Special: Electronic Arts (Unternehmen)

von Julian Dasgupta



Unternehmen
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Spielinfo Bilder Videos
Eine unwillige Braut & Social-Verstärkung

Nach sechs Jahren bei EA hört John Riccitiello auf.
Nach sechs Jahren bei EA hört John Riccitiello auf.
Ebenfalls aus der Schublade der nicht erfolgreichen Unterfangen stammt das Werben um Take-Two. Wohl auch als Reaktion auf die Hochzeit von Activision und Vivendi Games hatten die Mannen um Riccitiello ein Auge auf das Mutterschiff von Rockstar und 2K geworfen. Strauss Zelnick & Co. wehrten sich allerdings vehement gegen jene Begehrlichkeiten und schafften es trotz monatelanger Bemühungen EAs, die eigenen Aktionäre davon zu überzeugen, nicht auf die Offerte des Konkurrenten einzugehen. Der hatte immer zwei Mrd. Dollar in Aussicht gestellt bei einem damaligen Marktwert Take-Twos von 1,2 Mrd. Dollar.

Keinerlei Bedenken hatte man bei Playfish, als EA das Scheckbuch zückte: Für mehr als 300 Mio. Dollar übernahm man 2009 die Social-Games-Schmiede, um auch in jenem Markt mitmischen zu können. 2011 gönnte man sich noch PopCap und zahlte dafür mindestens 750 Mio. Dollar. Dort lief allerdings nicht alles nach Plan: Aufgrund eines "veränderten Marktumfelds" setzten die Gründer des Studios den Rotstift an und kürzten 50 Stellen. Zu den Betroffenen gehörte sogar George Fan, der Erfinder von Plants vs. Zombies. EAs Finanzchef Blake Jorgensen merkte vor einigen Tagen schließlich an: Der Ausflug in Social-Gefilde sei insgesamt nicht so erfolgreich gewesen wie erhofft.

Marken: Wenn der Neu- zum Fehlstart wird

Während mit Battlefield 3 der Großangriff auf das Shootergenre recht erfolgreich vonstatten lief und FIFA von Absatzrekord zu Absatzrekord eilt und zweifelsohne auch qualitativ zulegte, krachte es an anderen Stellen im Gebälk. Nachdem man der Medal of Honor-Reihe eine dringend benötigte Auszeit spendiert hatte, orientierte sich EA bei der Konkurrenz und setzt ähnlich wie Call of Duty: Modern Warfare zum Sprung in die Gegenwart an. Darf sich der Reboot immerhin noch als Achtungserfolg betrachten, so lief Medal of Honor: Warfighter deutlich schlechter als erhofft. Aufgrund der Kooperation mit einigen Waffenherstellern trat der Publisher zudem noch öffentlichkeitswirksam in das eine oder andere Fettnäpfchen. Der letzte Stand der Dinge: MoH befindet sich in der Mottenkiste.

Das Management um Larry Probst wird die kommenden Wochen damit verbringen, einen neuen Geschäftsführer für den Publisher ausfindig zu machen.
Das Management um Larry Probst wird die kommenden Wochen damit verbringen, einen neuen Geschäftsführer für den Publisher ausfindig zu machen.
Während FIFA und Madden zu den Prunkstücken im Aufgebot von EA Sports gehören, hatte man beim Basketball den Anschluss an die Konkurrenz von 2K Sports verloren. Mit NBA Elite wollte man dem einst als NBA Live bekannten Produkt einen Neustart verpassen, der jedoch in letzter Sekunde abgeblasen wurde aufgrund zahlreicher technischer Mängel. Nach einem Studiowechsel und einer Auszeit sollte die Serie 2012 wieder antreten - und wieder entschied sich EA letztendlich gegen eine Veröffentlichung. Die konkurrenzlose NBA 2K-Reihe stellt derweil neue Absatzbestmarken auf.

Große Hoffnungen hatte man auch in Spore gesetzt, welches für EA quasi das nächste Sims werden sollte. Die Maxis-Produktion machte letztendlich nur noch über die bereits erwähnte DRM-Diskussion von sich reden - dann waren ihre 15 Minuten auch schon vorüber. Das Studio versuchte, einen Teil des Konzepts in DarkSpore wiederzuverwenden; auch jenes Spiel verschwand ebenso flott vom Radar wie die zum Shooter mutierte Neuauflage von Syndicate. Gar nicht zur Marktreife brachte es der Shooter Tiberium, während das einst als Command & Conquer: Generals 2 angekündigte Spiel nur noch Command & Conquer heißt und zum F2P-Titel mit Mehrspieler-Fokus umgestrickt wurde.

Wer tritt die Nachfolge an?

