Resident Evil 5 (2009)
Resident Evil 5 baute 2009 auf den neuen Mechaniken des Vorgängers auf, biederte sich mit einem abermals erhöhten Actionanteil, flotteren Waffenwechseln und einem simpleren Inventar-Management aber noch deutlicher dem klassischen Third-Person-Shooter an, obwohl gleichzeitiges Bewegen und Schießen immer noch künstlich verboten wurde. Die Horror-Elemente wurden trotz neuer Mutationen und der finalen Konfrontation mit Serien-Bösewicht Albert Wesker ebenfalls weiter zurückgefahren. Einen maßgeblichen Anteil daran hatten nicht nur die vielen Schauplätze, die von den grellen Strahlen der Sonne Afrikas hell erleuchtet wurden. Auch der später bis an die Zähne bewaffnete Spezial-Agent Chris Redfield, der auch im Nahkampf ordentlich austeilen konnte, raubte dem Spiel zusammen mit der dauerpräsenten Partnerin Sheva Alomar die einsame Grusel-Atmosphäre. Bereits im Ableger Resident Evil Zero hatte Capcom erstmals mit Koop-Elementen experimentiert, die im fünften Teil weiter ausgebaut wurden. Ein minimalistisches Befehlssystem erlaubte es, der KI-Begleiterin grobe Anweisungen zu geben. Im Gegensatz zu Zero, das man lediglich alleine spielen konnte, durfte hier ein Mitspieler die Rolle des Partners übernehmen – und das sowohl online als auch lokal am geteilten Bildschirm, der aufgrund der ungewöhnlichen Aufteilung für Diskussionen sorgte. Das galt auch für das gewählte Szenario in Afrika, denn bereits die Veröffentlichung erster Spielszenen, in
Chris Redfield und Sheva Alomar zogen als Duo in den Überlebenskampf. Der Koop-Ansatz zählte zu den großen Neuerungen.
denen Chris Redfield als Weißer auf die infizierten Einheimischen einprügelte oder sich mit Waffengewalt zur Wehr setzte, resultierten in einer Rassismus-Debatte, mit der sich die Verantwortlichen auseinandersetzen mussten.
Resident Evil 5 setzte weniger spielerische, sondern eher technische Maßstäbe: Die verwendete Version 1.4 der hauseigenen MT Framework Engine erweckte Afrika mit detaillierten Kulissen, einer fantastischen Beleuchtung und aufwändig gestalteten Figuren zu Leben, deren Bewegungen mit Hilfe von Motion Capturing realisiert wurden. Vor allem wirtschaftlich hat der fünfte Teil aber einen bleibenden Eindruck innerhalb der Serie hinterlassen: Kein Spiel der Reihe verkaufte sich in Großbritannien so schnell und keins von ihnen erreichte derart traumhafte Verkaufszahlen – bis Ende 2014 gingen knapp sieben Millionen Exemplare über die Ladentheke. Das katapultierte Resident Evil 5 kommerziell nicht nur an die Spitze Reihe, sondern machte es auch zum bislang erfolgreichsten Spiel überhaupt für Capcom.
Resident Evil 6 (2012)
Motiviert und vielleicht auch etwas verblendet vom grandiosen Erfolg des Vorgängers setzte sich Capcom für Resident Evil 6 große Ziele: Bis zum Ende des Geschäftsjahres im März 2013 sollten sieben Millionen Exemplare verkauft werden – und das, obwohl das Spiel erst im Oktober 2012 auf den Markt kam. Doch dann kam alles anders, denn selbst ein Jahr nach der Veröffentlichung hechelte man dem angestrebten Quartalsziel noch knapp zwei Millionen Verkäufe hinterher. Es gab mehrere Gründe, warum der sechste Teil die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte: Obwohl der klassische Zombie als Gegner sein Comeback feierte, beerdigte Capcom den Survival Horror und transformierte die Reihe endgültig zu einem reinen Actionspiel mit fetten Explosionen und einer übertriebenen Inszenierung im Stil von Call of Duty oder den filmischen Ablegern im Kino.
Mit viel (billiger) Action, Explosionen und Krawumm verwandelte Capcom die Reihe im sechsten Teil endgültig vom Survival Horror in ein mäßiges Actionspiel.
Mit vier separaten Kampagnen lieferte man hinsichtlich des Umfangs zwar ein starkes Paket ab, doch einzig die Episode mit Leon S. Kennedy in der Hauptrolle ließ zunächst Hoffnung auf die versprochene Rückkehr zu den Horror-Wurzeln aufkeimen. Zunehmend entwickelte sich aber selbst das kleine Highlight zu einer mittelprächtigen Schießbude, die im Rahmen der schwachen Chris-Kampagne mit viel Kawumm und einem fummeligen Deckungssystem ihren Tiefpunkt erreichte. Selbst technisch hinkte man dem Vorgänger deutlich hinterher – die visuelle Pracht von Afrika wich matschigen Texturen, lieblose designten Schauplätzen und mitunter grenzwertigen Animationen. Im Test bezeichnete Jörg das Spiel als „Actionzombiebrei ohne Charakter“. Es war der Sargnagel für eine ruhmreiche Reihe, die mit Resident Evil 6 am vorläufigen Tiefpunkt angekommen war und sich und ihr Erbe abseits der Hauptserie mit furchtbaren Ablegern wie Resident Evil: Operation Raccoon City zunehmend selbst demontierte.
Resident Evil 7 - biohazard (2017)
Gelingt Capcom mit Resident Evil 7 die erneute Neuausrichtung und die angestrebte Rückkehr zum Horror?
Resident Evil 7 wird eine ähnliche Zäsur für die Serie bedeuten wie damals der vierte Teil. Mit der Umstellung auf die Ego-Perspektive und der Rückbesinnung auf eine düstere Atmosphäre orientiert sich Capcom jetzt offensichtlich an Indie-Perlen wie Outlast oder Hideo Kojimas legendärer P.T.-Demo, die dem Genre des Survival-Horror mit intensiver Inszenierung, wehrlosen Protagonisten und fiesen Schockmomenten zu einer Renaissance verholfen haben. Die bisher veröffentlichte Demo „Beginning Hour“ stimmt bereits eindrucksvoll auf das ein, was Horror-Fans erwarten dürfen – vor allem mit der VR-Unterstützung auf der PlayStation 4 deutet sich eine hammerharte Belastungsprobe für das Nervenkostüm und ein packender Überlebenskampf an. Allerdings wird erst der Test zeigen, ob Capcom die Rückbesinnung zu den Horror-Wurzeln und die Eingliederung in den Kontext der Reihe tatsächlich gelingt. Wir sind gespannt...