Special: Syndicate (Oldie) (Action)

von Paul Kautz



Publisher: Electronic Arts
Release:
06.1993
kein Termin
Spielinfo Bilder  
Ab und zu muss man Fahrzeuge benutzen. Die sollten besser nicht zerstört werden, denn man braucht sie oft genug am Missionsende, um den Einsatzort wieder verlassen zu können.
Ab und zu muss man Fahrzeuge benutzen. Die sollten besser nicht zerstört werden, denn man braucht sie oft genug am Missionsende, um den Einsatzort wieder verlassen zu können.
Hin und wieder muss man auch Fahrzeuge benutzen, u.a. Polizei- und Panzerwagen. Das Gemeine dabei: Die können zerstört werden. Manchmal braucht man aber ein Vehikel, um nach erfolgreicher Mission wieder aus der Stadt rauszukommen - wenn alle Autos nur noch schwelende Blechkrümel sind, geht das nicht mehr. Nochmal von vorne bitte. Sehr ärgerlich bei langen Aufträgen, ganz besonders angesichts der Tatsache, dass es keine Möglichkeit gibt, zwischendrin den Spielstand zu sichern. Ebenfalls gemein: Ein Druck auf die Esc-Taste befördert einen ohne Umwege zum »Mission gescheitert!«-Menü. Hat man ein Land schließlich erobert, darf man an der Steuerschraube drehen, um das Bargeld zuverlässig fließen zu lassen. Allzu gierig sollte man aber nicht werden, denn wenn man die Bevölkerung auspresst, revoltiert die schon mal und verbündet sich mit einem gegnerischen Syndikat.

Das Leid der Pixel

Wer Syndicate zum ersten Mal startete, dürfte in den meisten Fällen verwundert und irritiert gewesen sein. »Irgendwas ist anders, aber… hmmmm… was?« - nun, das lässt sich leicht beantworten, Vergangenheits-Ich: Zum einen wirfst du hier gerade einen Blick in die SVGA-Zukunft (Auflösung von 640x400 statt der damals üblichen 320x200 Pixel), zum anderen zählst du gerade mal 16 statt der gewohnten 256 VGA-Farben. Wieso? VGA-Sondermodus, durch den Entwickler Bullfrog mehr Details in die höhere Auflösung stopfen konnte. Das Ganze ist simpel und stylisch, der geschickte Einsatz von Dithering lässt mehr Farben erscheinen, als tatsächlich da sind - es sind wirklich nur 16,
Technisch war Syndicate alles andere als aufregend, ganz besonders die lausigen Wegfindungsroutinen der Agenten waren schon immer nervend. Aber die grimmige Atmosphäre, die der Titel verbreitete, ist bis heute vorbildlich.
Technisch war Syndicate alles andere als aufregend, ganz besonders die lausigen Wegfindungsroutinen der Agenten waren schon immer nervend. Aber die grimmige Atmosphäre, die der Titel verbreitete, ist bis heute vorbildlich.
wie damals zu prähistorischen EGA-Zeiten. Die Iso-Ansicht ist fixiert, es gibt keine Zoom-Möglichkeit. Außerdem gehörte und gehört das Scrolling zu den zuckeligsten aller Zeiten - flüssiges Scrolling war in diesem Grafikmodus nicht drin, und zu diesen Zeiten, in denen 386er noch modern waren, auf dem PC ohnehin eine absolute Seltenheit.

Das ändert aber nichts daran, dass Syndicate vor Atmosphäre nur so sprüht! Philip K. Dick oder William Gibson wären stolz auf das grimmige, dystopische Cyberpunk-Szenario mit uniformen Bürgern, lockenden (sowie animierten) Reklametafeln und düsteren Gebäuden. Ja, es sah damals schon simpel aus, hatte aber gleichzeitig einen unwiderstehlichen Stil. Ähnliches kann man auch von dem Soundtrack aus dem Synthesizer von Russell Shaw sagen: Er wird nur spärlich genutzt, in ruhigen Momenten tropfen einsame Noten gemächlich aus den Boxen - doch kommt es zum Kampf, wird es mit Glockenschlägen und blubbernden Synthie-Flächen wunderbar abgedreht.

