Special: F-Zero (Rennspiel)

von Matthias Schmid



F-Zero (Rennspiel) von Nintendo
Rennspiel-Pionier von Nintendo
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
1990
1992
Spielinfo Bilder Videos
Das japanische Rennspiel F-Zero brilliert bereits 1990 mit sauberer Pseudo-3D-Grafik und zeigt früh, zu welchen Glanzleistungen das noch junge Super Nintendo in der Lage ist - außerdem begründet der Raser mal eben ein eigenes Subgenre und klingt auch noch unverschämt gut.

Immer wieder Big N

In unseren PUR-exklusiven 4Players-Talks zu den Meilensteinen diverser Genres fällt ein Name besonders regelmäßig: Nintendo. Beim Action-Adventure schon mehrfach (Zelda, Metroid) und bei den Plattformern gefühlt alle fünf Minuten (Mario, Mario und Mario). Warum? Weil Videospiele nun mal nicht so wären, wie man sie heute kennt, ohne diese renommierte Kreativfabrik aus dem japanischen Kioto. In diesen Monat plaudern unsere PS-Profis Michael, Ben und Jan über die Entwicklung der Rennspiele - und ohne großes Nachdenken ist man vielleicht versucht zu denken: Das ist doch mal kein Nintendo-Metier. Doch weit gefehlt! Zwar wildert der Klempnerkonzern nicht in den Gefilden von Gran Turismo, Forza, Dirt, F1 & Co. - doch verdanken wir ihm gleich zwei Subgenres des Rennspiels: den Funracer und Future-Racer!

Wichtiger Sprung: Wer die Rampe verpasst, quält sich gähnend langsam durch den verdreckten Streckenabschnitt.
Wichtiger Sprung: Wer die Rampe verpasst, quält sich gähnend langsam durch den verdreckten Streckenabschnitt.
Ohne das erste Super Mario Kart hätte es all die launigen Sega-, Bomberman-, Crash-, Diddy-Kong-Partyflitzer in dieser Form vermutlich nicht gegeben. Mario Kart sitzt nicht nur seit Jahrzehnten auf dem Thron dieser Spielart, obendrein ist die Marke heute die erfolgreichste Franchise von Nintendo - auf Switch, Wii U und und 3DS sind je ein Mario Kart der bestverkaufte Titel; und auch auf den Vorgängern Wii und DS gingen irre 37 bzw. 23 Millionen Einheiten der jeweiligen MK-Episode über den Ladentisch. Dem Begründer der Zukunftsraser war keine derart glorreiche Karriere vergönnt, trotzdem besitzt der Name Kultstatus und eine treue Fangemeinde: F-Zero. In Anlehnung an die Formel 1 geht es im ersten Teil der Serie um die Formel 0, daher F-Zero - im Jahr 2560 ist das der Zeitvertreib gelangweilter Milliardäre schlechthin. In 15 Monaten von Nintendos legendärer EAD-Abteilung programmiert, taucht in den Credits dann natürlich auch ein großer Name als Produzent auf: Shigeru Miyamoto. Denn F-Zero ist Anfang der 1990er ein enorm wichtiges Projekt für Nintendo - und damit Chefsache: In Japan sind PC Engine und Mega Drive seit 1987 bzw. 1988 auf dem Markt und haben sich mit guten Absatzzahlen als ernstzunehmende Herausforderer im Konsolenkampf in Position gebracht - das alternde NES schwächelt und Nintendos (hoffentlich potente) Nachfolgekonsole kommt erst im November 1990.

Schwere Last

Knifflige Kurven auf klug gebauten Kursen, die den 16-Bit-Piloten einiges abverlangen - währenddessen rauscht die 3D-ähnliche Umgebung an einem vorbei.
Knifflige Kurven auf klug gebauten Kursen, die den 16-Bit-Piloten einiges abverlangen - währenddessen rauscht die 3D-ähnliche Umgebung an einem vorbei.
Zum Launch des SNES (in Japan: Super Famicom) stehen nur zwei Spiele in den Regalen, die müssen einschlagen: Neben dem herausragenden Hüpfer Super Mario World ist F-Zero der zweite Titel im Bunde. Dessen Zauberwort, um potentielle SNES-Käufer zu beeindrucken, heißt „Mode 7“. Nur das SNES beherrscht diese Technik, mit der man Hintergrundebenen beliebig rotieren und skalieren kann - und so besonders bei Renn- oder Flugspielen eine Art 3D-Effekt, das Rasen in die Tiefe des Raumes, simulieren kann. Während in der Spielhalle und auf DOS-PCs einige Entwickler bereits 1988 bis 1990 erste technisch beeindruckende Gehversuche mit Polygon-Rennspielen wagen (Winning Run, Hard Drivin’, Indianapolis 500) sind die Heimkonsolen dafür noch zu schwach: F-Zero wirkt daher, natürlich auch unterstützt durch sein Setting, ein bisschen wie ein Spiel aus der Zukunft. Es ist schnell, läuft sauber und hat Fahrzeuge, die locker die 500er-Grenze knacken.

