Test: Still Life (Adventure)

von Bodo Naser



Still Life
Entwickler:
Publisher: Flashpoint
Release:
18.05.2005
09.05.2005
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ab 22,95€
Spielinfo Bilder Videos
Wer hat mitten im vorweihnachtlich dekorierten Chicago fünf Frauen auf grausame Weise misshandelt, ermordet und verstümmelt? Zwar führen einige Spuren ins Prostituiertenmilieu, einen Verdächtigen konnte das FBI bislang jedoch nicht präsentieren. Höchste Zeit also, dass ihr Licht ins Dunkel der polizeilichen Ermittlungen bringt. Wir haben uns mit Microids finsterem "Whodunnit" auf die Suche nach dem Mörder gemacht.

Der Mörder ist...

...nicht immer der Gärtner, zumal bei modernen Kriminalfällen meist gar keine Häuser mit ausladenden Gartenanlagen mehr vorkommen. Aber auch allzu verschrobene Künstler mit seltsamen Neigungen geraten schnell in den Fokus der Ermittlungen, wenn es um Serienmord wie bei Sieben, From Hell oder Das Schweigen der Lämmer geht.
Ganz anders als bei uns in der Redaktion: der Arbeitsplatz beim FBI ist aufgeräumt und übersichtlich.
Nicht von ungefähr hält die erfolgreiche Krimi-Autorin Patricia Cornwell den britischen Maler Walter Sickert für den wahren Jack the Ripper. Auch in Still Life spielen mysteriöse Frauenportraits eine gewichtige Rolle, die den Weg zum Täter weisen. Wer für die bestialischen Taten verantwortlich ist, wird natürlich nicht verraten, damit es bis zum furiosen Schlusskampf spannend bleibt.

Link in die Vergangenheit

Der unschöne Mordfall belastet die ansonsten wenig zimperliche FBI-Agentin Victoria McPherson zusehends. Sie traut ihren Augen nicht, als sie auf dem Speicher ihres Hauses zum Spaß in verstaubten Berichten ihres Großvaters stöbert. Eigentlich wollte sie bei ihrem Vater Abstand zum grausigen Geschehen gewinnen. Ihr Opa Gus, seines Zeichens Privatdetektiv und Hauptdarsteller im Quasi-Vorgänger Post Mortem, war im Prag des Jahres 1929 dem Ripper von Perovka auf der Spur, dessen Untaten seltsame Parallelen zu der Mordserie im postmodernen Chicago aufweisen. Der Täter ging fast genauso vor wie das Phantom, das Vic seit Wochen ohne großen Erfolg jagt. Bloß ein Zufall oder ist der Killer nach all den Jahrzehnten zurückgekehrt?

Brise Humor

Fortan dürft ihr neben der burschikosen Victoria abwechselnd auch deren Opa durch den kniffligen Mordfall steuern, der aber weniger laufintensiv ist als vergleichbare Adventures. Der Wechsel der Szenerie zwischen dem Prag der späten 20iger Jahre und dem heutigen Chicago sorgt für Abwechslung und tut dem ansonsten linearen Spielablauf gut, wobei die Ermittlungen mit der flotten Enkelin etwas mehr Spaß machen.
Abgesehen von den unförmigen Händen kann der Grafikstil überzeugen.
Das liegt an dem schwarzen Humor, der überall aufblitzt und die bedrückende Story letztlich erträglich macht. Etwa dann, wenn sich Vic und ein Streifenpolizist über ihren tollpatschigen Kollegen lustig machen. Die oft skurrilen Situationen sind also das Salz in der Suppe, obwohl ihr bei den vielen Dialogen nur entscheiden könnt, ob ihr beruflich oder privat fragen wollt - das sind weniger Fragemöglichkeiten als bei Post Mortem.  

Simple Ermittlungsarbeit

Leider kommt die Polizeiarbeit dabei etwas zu kurz. Zwar müsst ihr immer wieder Spuren einsammeln, Fingerabdrücke auswerten oder Verdächtige verhören. Die Ermittlungsarbeit ist aber anders als bei Sherlock Holmes: Das Geheimnis des silbernen Ohrrings meist mit wenigen Handgriffen erledigt. Dafür bleibt Vic nicht wie ihr britischer Kollege an Einrichtungsgegenständen hängen. Bei der Lösung hilft euch zusätzlich das übersichtliche Inventar, das auch als Fallakte dient. Hier könnt ihr euch Berichte in Ruhe durchlesen oder einen näheren Blick auf Beweisstücke werfen. Eher gewöhnungsbedürftig ist die Steuerung, bei der ihr erst umständlich am richtigen Ort die Aktionstaste betätigen müsst, um einen Gegenstand zu verwenden. Eher schon ein schlechter Witz ist es, eurem aufbrausenden Vorgesetzten einen Kaffee mit der FBI-eigenen Tasse vom Automaten holen zu müssen...

