Brettspiel-Test: Imperial 2030 (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Imperial 2030 (Brettspiel) von PD-Verlag
Geld ist Macht
Entwickler:
Publisher: PD-Verlag
Release:
01.10.2009
Spielinfo Bilder  
Risiko ist euch zu eindimensional? Und Twilight Imperium zu komplex? Aber ihr wollt euch trotzdem auf einer Weltkarte am Tisch bekämpfen? Dann solltet ihr einen Blick auf Imperial 2030 werfen. Das kompetitive Strategiespiel von Mac Gerdts, der uns schon mit Concordia überzeugen konnte, entführt euch in eine nahe Zukunft, in der mächtige Investoren die Politik von Nationen beeinflussen - inklusive Aufrüstung und Krieg.

Wer das Geld hat...

...hat die Macht, bis es in Kriegen kracht. In Zukunft kann man nicht nur Schiedsrichter oder Fußball-Weltmeisterschaften, Rüstungsfirmen oder Politiker kaufen, sondern auch Regierungen samt Außenpolitik. Imperial 2030 versetzt euch in die Rolle von anonymen Investoren, die bestimmen dürfen, ob die USA vielleicht Brasilien angreifen, ob Russland Panzer und Flotten baut oder Indien mal eben Australien überfällt. Das klingt nicht nur wie eine Variante von Risiko, sondern sieht nach dem ersten Aufbau mit der Weltkarte auch so aus, die in neutrale gelbe Gebiete, diverse Ozeane und farbige Fraktionen unterteilt ist.

Aber Mac Gerdts inszeniert die Eroberung der Welt wesentlich subtiler und spielmechanisch verzahnter als der rein militärische Klassiker aus dem Jahr 1957. Auch wenn das Aufrüsten und Krieg führen inklusive Panzer und Flotten relevant ist, die man aktiv von Gebiet zu Gebiet manövriert, besteht das Ziel des Spiels nicht in der territorialen Herrschaft oder Vernichtung der Gegner. Es geht in erster Linie um die clevere wirtschaftliche Ausbeutung der sechs Nationen. Man wählt weder Russland, China, Indien, Brasilien, USA oder Europa als permanente Fraktion, sondern spielt quasi mit allen, indem man ihnen Kredite verleiht.

Sechs Nationen von Russland bis Brasilien

Imperial 2030 ist komplett auf Deutsch beim PD-Verlag erschienen und kostet knapp 45 Euro. Es ist für zwei bis sechs Spieler ausgelegt.
Imperial 2030 ist komplett auf Deutsch beim PD-Verlag erschienen und kostet knapp 45 Euro. Es ist für zwei bis sechs Spieler ausgelegt.
Trotzdem startet man je nach Spielerzahl mit einer oder zwei zufälligen Nationen, in denen man zu Beginn die jeweils höchsten Summen angelegt hat: So wandert der Großteil des Startgeldes der Spieler erstmal direkt in die Staatskassen.

Ihr habt in China und Australien das meiste Geld investiert? Dann nehmt euch die Länderkarten! Das heißt: Ab sofort seid ihr quasi Regierungschefs und bestimmt, was dort gebaut wird oder wohin sich die Truppen bewegen. Aber Vorsicht: Sobald jemand anderes noch mehr investiert, übernimmt er die Regierung!

Genau aus dieser Ungewissheit heraus entsteht im weiteren Spielverlauf sehr viel Spannung. Denn natürlich gewöhnt man sich zunächst an seine Startnation(en), empfindet sie quasi als Heimat, weil man sie ja in den ersten Runden mit Fabriken ausbaut und ihr Territorium über Kriege erweitert, was letztlich zu mehr Zinsen und Macht führt. Doch ein anderer Spieler kann mit einem höheren Kredit jederzeit dieses Imperium übernehmen. Daher versteckt man sein privates Geld immer, während lediglich die Kredite und Staatskassen für alle einsehbar sind.


Kommentare

calmon schrieb am
Imperial spiele ich regelmäßig alle 2-3 Jahre. Wir spielen die Original Karte aber mit den 2030er Regeln. Super Spiel, habe ich früher auch lange auf brettspielwelt gezockt.
ekelhaftes4players schrieb am
Schönes Spiel und eins der wenigen wo der Rondell Mechanismus super funktioniert.
Junkfoot schrieb am
Wenn ihr das Artdesign nicht mögt empfiehlt sich der Vorgänger namens Imperial, welcher im 19. Jh spielt. Ist wohl gameplaymässig identisch bis auf eine kleine Veränderung. Ansonsten empfehle ich , über das Boxdesign hinweg zu sehen. Hatte noch kein Brettspiel bisher bei dem ich mir dachte, dass ich mal lieber meine Truppen in einem sinnlosen Krieg verheizen sollte, damit ich mehr Kohle verdienen kann. Danach hab ich mich im ersten Augenblick richtig schlecht gefühlt, aber das ist Kapitalismus, Ladies und Gentlemen. Eiskalter Kapitalismus.
AkaSuzaku schrieb am
Z2000 hat geschrieben: ?08.01.2020 15:24 Ach das Spiel hätte ich schon lange mal gekauft wenn es Optisch nicht so Altbacken wäre.
Das Spiel sieht aus als wäre es schon 50 Jahre alt. Dabei ist es nicht mal Retro sondern einfach billig designed.
Sehr schade den Gamplay mässig sollte es wirklich hammer sein.
Optisch scheint es wirklich den 70ern oder 80ern entsprungen. Irgendwo zwischen Risiko (1975) und Scottland Yard (1982) würde es sich ganz gut einfügen.
Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass das Spiel mittlerweile auch schon 11 Jahre alt ist und nicht von einem der großen Verlage stammt.
schrieb am