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Nach einem Ausflug in einem Heißluftballon landen die beiden in einer (fast) verlassenen Ausgrabungsstätte - der Weg nach Atlantis ist nicht mehr weit! |
Das genaue Gegenteil ist der Weg der Knobelei: Hier gibt es mehr und deutlich härtere Kopfnüsse, allerdings ist Dr. Jones auch hier auf sich allein gestellt. In der Mitte davon befindet sich der Teamweg, die beste aller Varianten. Denn hier gibt es eine gesunde Mischung aus Rätselei und Action, außerdem sind Indy und Sophia zusammen unterwegs - in dieser Konstellation gibt es die meisten Lacher. Schlussendlich führen alle drei Wege zu einem Ziel, zwischendrin hat man aber völlig unterschiedliche Indy-Erlebnisse, andere Rätsel, Umgebungen, Aufgaben und Personen, die man trifft: Drei Spiele zum Preis von einem! Es gibt sogar verschiedene Enden, die alle mit Sophia zu tun haben.
Ich bin Indy!
Der hohe Anspruch des Spiels ergibt sich nicht nur aus den Puzzles - diese sind LA-typisch teilweise sehr fies, aber in sich immer schlüssig und nachvollziehbar. Gemein wird es dadurch, dass oftmals ein Zufallselement ins Spiel kommt: Die Suche nach Platos Buch ist insofern zeitaufwändig, weil sich der olle Wälzer an drei Orten befinden kann, die bei jedem Durchspielen zufällig gewählt werden. Auch der Gegenstand, den man gegen die Taube am Spieß in Algerien tauschen kann - zufallsbedingt. Außerdem nutzen die Entwickler ein paar Mal zu oft das ärgerliche Element der Bildschirmsuche nach pixelkleinen Gegenständen. Immerhin dauert diese aufgrund der mickrigen VGA-Auflösung (320x200 Punkte) nicht allzu lang…
Dieser aus heutiger Sicht lächerliche Standard war aber genug, um einige der schönsten Pixelkunstwerke der damaligen Zeit auf die flimmernden Monitore zu bannen: Wunderschöne, handgezeichnete, detailverliebte Hintergründe, satte Farben, viel Abwechslung (es gibt mehr als 200 Szenen) - The Fate of Atlantis ist auch heute noch ein echter Hingucker, angefangen beim herrlich slapstickigen Holterdipolter-Intro bis zum Happy End im Sonnenuntergang. Sehr bemerkenswert waren auch die Animationen, denn sie wurden komplett rotoskopisch erfasst: Sam&Max-Erfinder Steve Purcell setzte sich den Schlapphut auf, die Lucas Arts-Zeichnerin Collette Michaud schwang ihre Lockenpracht als Sophia. Die Bewegungen der beiden wurden per Videokamera aufgezeichnet, diese Bewegungen wurden anschließend von Michaud (die ganz nebenbei im Jahr danach Purcells Ehefrau wurde) verpixelt und nachkoloriert - fertig waren die coolen, flüssigen Bewegungen, die in allen Zoomstufen gleich abgespielt wurden.
Euch kenne ich doch!
Die Entwicklung des Spiels hat fast zwei Jahre in Anspruch genommen, wobei allein die Implementierung der drei Pfade über ein halbes Jahr dauerte. Ein Jahr nach Veröffentlichung der Disketten-Fassung wurde auch eine CD-ROM-Version auf den Markt gebracht, die durchgehende Sprachausgabe bot. Im Nachhinein ist sie aber echt nicht gut: Doug Lee als Indiana Jones ist nicht übel, auch Jane Jacobs als
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Dort angekommen geht das Abenteuer erst richtig los: In Atlantis warten die härtesten Kopfnüsse! |
Sophia macht eine solide stimmliche Figur. Und Nick Jameson als Dr. Ubermann sollte LucasArts-Fans vertraut vorkommen, verlieh er doch z.B. auch Dr. Fred Edison in
Day of the Tentacle oder Max in Sam&Max: Hit the Road sein wunderbar knarziges Organ. Andere jedoch wie der überkandidelte Marcus gehen einem ebenso schnell auf die Nerven wie das omnipräsente Rauschen - damals war durchgehende Sprachausgabe noch Neuland, und die Qualität dementsprechend bescheiden. Trotzdem: Cool war es, die knapp 8000 Dialogzeilen vorgelesen zu bekommen, auch wenn die Darstellung der Untertitel und die Sprache oft asynchron waren. Eine deutsch gesprochene Version gab es übrigens nie.
Neben dem PC wurden auch Macs sowie nach langer Wartezeit auch Amigas mit dem Besuch von Dr. Jones beehrt. Wobei letztere Fassung berüchtigt ist: Elf Disketten, die wahllos im Minutentakt gewechselt werden mussten, machten aus gebeutelten Amiga-Fans mit nur einem Laufwerk hoffnungslose DJs. Die darüber hinaus mit einem deutlich farbärmeren und langsameren Abenteuer leben mussten. Etwas besser war da schon die Version für Wii, die als Bonus dem mäßigen 2009er Abenteuer
Indiana Jones und der Stab der Könige beilag - aber auch diese Fassung hatte ihre Macken. Echte Indy-Fans greifen daher einfach zum Original nebst
ScummVM und erleben den Spaß so, wie er ursprünglich mal gedacht war: Mit der Maus in der einen und dem grübelnd gekneteten Kinn in der anderen Hand. Man trifft auf wunderbar abgedrehte Figuren, fliegt mit einem Heißluftballon über die afrikanische Wüste, fragt sich von Nomadensiedlung zu Nomadensiedlung weiter, steuert ein U-Boot und eine bizarre atlantische Maschine, gewöhnt sich in düsteren Räumen grafisch innovativ umgesetzt an die Dunkelheit - und macht treffsichere Witze über Figurenprobleme von Frauen. Alles begleitet von einem umwerfenden dynamischen Soundtrack. Es ist Liebe, nicht wahr? Ist es!
Paul Kautz
Dr. Pixel im Bild: Screenshots aus »The Fate of Atlantis«