Im Bereich "Camera & Capture" können die Weite des Sichtfeldes (Field of View) und die Neigung (Roll/Pitch) eingestellt werden. Unterstützt das Spiel die "freie Kamerapositionierung", können Kamerastandort, Betrachtungswinkel, Erhöhung und Entfernung in der pausierten Spielszene komplett verändert werden. Bei The Witcher 3 kann man beispielsweise die feste Verfolgerperspektive verlassen und Geralt im Kampf von der Seite zeigen. Oder man erhöht die Kameraentfernung und versucht Landschaftsaufnahmen bei Ghost Recon Wildlands hinzubekommen. Die freie Kamera ist noch in War Thunder, Obduction, ARK: Survival Evolved, The Witness, Mirror's Edge Catalyst und Mass Effect: Andromeda verfügbar. In Dishonored 2 bleibt die Kamera hingegen starr. Die Entwickler der Spiele entscheiden selbst, welche Ansel-Funktionen sie zulassen möchten und welche nicht.
Während man bei Ghost Recon Wildlands die Kamera zum Beispiel sehr, sehr weit vom Spieler-Charakter entfernen kann, darf die freie Kamera bei Mass Effect: Andromeda nur in einem eingeschränkten und bei Watch Dogs 2 in einem sehr eingeschränkten Areal bewegen.
Bei Ghost Recon Wildlands lässt sich die freie Kamera sehr weit abseits des Spieler-Charakters platzieren. Welche Features man nutzen kann, legen die Spiele-Entwickler selbst fest.
Die freie Kamera-Unterstützung ist eines der zentrales Features von Ansel und Titel, die diese Funktion nicht nutzen, verspielen viel Foto-Potenzial.
Hat man die gewünschte Einstellung gefunden, können Filter angewandt werden. Die vordefinierten Optionen wie Schwarz-Weiß, Sepia oder Halbton erinnern ein wenig an die typischen Filter bei Instagram. Etwas mehr Auswahlmöglichkeiten in diesem Bereich wären schön gewesen. Anschließend lassen sich Kontrast, Helligkeit und Farbverstärkung etc. verändern.
Riesen-Auflösung
Interessanter wird es nun bei der Aufnahmeart. Neben der Standardoption "Screenshot" in der nativen Auflösung des Spiels kann man auf "Super Resolution" (Hohe Auflösung) stellen und JPEG-Bilder mit einer Auflösung von bis zu 64.000x36.000 (kein Schreibfehler) erstellen. Der Screenshot wird dann ungefähr 1 GB Festplattenspeicher belegen. Die maximale Größe für einen normalen 1920x1080-Screenhot ist 63.360x35.640 (33-mal größer als die grundlegende Auflösung).
Um den Screenshot in dieser Auflösung rendern zu können, wird das Bild bei der Berechnung in mehrere Ausschnitte unterteilt, die einzeln in der normalen nativen Auflösung gerendert und später wieder zusammengesetzt werden. Der Vorteil dieses zeitaufwändigen Prozesses (bis zu fünf Minuten; 31 GB Festplattenspeicher erforderlich) ist ein hochauflösendes Bild, das mit starker Kantenglättung (kaum Aliasing) und höheren bzw. schärferen Details aufwartet. Die Videospeichergröße der Grafikkarte spielt beim Erstellen von "Super Resolution Screenshots" übrigens keine Rolle. Betrachtet werden können solche Riesen-Aufnahmen zum Beispiel mit
Irfanview oder Adobe Photoshop, je nach Größe des Bildes ist recht viel Arbeitsspeicher erforderlich (
Beispiele).
360°-Panoramaaufnahmen
Aufnahmen lassen sich in hoher Auflösung, mit hoher Farbtiefe oder als Rundherum-Aufnahme abspeichern.
Alternativ zu der Aufnahmeart "Super Resolution" lässt sich das Bildmaterial im EXR-Typ speichern (offener Standard von ILM). Hierbei wird im Grunde genommen ein Bild im RAW-Format mit maximaler Farbtiefe (bis zu 32 Bit) und Farbgenauigkeit gespeichert. Anschauen lassen sich die Bilder zum Beispiel mit Photoshop, Photomatrix oder Picturenaut, wobei natürlich der Bildschirm/Monitor eine entsprechende Farbtiefe wiedergeben können muss. HDR-Unterstützung (High Dynamic Range; 10 Bit Farbtiefe) ist nur ein Schritt in diese Richtung. Darüber hinaus können 360°-Aufnahmen bzw. 360°-Panoramaaufnahmen in Mono oder Stereo erstellt werden, die sich beispielsweise auf Virtual-Reality-Geräten anzeigen lassen.
Die mit Ansel erstellten Rundherum-Screenshots bzw. 360°-Bilder können unter anderem auf Smartphones, im Desktop-Browser, mit Google Cardboard (via
App NVIDIA VR Viewer; VR-Album in Google Photos; maximale Auflösung 4096x4096), mit einem 360°-Stereo-Player wie
Whirligig oder den VR-Brillen HTC Vive und Oculus Rift betrachtet werden (
Beispiele). Die Betrachtung der Aufnahmen via HTC Vive und Oculus Rift ist etwas aufwändiger, da das Programm Virtual Desktop (http://store.steampowered.com/app/382110/Virtual_Desktop/; Preis 14,99 Euro) für SteamVR erforderlich ist. Nach dem Start des Programms klickt man auf den Bereich "Photos", kann die 360°-Aufnahmen dort via Drag-and-Drop platzieren und im Anschluss anschauen. Als Betrachter befindet man sich dann im Zentrum der 360°-Aufnahme und kann sich ausführlich in der Umgebung umschauen. Mit den Pfeiltasten können die einzelnen Aufnahmen nacheinander durchgeschaut werden.
Alles in allem ist Ansel ein gelungenes und weitgehend leicht zu bedienendes Screenshot-Werkzeug, das viele Einstellungsoptionen und vor allem viele Ausgabeformate von Riesen-Screenshots bis hin zu 360°-Aufnahmen bietet. Viele normale Foto-Modi können da nicht mithalten. Besonders die frei platzierbare Kamera kann sich sehen lassen, sofern sich die Spiele-Entwickler dafür entscheiden, diese Funktion zu integrieren. Schön wäre es allerdings, wenn NVIDIA noch weitere Features (z.B. mehr Filter) hinzufügen und die Unterstützung der Spiele stetig ausbauen würde.