Das Management um Larry Probst wird die kommenden Wochen damit verbringen, einen neuen Geschäftsführer für den Publisher ausfindig zu machen. Dabei wolle man sowohl interne als auch externe Kandidaten berücksichtigen. Aus den eigenen Reihen könnte sich vermutlich Peter Moore Hoffnungen machen, der bei Microsoft die Xbox-Division geleitet und zuvor Sega of America als Präsident geführt hatte. Als Chief Operating Officer wäre er auch eine der Hierarchie entsprechende Wahl. Dass er Seit' an Seit' mit Riccitiello gearbeitet hatte, könnte sich dann nachteilig auswirken, falls Probst auf wirklich frische  Wind im Management aus sein sollte. Das gilt auch für Frank Gibeau, der derzeit als Chef aller EA-Labels schaltet und waltet.

Kommentare

billy coen 80 schrieb am
Bierfreund hat geschrieben:Ich schätze auch mal, dass du diese Art eher vor Augen hattest.
Yip, yip, in etwa die. Ich dachte da eben eher an so eine Diskussion über 20 Seiten, die zu 95 % aus ein- bis zweizeiligen Hate-Comments besteht, die sich zudem noch irgendwie alle gleich lesen. Müsste lügen, um zu sagen, dass ich bei so was über den einen oder anderen nicht auch schon lachen musste (manche Sprüche sind ja echt nicht schlecht), aber auf Dauer fühlt man sich von zuviel Kommentaren dieser Art etwas erschlagen... :steinigen:
Die Diskussion hier hatte sich ja, entgegen meiner sich letztlich not- selfforfilling-prophecy, recht gut entwickelt. Viele Kommentare, in denen die Verfasser gut ihre Meinung klar gemacht haben.
Bierfreund schrieb am
@ billy
Ok akzeptiert. Das kam bei mir so an, da ich auch zur der Fraktion gehöre, bei der sich der Puls schlagartigartig erhöht wenn EA ins Spiel kommt. Die Gründe dafür hab ich denke ich schon dargelegt und zumindest aus dem was ich bei armin rausgelesen habe, liegen wir da auf einer ähnlichen Wellenlänge. Schon dein erster Post wirkte da ziemlich provokativ auf mich. Damit solls aber auch gut sein.
Zum "EA bashing" allgemein: EA ist aufgrund seiner Größe und seiner Verfahrensweise auch eine Projektionsfläche für viele Spieler. Ähnliches kennt man auch von Ubisoft, mittlerweile Blizzard und anderen Global Playern, auch weit über die Games Industrie hinaus (Musik, Film, E-Books etc.). Zu bestimmten Zeiten springt dann einer von diesen Giganten mit beiden Beinen ins Fettnäpfchen, oder versucht sich gleich wie EA an einem Vollbad, dann entlädt sich der Frust an diesem Exempel (aka Shitstorm).
Sicher spielen da auch andere Komponenten eine Rolle. Je größer eine Menge an Individuen umso größer auch die warscheinlichkeit auf Vollpfosten zu treffen. Damit meine ich Menschen die nichts besseres zu tun haben, als jedweden Frust bei der nächstmöglichen Gelegenheit loszuwerden(Thanks Obama !). Ich schätze auch mal, dass du diese Art eher vor Augen hattest.
Zur Innovationslosigkeit: Ein Großkonzern ist auch eine gewaltige Organisationsstruktur. Ich werde das Gefühl nicht los, dass tatsächlich überall das "Peter-Prinzip" greift. Es mag vielleicht nicht hundertprozentig wissenschaftlich abgesichert sein, die Tendenz sehe ich aber überall (zuletzt bei meinem letzten Arbeitgeber ("EA in klein ^^"). Kommt der Faktor Börsennotiert dazu, hörts meist gleich ganz auf. Da ist man nicht nicht nur auf Gewinn aus, sondern auch gleich auf exponentielle Gewinnsteigerung und wo es den maximalen Gewinn gibt, glauben die CEOs am besten zu wissen.
Nämlich hier:
Bild
Leider gibt es genügend Feldexperimente, die das bestätigen (BILD?)
Weil lästern und schimpfen aber durchaus positve Effekte haben...
billy coen 80 schrieb am
@ Bierfreund
Wie soll ich von einem Ross runterkommen, auf dem ich gar nicht sitze. Wo hab ich denn moralisiert? Weil ich in einem Post mal das Wort "moralisch" verwendet habe und da auch noch in einem ironischen Zusammenhang?