Und das ist schlussendlich auch der Grund dafür, warum ich Syndicate nie vergessen werde: Es macht so viel aus so wenig; es sieht einfach aus, bietet aber sehr viel Tiefe. Ähnlich wie Lemmings, nur mit Miniguns. Und es erinnert an die schöne Zeit, als mit dem Namen »Peter Molyneux« nicht in erster Linie haltlose Spiele-Versprechen assoziiert wurden.

Paul Kautz

Die Zukunft der Vergangenheit in Bildern der Gegenwart

Kommentare

LouisLoiselle schrieb am
Hab mich gefreut, als Satellite Reign gestartet wurde, aber irgendwie wirkt es mir einen Tick zu bunt.
Isegrim74 schrieb am
Nach einem Jahr des letzten Kommentars kann ich nach dem furchteinflössenden First Person Ausflug der Syndikate nun einen "echten" Nachfolger bzw. eine Neuauflage des alten Klassikers (ja, auch ich habe ihn auf meinem Amiga 600 gesuchtet) vorstellen. Einige werden schon wissen, dass ich auf den Early Access Titel "Satellite Reign" anspiele. Ich habe ihn mir gegönnt, trotz meiner Vorsicht und mittlerweile paranoiden Haltung zu EAs. Aber ich bereue den Kauf nicht. Ich habe den Titel nun seit Erscheinen auf Steam (ca. Mitte Dezember 2014). Und ich kann diesen Titel jetzt schon empfehlen. Hier steht eine echte Neuauflage der Syndikate in den Startlöchern mit vielen feinen Neuerungen und einem harten aber stets taktisch fairen Schwierigkeitsgrad. Die Entwicklung geht sehr schnell voran. Einzig eine Rahmenhandlung ist bisher kaum vorhanden, aber gab es die bei Syndicate? Der erste grosse Unterschied: es ist "fast" eine offene Welt. Hier sind die Sektoren einer namenlosen Stadt "abzuarbeiten". Das Gameplay ist dabei fast identisch. Einzig den "Überzeugungsstrahl" habe ich bisher nicht entdeckt. ;-) Die Collateralschäden unter der Bevölkerung sind aber immens, wenn Autos explodieren oder Granaten oder ein paar "Todesmutige" in den Kugelhagel der Polizei bzw. der Wachfirmen und meines vierköpfigen Agententeams laufen. Das spiel hat jetzt schon eine immense Atmosphäre, die an Filme wie Blade Runner oder Sieben erinnert und dank der Unity Engine fantastisch ausschaut (potente Rechenknechte vorausgesetzt). Die Performance muss überarbeitet werden und es gibt hier und da noch Fehler - vor allem bei der Wegfindung. Trotzdem ist es im jetzigen Status nach dem Maiupdate sehr zu empfehlen. Vor allem für Fans des Originals. Zur Not schaut man sich erst einmal ein Gameplayvideo auf YouTube an. Wenn jetzt wirklich noch ein würdiger Outcast-Nachfolger erscheint ... dann wird noch ein Traum wahr. ;-) Ach ja, es ist nach Veröffentlichung auch ein Multiplayer bzw. Coop in Planung. Ob und wie...
LouisLoiselle schrieb am
Ich erinnere mich noch an die letzte Mission, auf so einer Bohrplattform. Atlantis hiess die glaub ich. Alter, haben die mir da den Arsch aufgerissen. Da half auch keine Wundcreme mehr. Miniguns, Laser, Gausswerfer - die kamen an wie blöd und haben mit allem geschossen, was richtig weh tut. Irgendwann hab ich die dann geschafft, aber die ersten 20 Sekunden zu überleben war die Hölle^^
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Easy Lee schrieb am
Das Spiel ist leider sehr schlecht gealtert. Damals war ich unglaublich fasziniert von der Stimmung und Tiefe des Spiels, heute kann ich es kaum noch nachvollziehen. Wobei es seiner Zeit in vielerlei Hinsicht weit voraus war. Viele Elemente wurden erst viele Jahre später wieder in anderen Spielen (Commandos, GTA oder div. Games mit Customizing Features) aufgegriffen.
schrieb am