Jack? Keine Ahnung...
Wer ist denn überhaupt dieser Jack? Und warum sollte ich ihn kennen? Wer sich schon immer gefragt hat, warum das Quizspiel so heißt, wie es eben heißt, dem sei gesagt, dass die kreativen Köpfe hinter dem Quiz den Namen mit Bedacht gewählt haben. In der Umgangssprache bedeutet "You don't Know Jack" nämlich übersetzt so viel wie "Du hast überhaupt keine Ahnung", womit die Verbindung zum Spielkonzept treffend hergestellt wurde. So viel dazu.
Im Kern steckt freilich das gleiche Frage-und-Antwort-Spielchen, wie man es schon beim frühen Arcade-Automaten Quizshow Ende der Siebziger und in gefühlt 1000 TV-Sendungen gesehen hat. Das Besondere an You Don't Know Jack waren dagegen die ausgefallenen Kategorien wie Existentialismus & sehr große Explosionen, Reizwäsche und Rohstofffragen oder Kebab-Stand & Vaterland mit den dazugehörigen, teils schlüpfrigen Fragen, bei denen man mitunter ganz schön um die Ecke denken musste. Beispiel gefällig? "Sagen wir, Sie sind eine 16-jährige Göre und so groß wie das Universum. Wozu könnten Sie die Milchstraße eingedenk ihrer Form benutzen?", so eine Frage in der Kategorie "Her mit den kleinen Universen" mit folgenden Antwortmöglichkeiten: Als Gummiball, Verhütungsmittel, Springseil oder Wonderbra. Auch wurden eigentlich simple Fragen wie "Wie viele Saiten hat eine zwölfsaitige Gitarre?" mit der Lösungsauswahl aus zwei Schock, zwei Dutzend Minus Wurzel 144, ein Gros, zwei Dutzend minus Wurzel 81 etwas komplizierter als vermutet. Zu Beginn hatte man die Wahl zwischen einer schnellen Runde mit nur sieben Fragen oder dem vollen Programm, das sich über 21 Fragen und mehrere Runden erstreckte.
Kulturelle Barrieren
In den aktuellen Jackbox Party Packs können neben der Sprache auch kulturell bedingte Wissenslücken eine Barriere darstellen.
Wer damals die US-Version gespielt hat, wurde mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie die Spieler, die sich heute im Rahmen der Jackbox Party Packs auf die aktuellen Episoden der digitalen Rate-Show einlassen: Neben der Sprachbarriere, die durch den englischen Moderator und sein recht flottes Plappertempo entstehen könnte, sorgte und sorgt oft der Mangel an Wissen zu kulturellen Hintergründen für ein resignierendes Schulterzucken, weil man die Antworten höchstens erraten oder dem potenziellen Geldverlust mit Nichtstun entgegenwirken konnte. Was sich viele Spieler von den heutigen Jackbox-Paketen wünschen, war 1998 bereits Realität: eine deutsche Version von You Don't Know Jack! Sie erschien damit zwar drei Jahre später als das englische Original, doch gab es als Ausgleich bereits die aufgepeppte Technik und grafische Oberfläche des Nachfolgers, der in den USA bereits erhältlich war.
Dabei übersetzte man nicht nur einfach die Vorlagen des Vorbilds, sondern schmiss die spezifischen US-Fragen raus und ergänzte den allgemein halbwegs verständlichen Katalog sogar mit speziell auf Deutschland zugeschnittenen Aufgaben. "Wenn die Seeräuber den wohl erfolgreichsten Ex-Piratensender hören wollen, was müssten sie dann einschalten: Radio Energy, Hessen 3, Sender Freies Berlin oder Deutschlandfunk?" Na, wer weiß es?
Großartiger Moderator
Bei Sekt oder Selters musste man Begriffe den passenden Kategorien zuordnen.
Den Machern gelang tatsächlich das Kunststück, den Humor und Geist des englischen Originals bei der deutschen Version zu erhalten. Neben den pfiffigen Texten hat auch die exzellente Besetzung des Moderators Cookie mit Axel Mazacher dazu beigetragen, auch wenn er in nachfolgenden Teilen durch den nicht minder großartigen Kai Taschner ersetzt wurde. Genau wie das Vorbild hatte auch der deutsche "Kuki" immer einen lockeren Spruch auf den Lippen oder überraschte die Spieler nicht nur mit einer herzerfrischenden Schlagfertigkeit, sondern auch verrückten Aktionen. Auf der Suche nach dem Beruf, bei dem die Deutschen laut Umfragen die meisten Lügner vermuten, merkte er z.B. süffisant an: "Politiker gelten als die zweitgrößten Lügner, was die Theorie bestätigt, dass in der Politik immer nur die Zweitbesten zu finden sind". Trödelten die bis zu drei Kandidaten bei der Namenseingabe z.B. zu lange herum, bekamen sie schnell automatisch eine (meist hämische) Bezeichnung von dem hyperaktiven Moderator zugewiesen, den man im Gegensatz zu Buzz hier aber nie zu Gesicht bekam. Bei der Wahl der Kategorien präsentierte er sich ebenfalls ungeduldig, wenn man sich zu viel Zeit ließ. Wer es sich zudem wagte, bei Fragen mit Tippantworten das Wort "Arschloch" einzugeben, konnte ihn damit sogar zur Weißglut treiben.