Abwärtskompatibel
Hinzu kam ein großes Novum: Getragen vom Erfolg der PlayStation und ihrer großen Softwarebibliothek war die PS2 von Haus aus abwärtskompatibel zum Vorgängermodell! Selbst alte Peripherie wie Controller und Speicherkarten ließen sich an der neuen Konsole für die Psone-Spiele weiterverwenden. Trotz eines Einbauschachts für Netzwerkadapter und eine Festplatte war die Onlineanbindung bei Sony vorerst kein Thema – ganz im Gegensatz zum Konkurrenten Sega und seiner Dreamcast-Konsole. Erst als Microsoft mit der Xbox im Jahr 2001 in den Markt einstieg und mit Xbox Live ein Jahr später das Onlinespielen an der Konsole salonfähig machte, zog Sony nach. Von der Struktur eines PlayStation Networks war man jedoch noch weit entfernt, da jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kochte und man quasi für jedes Spiel umständlich ein eigenes Online-Profil inkl. Log-in anlegen musste.
In Japan konnte Sony bereits einen Tag nach der Veröffentlichung am 5. März 2000 980.000 verkaufte Konsolen vorweisen und hatte beim US- und Europastart mit massiven Nachschubproblemen zu rechnen, auf die Rivale Sega hämisch mit einer frechen Postkarte reagierte. Doch die Dreamcast-Konsole hatte im Duell keine Chance: Dank DVD-Player, der starken PlayStation-Marke, einem cleveren Marketing und ausgezeichneter Software-Unterstützung avancierte die PlayStation 2 mit weltweit über 150 Millionen verkaufter Exemplare zur erfolgreichsten Konsole überhaupt – ein Rekord, den nicht einmal Nintendo mit der populären Wii knacken konnte. Noch bis Anfang 2013 wurde der Bestseller produziert, wobei das ursprüngliche Modell auch hier später von einer abgespeckten Slimline-Edition ersetzt wurde, bei der u.a. der Festplatten-Schacht zum Opfer fiel und mit Final Fantasy XI einer der beliebtesten Online-Titel nicht mehr spielbar war.
Kapitel 3: PlayStation 3 (2006-heute)
Mit dem Dominator PlayStation 2 fegte Sony nicht nur das Urgestein Sega nach der gescheiterten Dreamcast-Konsole aus dem Hardware-Geschäft. Auch Microsofts Einstieg in den Markt mit der ersten Xbox war trotz überlegener Technik keine ernste Konkurrenz und selbst Nintendo schwächelte mit dem GameCube zunehmend im Bereich der Heimkonsolen. Sony übernahm souverän das Zepter des Marktführers, büßte in dieser Rolle aufgrund zunehmender Arroganz gegenüber Spielern und Entwicklern aber viele Sympathiepunkte ein, als der Nachfolger des Bestsellers langsam Gestalt annahm.
Die PS3 war als Multimedia-Zentrale konzipiert. Beim späteren Slim-Modell rückte wieder stärker das Spielen in den Fokus.
Unvergessen die Aussage von PlayStation-Vater Ken Kutaragi, dass Leute eben länger arbeiten gehen müssten, um sich eine PlayStation 3 leisten zu können. Und so kam es dann auch: Zum verspäteten Europa-Start am 23. März 2007 (Japan wurde bereits am 11. November 2006, die USA am 17. November 2006 versorgt) zierten unfassbare 599 Euro die Preisschilder dieses Multimedia- und Technikmonsters. Kutaragi und sein Team strebten hier eine noch größere All-in-One-Lösung, quasi eine Multimedia-Zentrale für das Wohnzimmer an: Neben Spielen, Audio-CDs und DVDs wurde hier erstmals ein Blu-ray-Laufwerk in einer Konsole verbaut, das auch HD-Filme abspielen konnte. Selbst einen Kartenleser für diverse Formate von SD bis Compact Flash fügte man neben einer Unterstützung von Super Audio CDs und Linux als alternatives Betriebssystem hinzu. Die letzteren beiden wurden später softwareseitig durch Updates entfernt, der Kartenleser nach Hardware-Revisionen wegrationalisiert. Dank eingebautem LAN- und WLAN-Adapter wurde es für die Konsole darüber hinaus möglich, auf DLNA-zertifizierte Server im Heimnetzwerk zuzugreifen, um etwa Fotos zu betrachten oder Musik zu streamen. Und nicht nur das: Mit dem Start der PS3 feierte Sonys PlayStation Network als Gegenstück zu Xbox Live seine Premiere, verlangte im Gegensatz zum Mitbewerber aber keine zusätzlichen Kosten für den kompletten Onlineservice. Trotzdem zog Sony den Hass einiger Leute auf sich und wurde im April 2011 Opfer eines massiven Hackerangriffs und musste daraufhin seine Server zeitweise komplett vom Netz nehmen sowie die Sicherheitsarchitektur nach dem Diebstahl von Passwörtern und weiteren sensiblen Daten von Grund auf neu gestalten. PlayStation Home blieb der Erfolg als Gegenstück zu Second Life verwährt und die Social-Plattform wurde zum 1. April 2015 endgültig eingestellt. Ähnlich ernüchternd fiel die 3D-Offensive aus, da das Gimmick meist zu viel Performance forderte und auch das Versprechen, erst mit der PS3 würde sich (natives) 1080p in der Spielewelt durchsetzen, wurde nur in wenigen Ansätzen erfüllt.