Auch das ist die 16-Bit-Zeit: Vier Fahrzeuge - deal with it.
Auch das ist die 16-Bit-Zeit: Vier Fahrzeuge - deal with it.
Der Umfang ist, typisch für einen Flitzer dieser Ära, überschaubar: vier Fahrzeuge, 15 Strecken verteilt auf drei Ligen, ein Trainings-Modus gegen einen KI-Gegner auf sieben der Kurse, jedoch kein Mehrspieler-Modus. Das wars, aber nur auf den ersten Blick. Denn jenseits seines feinen Geschwindigkeitsgefühl und der knackigen Steuerung (inklusive Driftfunktion per Schultertasten) ist der Highspeed-Raser durchdacht: Es gibt zwar keine Waffen, dafür nagen Kollisionen und das Touchieren der Banden an der Gleiter-Energie. Praktischerweise gibt es auf jeder Strecke einen kurzen Boxen-Bereich, wo man das lädierte Energiekonto wieder auffüllen kann. Hier heißt es abwägen: Wer langsam über die Auftank-Streifen fährt, lädt zwar viel Energie auf, verliert aber entscheidende Meter. Aber vielleicht ist das immer noch besser, als in der nächsten Runde zu explodieren…

Kommentare

USERNAME_10000509 schrieb am
F-Zero hab ich nur über einen Freund spielen können, war jetzt nicht so meins. Aber hier hat jemand anderes "Podrennen" erwähnt, da kam mir direkt das hier in den Sinn:
Cytasis schrieb am
Das Miez hat geschrieben: ?02.07.2020 00:48 Als Kind malte ich mir beim Spielen und Durchforsten des Handbuchs immer aus, wie cool solche Rennen dann im realen Leben sein würden.
25 Jahre danach (hatte das Game erst Mitte der 90er gezockt) ist die Welt in der Hinsicht leider immer noch boooooooooring. :mrgreen:
Und es gibt immernoch keine echten Podrennen :(
Wulgaru schrieb am
Abkürzungen in dem Sinne nicht, aber wenn du auf den höheren Schwierigkeitsgraden bestehen wolltest, musstest du halt am Limit fahren und da konnte man schon einige Kniffe in Strecken ausnutzen. Dieses Limit und durch die nicht vorhandenen Spezialwaffen hatten halt weniger Zufallselemente als bei Wipeout. Zwar waren wir Europäer damals sowieso bei beiden langsam unterwegs, Stichwort Pal, aber was das Geschwindigkeitserlebnis anging, fand ich Zero X um einiges schneller und verrückter als den PS-Rivalen.
Allein sowas wie Wind City 2 oder der gesamte Joker Cup + den Zufallscup der eh immer neue Sachen bot. Nur im Multiplayer waren andere Titel stärker. Ich habe da echt hunderte Stunden in dem Teil versenkt und das halt überwiegend solo
CritsJumper schrieb am
Wulgaru hat geschrieben: ?12.07.2020 18:52 Wobei das Opus-Magnum meiner Meinung nach F-Zero X ist. Was die rausgehauen haben an Streckendesign hat die Konkurrenz damals wie einen Witz aussehen lassen und das zur Hochzeit des Genres....ganz ohne Spezialwaffen und dergleichen.
Der Cube-Teil ist zwar fast noch besser, aber auch unzugänglicher und natürlich nicht so revolutionär.
Naja. Mich hat F-Zero X sehr kalt gelassen, weil ich schon Wipe Out auf der PS1 kannte und das war schneller und vom Streckenbau anspruchsvoller. Zudem liebte ich diese Innenansicht.
F-Zero X fand ich auch nicht so interessant wie F-Zero auf dem Super Nintendo. Bei F-Zero X waren zu wenig Engstellen, zu wenig Kampf beim Schubsen mit den Gegnern und man konnte auch nicht mehr "runter fallen".
Das war ja bei Mario Kart und F-Zero so cool, das es Strecken gab, wo man Abkürzungen finden konnte, oder nehmen konnte wenn man geschickt die Feder einsetzt etc.
Das hatte ich bei F-Zero X vermisst, aber gut möglich das ich es nicht lange genug gespielt hatte um diese Dinge zu finden.
schrieb am