      
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Kommentare

johndoe-freename-39729 schrieb am
Natürlich hast du recht, Bodo. Wenn bei Spielen, besonders bei Adventures, die Spielzeit durch erzwungenes und sinnloses Herumgelaufe hochgekünstelt wird, ist das genauso unschön. Meine Kritik richtete sich auch mehr dagegen, *SPOILER* dass StillLife plötzlich zu Ende ist, obwohl ich voller Spannung erwartet habe, wie es weiter geht (Victoria wollte ja nach L.A.) und dann läuft auf einmal der Abspann. Ich fand\\\'s ärgerlich. Dazu kommt noch, dass das Ende mehr als offen ist. Riecht für mich verdächtig nach Kommerz, bzw. Fortsetzung. *SPOILER*
Naja, ich werd\\\'s trotzdem noch ein paar mal spielen, ist halt ein super Adventure. ^^
Hoffentlich gibt\\\'s \\\'ne Fortsetzung.
4P|Bodo schrieb am
Hi Leute,
natürlich gibt es längere Adventures als Still Life. Allerdings ist noch nicht derart kurz, dass es wirklich zu kurz wäre. Der Durchschnittsspieler dürfte sowieso weit mehr als 10 Stunden dafür brauchen. Außerdem spielt ja auch die Intenstität des Erlebens eine gewisse Rolle und die stimmt zweifellos bei Microids interaktivem Thriller. Was nützt es mir, wenn ich ein langes Adventure habe, das aber keinen Spaß macht.
Die Webseite von Still Life ist derzeit tatsächlich nicht zu erreichen, so dass leider kein Online-Spiel möglich ist.
Viel Spaß beim Kniffeln,
4P|Bodo
johndoe-freename-39729 schrieb am
Sehr guter Test, stimme fast allen Kritikpunkten zu (bis auf, dass das Spiel nicht immer startet, kam bei mir noch nicht vor ^^). Ich hätte da aber noch einen weiteren, leider Negativpunkt und zwar die viel zu kurze Spielzeit. Es kann nicht sein, dass ein Adventure für immerhin 40 Euronen unter zehn Stunden zu bewerkstelligen ist. Und dabei habe ich extrem lange für das ein, oder andere Rätsel gebraucht (bes. das Dietrich-Rätsel hat\'s mir angetan, aber zum Glück gibt\'s ja Kaffee). Ist schon ärgerlich, wenn plötzlich der Abspann läuft und man geschockt feststellt: \"Wie? Das war\'s?!\". Aber ansonsten ein wirklich spannendes Spiel, das zu gefallen weiss.
P.S.: Kann es sein, dass die StillLife-HP seit kurzem down ist? Vesuche seit drei Tagen sie zu erreichen, klappt aber nicht. :(
HerrSchmidt schrieb am
Ich kann dem test nur zustimmen.
Wieso müssen die nromalen Rätsel so einfach sein und wieso muss jedes kapitel mit einem meist scheinabr unmöglichen Rätsel abgeschlossen werden.
Ich hasse es, wenn ich in Komplettlösungen nachschauen muss, aber das Truhenrätsel am Anfang und das Schlossknacken im späteren Verlauf hatten mich schon zu viele nerven gekostet.
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Wer hat mitten im vorweihnachtlichen dekorierten Chicago fünf Frauen auf grausame Weise misshandelt, ermordet und verstümmelt? Zwar führen einige Spuren ins Prostituiertenmilieu, einen richtigen Verdächtiger konnten das FBI bislang jedoch nicht präsentieren. Höchste Zeit also, dass ihr Licht ins Dunkel der polizeilichen Ermittlungen  bringt. Wir haben uns mit Microids finsteren ?Whodunnit? auf die Suche nach dem Mörder begeben.<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=3656" target="_blank">Still Life</a>
schrieb am