Wer bietet die beste Ergonomie?
Die beste Ergonomie bietet im Test der Gaming-Stuhl der Autositz-Spezialisten von Recaro. Zwar lässt sich die Rückenlehne nur beim Rae Essential nicht frei nach hinten kippen und ein eine gemütliche Lounge-Position bringen, das spielt aber im Rahmen der Sitzgesundheit keine große Rolle, da man hier am besten aufrecht bleibt. Viel wichtiger ist der große Hub der Sitzfläche, die bei uns an der Vorderkante der Sitzfläche gemessen 13 cm beträgt. Damit schlägt der Recaro-Sitz das Testfeld und wartet auch mit ordentlich justierbaren Armstützen auf, die bis auf eine Breiten-Einstellung in Höhe, Drehung und Tiefe passend für den Nutzer eingestellt werden können. Hier sind nur der Sharkoon SGS40 und der Argon von Com4 Gaming besser aufgestellt.
Schönes Material: Die Stoff-Oberfläche des Sharkoon-Sitzes erinnert an Sofa-Stoff.
Diese Einstellungs-Optimierung bewies sich in der Praxis: Alle Probanden konnten den Stuhl einigermaßen auf ihre Körpergröße justieren. Einzig die verstellbare Lordosestütze fehlt, allerdings kann mit dieser Option auch kein anderer Stuhl aufwarten. Eine Wippfunktion ist, wie bei jedem anderen Stuhl im Testfeld, vorhanden und kann mittels eines Drehgriffs an der linken Seite justiert werden. Das ist etwas ungewohnt, denn alle übrigen Kontrahenten haben eine Drehfeder unter des Sitzfläche. Allerdings ist die Einstellung nach kurzer Gewöhnung komfortabler.
Bei der Festigkeit, der für die Sitzposition sehr wichtigen Armlehnen geben sich die sehr ähnlichen, mit nachgebendem Kunststoff beschäumten Flächen wenig. Einzig der Medion Erazer Druid X10 wartet mit weichen Überzug-Kissen auf, die den Unterarm angenehm betten. Das ist allerdings nicht in jeder Situation zum Vorteil, etwa bei sehr präzisen Mausbewegungen. Dann lassen sich die Kissen aber in Sekundenschnelle entfernen und fördern die üblichen Armstützen zutage, sodass sehr individuell entschieden werden kann, wie bequem es werden darf.
Komfort im Praxis-Check
Druckmessung des Recaro-Stuhls im Detail. In der Darstellung gut sichtbar: Die beiden Sitzbeinhöcker.
Apropos Komfort: Wie erwähnt haben wir drei Testpersonen auf den Stühlen platznehmen lassen, um den Sitzkomfort und die Bezüge sowie Oberflächen von Armlehnen in der Praxis unter die Lupe zu nehmen. Im Anschluss haben wir außerdem eine Sitzdruckmessung nach medizinischen Maßstäben vorgenommen. Dafür wurde eine präzise Sensormatte zwischen Gesäß und Sitzfläche platziert um den Druck (in Newton pro Quadratzentimeter, N/cm2) und die Druckverteilung zu ermitteln und dann über 60 Sekunden aufgezeichnet. Zur Vergleichbarkeit haben wir für den Test den höchsten Durchschnittswert pro Proband und Stuhl erfasst und einen Mittelwert pro Testteilnehmer ermittelt, der bewertet wird. Untersuchungen zum Sitzdruck verweisen auf eine Maximallast von 3 N/cm2, die auf keinem Polster erreicht wird. Allerdings sind für die größeren Testsitzer die Seitenflügel der Sitzflächen des Argon von Com4 Gaming sowie des Corsair-Stuhls zu eng. Hier entstehen in der Messung sichtbare Lastspitzen, die bei längeren Sitzungen definitiv unbequem werden.
Zahlen und Fakten: Die Druckmessung liefert spannende Erkenntnisse.
Ergonomie und Komfort sind im Praxistest tatsächlich nicht in allen Fällen Deckungsgleich. Das zeigt sich in der Einschätzung des Recaro Rae, der bei der Ergonomie punktet, von den Probanden aber nicht als überdurchschnittlich komfortabel empfunden wurde. Zudem wurde im Sitztest besonders deutlich, wie relevant die richtige Stuhl-Größe für den richtigen Körper ist. Das wird erneut beim Stuhl von Com4 Gaming deutlich, der eindeutig für kleinere Personen gedacht. So befindet sich etwa die Lordosestütze für Personen über 1,75 an der falschen Stelle und drückt in den unteren Rücken anstatt ihre Stützwirkung für die Wirbelsäule zu entfalten. Andersherum ist der Sharkoon SGS40 für große und breite Menschen gedacht. Hier fühlen sich kleinere Personen auf der großen Sitzfläche mit hoher Sitztiefe fast schon verloren.
Zu schmal: Die engen Seitenbegrenzungen der Sitzfläche sorgen beim Stuhl von Com4 Gaming bei größeren Testern für vermehrten Druck auf den Oberschenkel-Außenseiten. Das wird schnell unbequem.
Über alle Probanden gemittelt konnte der Druid X10 in Sachen Komfort und Oberfläche am meisten überzeugen. Das wird von der Druckmessung der Sitzfläche unterstützt, die eine ausgewogene Verteilung der Sitzlast und geringe Spitzenlast diagnostiziert. Auch in der wahrgenommenen Standfestigkeit schloss der massive Stuhl von Medion am besten ab. Letztere Einschätzung ist im Test trotz recht rabiater Testmethoden der Probanden übrigens nur ein subjektives Sicherheitsempfinden. Niemand in der Redaktion hat einen der Stühle durch eine normale Sitzhaltung auf Teppichboden zum Kippen bringen können, auch bei Gewichtsverlagerung auf die Vorderkante gab es keine akute Sturzgefahr. Dennoch wirkt der Medion stabiler als etwa der Corsair TC 200, der auch in arretierter Wippstellung leicht (aber unbedenklich) nachgibt.