Great Courts (1989)
Dank der sportlichen Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf erfreute sich Tennis in Deutschland Ende der Achtziger weiterhin einer großen Beliebtheit. Hierzulande wagte sich neben Starbyte mit Tie Break vor allem Blue Byte mit Great Courts an die Aufgabe, die Faszination für den Ballsport in einem Spiel einzufangen – und war mit dem Ergebnis sogar international unter dem Namen Jimmy Connors Pro Tennis Tour erfolgreich. Verfolgt wurde ein simulativer Ansatz, der sämtliche Schlagvarianten erlaubte und auch die Position des Schlägers sowie Spielers berücksichtigte. Trainings-Einheiten gegen eine Ballmaschine waren also durchaus empfehlenswert, bevor man sich im Rahmen der vier Grand Slam Turniere auf der ATP-Weltrangliste und verschiedenen Platzbelägen nach oben arbeitete. Neben der gelungenen Spielmechanik überzeugte Great Courts auch in technischer Hinsicht: Besonders die liebevollen und detaillierten Animationen waren ein Augenschmaus, während es am Amiga sogar kleine Sprachsamples auf die Ohren gab. 1991 folgte mit Great Courts 2 eine gelungene
Bei Great Courts 2 durfte man mit dem entsprechenden Adapter auch am Amiga mit vier Leuten zusammen spielen.
Fortsetzung, bei der die Handhabung verfeinert, weibliche Spielerinnen hinzugefügt und das Austragen von Doppel-Partien mit Hilfe des Vier-Spieler-Adapters ermöglicht wurden. Nicht umsonst zählt Great Courts 2 zu den anspruchsvollsten und besten Tennisspielen für Commodores 16-Bitter, doch folgten auch Umsetzungen für Atari ST und IBM-PCs.
Jimmy Connors Pro Tennis Tour (1989)
Huch, hatten wir das nicht gerade schon? Ja! Aber Jimmy Connors Pro Tennis Tour aka Great Courts steht gleichzeitig für einen Trend, der vor allem in den Tennisspielen der Neunziger populär war. Hier zog man nämlich gerne große Namen aus der Tenniswelt heran, um sie auf die Verpackungen der Spiele zu pappen und schlichtweg für Marketing-Aktionen zu nutzen. Neben Jimmy Connors, der seinen Namen später übrigens auch für ein weiteres Tennisspiel zur Verfügung stellte, bekamen unter anderem auch Andre Agassi (1992) und Pete Sampras (1994) ihre eigenen Videospiele mit mehr oder weniger qualitativen Ansprüchen. Die Damen wollten da selbstverständlich nicht nachstehen: Mit Spielen wie Jennifer Capriati Tennis (1992) und Anna Kournikova's Smash Court Tennis mischten auch sie fröhlich beim Lizenz-Pingpong mit.
International 3D Tennis (1990)
Bizarr, aber dennoch irgendwie innovativ: International 3D Tennis auf dem C-64.
Eine der vermutlich seltsamsten, gewöhnungsbedürftigsten und sicher nicht besten Versoftungen des weißen Sports stellt International 3D Tennis dar, das 1990 von Sensible Software veröffentlicht wurde. Die Spieler bestanden aus hässlichen und minimalistischen Drahtgitter-Modellen, bei denen Arme lediglich durch einen Strich, Körper und Köpfe mit einem Dreieck dargestellt wurden. Die ebenfalls detailarm gestalteten Courts mit unterschiedlichen Belägen wurden ebenfalls in 3D modelliert. Etwas skurril waren die Flugbahnen der Bälls, die teilweise im Zickzack über das Netz flogen und auch das Spieltempo war nicht unbedingt rasant. International 3D Tennis ist also weniger wegen seiner spielerischen Qualitäten, sondern aufgrund des damals innovativen 3D-Ansatzes und seinem enormen Umfang mit über 70 Turnieren in Erinnerung geblieben.
Super Tennis (1991)
Bei Nintendos Super Tennis konnte man sich richtig ins Zeug legen, um für den Ball zu kämpfen.
Lange bevor Sega mit Virtua Tennis begeisterte, lieferte Nintendo auf dem SNES im Jahr 1991 mit Super Tennis einen Vorgeschmack, in welche Richtung sich der Sport als Videospiel entwickeln wird. Es gab eine breite Auswahl an Schlag-Varianten und eine erfreulich hohe Kontrolle darüber, wohin man den Ball spielen wollte. Dabei fand Nintendo eine ähnlich gute Mischung aus Anspruch und Spielspaß, die später auch Sega wieder aufgriff. Zwar hatte man keine offizielle Lizenz, doch orientierte man sich bei den putzigen Spielerfiguren an damaligen Größen des Sports und lieferte mit leicht verfälschten Namen sogar recht eindeutige Hinweise auf die realen Vorbilder. Mit der Kombination aus fantastischem Spielgefühl und ansprechender Präsentation war Super Tennis für viele Kritiker und Spieler das Nonplusultra, wenn man vor allem in Mehrspieler-Matches ganz großes Tennis vor dem Fernseher erleben wollte. Daher ist es ein Jammer, dass Nintendo diesem großartigen Klassiker bei SNES Mini nicht zu einem Comeback verholfen hat – das hätte sicher mal wieder Spaß gemacht!