Hohe Produktionsqualität
Was Präsentation und Produktionsqualität angeht, zählen die Übertragungen der Live-Events weiterhin zum Besten, was man derzeit beim eSport im Allgemeinen und bei virtuellen Motorsport-Veranstaltungen im Speziellen erleben kann. Mit Moderatoren, Beiträgen und Kommentatoren in sieben Sprachen nimmt man es locker mit professionellen TV-Produktionen auf. Hinzu kommt, dass das Nebenprogramm in dieser Saison spürbar erweitert wurde. Zum einen gibt es zusätzliche Veranstaltungen wie den GR Supra GT Cup, den übrigens ebenfalls Mikail Hizal gewinnen konnte. Zum anderen scheinen auch die Autohersteller ein größeres Interesse an der Veranstaltung zu haben. So wurde der Konzeptwagen von Lamborghini nicht nur am Zeichenbrett designt, sondern als reales Modell gebaut, das in Monaco im Livestream enthüllt wurde. Zudem waren in diesem Jahr gefühlt deutlich mehr Vertreter aus der Automobilindustrie und dem realen Motorsport bei Weltfinale in Monaco vertreten. Egal ob Porsche, BMW, Mercedes, Lamborghini oder Toyota: Überall wimmelte es von Gästen, die mehr mit dem Rennsport und weniger der klassischen Spielebranche zu tun haben.
Dabei waren sie nicht nur stille Beobachter, sondern mischten teilweise sogar hinter dem Steuer mit. BMW schickte z.B. seinen DTM-Fahrer Philipp Eng im Pro Am Lauf auf die virtuellen Pisten, während die britische Rennfahrerin Jamie Chadwick sogar als Ko-Moderatorin das Renngeschehen analysierte. Selbst F1-Star Max Verstappen ließ sich beim Nations Cup blicken, wo das Finale im futuristischen Red Bull X2019 Competition ausgetragen wurde.
Lewis Hamilton gibt Gas
Einen der Höhepunkte markierte jedoch der Auftritt des mittlerweile sechsfachen Formel-Eins-Weltmeisters Lewis Hamilton, der bereits im vergangenen Jahr eine Fragerunde absolvierte, für die er sich überraschend viel Zeit nahm. Auch dieses Mal plauderte er wieder ausgiebig aus dem Nähkästchen und gab interessante Einblicke in sein Leben als Rennfahrer. So sprach er z.B. über seine begrenzte Konzentrationsfähigkeit bei Meetings oder was er am Lenkrad in einem F1-Rennen pro Runde alles verstellt, um das Maximum aus seinem Boliden herauszuholen. Aber auch über Gran Turismo Sport hatte er nette Anekdoten parat und berichtete z.B. über einen rabiaten Spieler in einem Online-Rennen, der sich durch dem Namen seiner PSN-ID zwar als Hamilton-Fan outete, den F1-Weltmeister aber rücksichtslos von der Strecke rammte, der inkognito im Cockpit saß. Auch in Monaco quetschte sich Hamilton in einen der Race-Seats, um in einem speziellen Rennen mit seinem Teamkollegen Igor Fraga gegen andere Gäste in GT Sport anzutreten.
Der sechsfache F1-Weltmeister Lewis Hamilton stellte sich nicht nur den Fragen der Fahrer, sondern lieferte sich auch ein Live-Rennen in GT Sport.
Mit der Kombination aus den offiziellen Rennen und dem ansprechenden Rahmenprogramm wirkte die Welttour im Allgemeinen und das Finale im Speziellen in diesem Jahr noch ausgefeilter und interessanter. Wenn man etwas kritisieren müsste, dann wäre es zum einen Regie, die den Live-Schnitt teilweise verschlafen hat. So wurden die Gesichter mancher Fahrer zu lange im Vollbild eingeblendet und als Zuschauer bekam man vom eigentlichen Renngeschehen zu lange nichts mehr mit. Zum anderen sollte man bei der Auswahl von Pisten und Fahrzeugen in Zukunft etwas mehr Sorgfalt walten lassen. Beim Live-Event in Tokio führte die unsinnige Kombination aus einem ungünstigen Streckenlayout und einem übermotorisierten Konzeptwagen zu einem Chaos, das nach einer Massenkarambolage sogar einen Neustart des Rennens erforderlich machte. Die Teilnehmer sollten in den Veranstaltungen zwar gefordert, aber nicht zwangsweise überfordert werden!
2020 geht es weiter
Ob die Fahrer im nächsten Jahr auch den futuristischen Konzeptwagen von Lamborghini über die Pisten scheuchen müssen?
Die dritte Saison für GT Sport ist bereits gesichert: Wie Serienschöpfer Kazunori Yamauchi in Monaco verkündete, findet der Auftakt im kommenden Jahr in Sydney statt, nachdem man 2019 in Paris, New York, Salzburg, Monaco und am Nürburgring gastierte. Der neue Weltmeister Mikail Hizal wird allerdings nicht an den Start gehen, um seinen Titel zu verteidigen. Nach eigenen Angaben benötigt er eine Auszeit, um sich auf sein Studium zu konzentrieren. Zuvor darf er allerdings zusammen mit den anderen Champions der FIA-Rennserien in Paris feiern und auf der offiziellen Preisverleihungs-Gala seine Trophäe in Empfang nehmen, für die er so lange und hart trainiert hat.