Die vier Säulen
Das Hauptmenü wird in vier Sektionen unterteilt. Das Halten des Ouya-Knopfes führt immer auf diesen Bildschirm zurück.
Wenn man die Konsole zum ersten Mal startet, muss man sich zunächst um die Einrichtung seines Profils und der Netzwerkanbindung kümmern. Beides funktioniert schnell und unkompliziert – vor allem, da man als Backer normalerweise ohnehin schon ein Konto mit seinen Nutzerdaten angelegt hat und WLAN-Zugangspunkte schnell gefunden werden. Mit dem Zugang zum Internet steht dann auch gleich das erste verpflichtende Firmware-Update auf dem Programm. Gut, denn mittlerweile wurden bereits einige Fehler ausgebügelt und das Menüsystem aufgeräumt.
Das Hauptmenü, das quasi über die Struktur des Android 4.1-Betriebssystem (Jellybean) gestülpt wurde, bietet die Auswahl zwischen Play (der eigenen Spielebibliothek), Discover (dem Ouya-eigenen Store), Make (Entwicklungsumgebung und Zugriff auf eigene Software) sowie Manage (Einstellungen). Obwohl man die Sprache auf Deutsch stellen kann, bleiben die englischen Bezeichnungen im Hauptmenü erhalten.
Wer bereits fleißig Spiele und Apps im Google Play-Store gekauft hat, wird von der Entscheidung sicher enttäuscht sein, dass Ouya einen separaten Marktplatz anbietet. Schlimmer noch: Die Play-App lässt sich nicht einmal auf dem System installieren oder verwenden. Folglich ist man gezwungen, die bereits für Handy oder Tablets erstandenen Spiele erneut zu kaufen, wenn man sie auf der Konsole verwenden will. Hier zerplatzt schnell der Traum und auch das Versprechen von der offenen Plattform, bei der alles möglich und erlaubt ist.
Von C-64 bis PlayStation
Im Store werden aktuelle Highlights hervorgehoben, die sich aber oft wiederholen. Ein gezieltes Durchsuchen von Genres ist ebenfalls möglich.
Dafür ist Ouya ein Traum für Fans von Emulatoren: Bereits jetzt finden sich im offiziellen Store zahlreiche und dazu meist kostenlose Apps, mit deren Hilfe sich ROM-Dateien von Systemen wie NES, N64, Mega Drive, PC Engine, NeoGeo und sogar Nintendo DS sowie PSOne einfach abspielen lassen. Dank Filtering-Optionen erstrahlen die Oldies sogar oft in besserer Bildqualität als die Originale und es wird mehr Komfort bei Speicherfunktionen geboten. Allerdings bewegt man sich damit rechtlich in einer Grauzone – vor allem, wenn man nicht in Besitz der Original-Software ist und die ROMS quasi als Sicherheitskopien verwendet, wird der Spaß schnell illegal. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis Sony und Nintendo einschreiten und Druck auf Ouya ausüben, die Emulatoren aus dem Store zu entfernen. Immerhin wollen die Unternehmen mit ihrer Softwarebibliothek immer noch Geld verdienen, sei es über die Virtual Console oder das PSN.
Doch selbst falls man sich dem Druck beugen sollte, bleibt immer noch Plan B, selbst die Software auf das System zu überspielen. Üer die Sideload-Funktion im Make-Bereich funktioniert das Prozedere erstaunlich einfach, sofern man einen Download-Link für die gewünschte APK-Datei bereit hat. Auf diese Weise landete z.B. der Amiga-Emulator UAE4All2 auf der Ouya und auch die kostenlose Medien-App UMBC kann man jedem empfehlen, der die Ouya in ein kleines Multimedia-Zentrum verwandeln will. Das Programm bietet Zugriff auf Fotos, Musik und Videos – sei es über den internen Speicher, externe Geräte oder das Netzwerk. Für HD-Videos reicht die Power aber anscheinend nicht aus: Sowohl unter 720p als auch 1080p werden Videos durch starkes Ruckeln beeinträchtigt – zumindest, wenn man sie über eine externe Festplatte abspielen will. Eine bessere Performance scheint man beim Streaming über einen Samba-Server zu erreichen, wie Youtube-Videos zeigen. Nachprüfen konnten wir es nicht. Auffällig ist, dass anscheinend nur analoger Ton ausgegeben wird. Möchte man die digitale Übertragung via HDMI nutzen, dröhnt lediglich ein lautes Rauschen aus den Boxen. Auch bei Spielen fällt auf, dass in der Regel nur Stereoton erklingt, obwohl rein theoretisch neben der Unterstützung von stereoskopischem 3D auch echter Raumklang über das Kabel möglich sein müsste.
Jedes Spiel bekommt eine eigene kleine Infosektion. Leider fehlt die Preisangabe.
Ganz so rund wie erhofft läuft es aber leider auch nicht bei den Emulatoren: Zwar ist die Darstellung meist erstaunlich gut und flüssig, doch hin und wieder kommt es zu Einbrüchen der Bildrate oder Soundgestotter – das betrifft nicht nur flotte Titel wie Thunderforce IV oder ein Super Turrican, sondern selbst der C-64-Emulator hat bei manchen Spielen seine Probleme, sie originalgetreu wiederzugeben. Einen guten Eindruck hinterlässt die App TuneIN, mit der man Zugriff auf die große Vielfalt des Internetradios mit seinen zahlreichen Sendern und Podcasts bekommt. Auch Twitch.tv zählt zu den Programmen, die man sich schon über den Store laden kann. Mit Kainy wird mittlerweile auch eine Anwendung angeboten, die über Remote Play den Zugriff auf PCs erlauben soll.