Ich habe lediglich meinen Standpunkt vertreten in einer kurzfristig etwas aufgeheizten Diskussion mit "armin", in der sich nach meinem Empfinden die Wellen wieder geglättet haben. Manch einer empfindet Hass auf EA, mir gehen sie schlicht sonstwo vorbei. Liegt auch dran, dass für mich Hass eine etwas zu große Emotion ist, um sie gegen so etwas abstraktes und gesichtsloses wie einen Großkonzern zu richten. Verachtung trifft's da vielleicht für mich eher. Aber dass ich mich da irgendwie moralisch überlegen fühle, entspricht schlicht nicht den Tatsachen.
Kajetan schrieb am
WeAllLoVeChaos hat geschrieben:Klingt nach einer guten Idee.
Das ist eine Idee, die schon seit etlichen Jahren immer wieder vorgetragen wird. Hauptsächlich auf der Basis der guten Erfahrungen, die man in Hollywood damit gemacht hat, wo große Studios, die normalerweise nur teure Blockbuster im Programm haben, sich kleine schmierige Indie-Labels leisten, wo ohne Rücksicht auf Verluste junge kreative Talente ihre Stoffe in Filmform bringen können. Wenns klappt, dürfen die Jungs sich an einem größeren Budget versuchen und irgendwann BigBudget-Filme machen. Aber haben weiterhin das letzte Wort. Christopher Nolan (Batman) gilt als Vorzeigebeispiel für diese Art Heranziehen junger Talente, ohne sie aber dann komplett umzubiegen oder auszubeuten. Weil sie nämlich gezeigt haben, dass sie kreativ UND kommerziell erfolgreich sein können.
Die Spieleindustrie ist aber diesbezüglich (und auch in anderen Themen) so derart hinterm Mond, dass da einfach nix passiert.
Fragt man sich, warum die millionenschweren Verantwortlichen nicht drauf kommen. Oder aber es wird von den Aktionären kategorisch abgeblockt. Ich weiß nicht, wie die Abhängigkeiten solcher Aktiengesellschaften sind. Aber so wie es bisher aussieht, orientiert man sich eher an den Aktionären als an den eigentlich wichtigeren Kunden, so die starke Ausrichtung auf Actiontitel. Nun gut.
Das liegt nicht an den Aktionären. Ausnahmsweise nicht :)
Diese ganz spezielle Ideenlosigkeit kommt von der Einfallslosigkeit der CEOs. Heissen sie nun Riccitiello, Kotick oder Guillemot. Schema F, wie man es schon immer getan hat. Vielleicht da mal ein neues Geschäftsfeld mit Social Dingenskirchen oder F2P oder Mobile Gaming, aber dann ist auch Schluß mit Experimenten. Kotick hat lediglich das Glück, dass CoD so extrem gut läuft (der Idiot hat zusammen mit Riccitiello das Musikspiel-Genre dauerhaft zu Grunde gerichtet), ansonsten würde Activision auch hart am Rande rumkrebsen, denn ausser CoD und Blizzard hat man SONST NIX! Und Guillemot ist...
Bierfreund schrieb am
Nur mal kurz zu billy: Komm mal runter von deinem moralischen Ross. Ein gutes Spiel schafft Identifikationspotential, emotionale Bindungen, sie involvieren Spieler in die fiktionale Welt. Die einen mehr, die anderen weniger.
EA hat vorsätzlich eben genau diese Bindung gepfiffen und gleich auf eine ellenlange Liste davon. Würde ein Verleger jede Buchreihe aufkaufen die gut ankommt um dann drin rumzupfuschen oder sie einfach dann liegen lassen , der shitstorm würde nicht kleiner ausfallen.
Oder etwas abstrakter: EA kauft Herr Der Ringe nach dem Erfolg von " Die zwei Türme". Frodo wächst um anderthalb Meter und betreibt Muskelaufbau ( Zielgruppengerecht), das Ende Fehlt ist aber ebenso wie Saruman gegen 10? Aufpreis erhältlich.
Gut, liest man halt nicht zuende.
Fängt mit Harry Potter an und dann wird dieses aufgekauft. Ab Teil 3 bekommt Harry ein Facelifting, Narbe wird entfernt ( Zielgruppengerecht ). Der Teil bleibt hinter den Gewinnerwartungen zurück und die Marke wird eingemottet.
Das ganze Spielchen noch ein paar mal mehr und jemand der Fantasy Romane zum erklärten Hobby hat explodiert - zu Recht.
Das würde mich zwar nicht so sehr tangieren, aber ich hätte zumindest ein Grundverständnis für den wütenden Lesermop.
Da es aber nun so ist, dass EA der Publisher ist der seit mehr als einer Dekade die fiktionalen Welten beerdigt, die mir ans Herz gewachsen sind, nehme ich mir gern Fackel und Mistgabel und sage:
Hängt sie höher! :evil:
schrieb am