenden Filmszenen, sondern über die Gespräche unter den Piloten. (PC)
Macht nichts. Wer braucht schon Handlung, wenn’s um das Handling von Düsenjägern geht? Und das fühlt sich verdammt gut an! Mit einer Simulation hat es selbstverständlich nichts am Hut. Simples Beschleunigen reicht zum Abheben, Redout und Blackout spielen selbst beim Fliegen enger Kurven keine Rolle und sämtliche Anzeigen sowie Rückmeldungen werden stark vereinfacht dargestellt. Mit über 150 Raketen an Bord sind die Jets zudem besser bestückt als manches Großkampfschiff.

Und in Teilen ist diese Einfachheit durchaus bedauerlich. Dass man zumindest hin und wieder den eigenen Blutdruck im Auge haben sollte, wäre z.B. eine gelungene Ergänzung, während das HUD sowie akustische Rückmeldungen deutlicher auf Gefahren hinweisen könnten. Abgesehen davon kann man markierte Ziele nicht immer schnell genug von anderen Anzeigen unterscheiden und das Durchschalten aller feindlichen Objekte in ungefährer Blickrichtung ist als einzige manuelle Zielauswahl viel zu ungenau. Wer mit VR-Headset im Cockpit sitzt, kann beim Fliegen durch Wolken schließlich kaum ausmachen, ob die Nase gen Boden oder Himmel zeigt. Vertikale Markierungen an den Rändern der Höhenlinien könnten das ändern, fehlen aber.

Top-Gun-Romantik

Besonders in VR geht die unkomplizierte Action dabei auf. (Rift)
Besonders in VR geht die unkomplizierte Action auf, denn das Mittendringefühl ist famos. (Rift)
Nur was das Fliegen als solches angeht, trifft Project Wingman eben voll ins Schwarze: Mit Finesse schwingt man die Jäger von einer Seite auf die andere, reiht Loopings aneinander – und wähnt sich trotzdem immer in einem realitätsnahen Flugzeug. Die grundlegende Physik funktioniert so gut, dass man sich als Fliegerass fühlt, während man reihenweise Gegner vom Himmel holt. Meist dreht man dabei einfache Kreise, setzt gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden aber auch komplexe Manöver ein, um Raketen möglichst effizient einzusetzen und das Maschinengewehr im richtigen Augenblick auf einen Angreifer zu richten. Auch den Schub muss man nicht zwingend im Auge behalten, obwohl man sich durch überlegtes Beschleunigen und Bremsen entscheidende Vorteile erarbeitet.

Klasse finde ich außerdem die Inszenierung, wenn man kurz vor Sonnenuntergang über einer belagerten Stadt oder im Regen unter tief hängenden Wolken kämpft und dabei zusieht, wie Wasser auf den Scheiben des Cockpits in Richtung Heck fließt. Nicht zu vergessen auch, wie der gedämpfte Knall von Explosionen in größerer Entfernung erst nach kurzer Verzögerung zu hören ist. Mit anderen Worten: So wenig das auf die Erzählung  zutrifft, so sehr erweckt das eigentliche Spiel eine ebenso verklärte wie gerade noch bodenständige Top-Gun-Romantik zum Leben.
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Kommentare

HellToKitty schrieb am
Danny. hat geschrieben: ?12.03.2021 15:07 hatte mir daraufhin mal DCS geladen, aber das ist dann wieder das andere Extrem - da Simulation
doch auch da kann man teilweise gar nicht, teilweise nur indirekt mit dem Cockpit interagieren
Das kommt ganz darauf an, welche Flugzeugmodule du fliegst. Es gibt sehr wohl welche, die mehr oder weniger das komplette Cockpit simulieren. Ansonsten macht der Vergleich von DCS mit Project Wingman so viel Sinn, wie der Vergleich Micromachines mit Dirt :Blauesauge:
Dat Scharger schrieb am
So spaßig ich das Gameplay auch fand, muss ich leider sagen, dass ich die Geschichte sehr enttäuschend fand. Grundtenor ist dass sie immerhin besser ist als in AC7 - was ich nicht bewerten kann, da ich Letzteres nicht gespielt hab - und persönlich mochte ich sie auch, bis plötzlich der Abspann lief.
Ich will natürlich nicht spoilern, sondern nur sagen, dass sich der Plot anfühlt, als wäre dem Team mittendrin das Geld ausgegangen und er darum schleunigst abgeschlossen werden musste. Mehrere Handlungsstränge werden eingeführt, nur um entweder gar nicht oder unzureichend aufgelöst zu werden. Und dann das Ende... uuuugh...
Schade um die eigene Welt, die ist an sich richtig spannend. Nur machen sie kaum was draus und man muss sich das Meiste aus der, zugegeben umfangreichen, Ingame-Datenbank ziehen.
Naja, vielleicht in einem DLC oder sie stellen irgendwann einen Nachfolger auf die Beine.
str.scrm schrieb am
also Hut ab erstmal, was 3 Leute da auf die Beine gestellt haben
ich hatte es mir vor kurzem geholt, aber wieder zurückgegeben
es ist zwar wahnsinnig cool in VR, aber wenn ich trotzdem mit Controller spielen muss, ohne dass ich mit meinen Händen im interaktiven Cockpit umher klicken kann, lohnt sich das für mich nicht
hatte mir daraufhin mal DCS geladen, aber das ist dann wieder das andere Extrem - da Simulation
doch auch da kann man teilweise gar nicht, teilweise nur indirekt mit dem Cockpit interagieren
so ein Spiel bietet sich absolut an für VR und ich finde es schade, dass es bis heute noch nichts brauchbares gibt in dem Genre
ich wöllte nicht mal eine Story und schon gar keine peinlich kitschige wie in Ace Combat 7
einfach ein Dutzend Karten und dann free flight und nach Belieben mit Feinden
dafür aber eine Hand voll Flugzeuge in denen ich mit den Touch Controllern auch jeden Schalter inkl. Schleudersitz betätigen kann und auch verschiedene Wettersituationen habe - vereiste Scheibe und sowas
das ist ja nun kein undenkbares Mammutprojekt :Blauesauge:
schrieb am

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