Special: Sony Inzone H9 (Hardware)

von Boris Connemann



Sony Inzone H9 (Hardware) von
Mehr als nur große Töne?
Hardware
Entwickler: -
Publisher: -
Release:
07.2022
07.2022
07.2022
Spielinfo Bilder Videos
Immer mehr PlayStation-Spiele finden den Weg auf den Computer, und auch hardwareseitig möchte Sony im lukrativen PC-Geschäft mitmischen. Mit seiner Inzone-Geräte-Serie, die Monitore und Headsets umfasst, richtet sich Sony direkt an die Spieler. Wir haben uns das neue, 299 Euro teure H9-Headset genau angesehen und noch genauer angehört – hier kommt der Test.

Bis jetzt stellt für PS5-Spieler das rund einhundert Euro teure Pulse 3D-Headset das Maß aller Dinge dar, wenn man als Spieler markentreu unterwegs ist. Geht es nicht direkt ums Gaming, sondern um den Genuss von Filmen und Musik, ist Sony mit dem WH-1000-XM5 bestens aufgestellt – das kostet allerdings rund 400 Euro. Das Inzone H9, für den Einsatz an PS5, PC oder Mac gedacht, ist bereits für hundert Euro weniger zu haben.

Das Beste vorweg


xxxxx
Schlichte Optik: Runde Formen und der PS5-typische Schwarz-Weiß-Look dominieren.
Schon beim Auspacken aus der lobenswerterweise komplett plastikfreien Verpackung sieht man auf den ersten Blick, dass die Ohrmuscheln dank eines Gabelgelenks deutlich beweglicher sind als die des Pulse 3D-Headsets, zudem ist die Passform der gut besser gepolsterten Teile auch deutlich größer. Nicht wenige Spieler, die das Pulse 3D im Einsatz haben, klagen aufgrund der kleinen Muscheln und dem spärlichen Raum zwischen dem Ohr und der ersten Plastikabdeckung über teils heftige Schmerzen an den Lauschern – komfortabel geht sicherlich anders. Das Inzone H9 sitzt dann im Vergleich deutlich angenehmer auf Kopf und Ohren, die Polsterung aus Kunstleder ist allerdings auch hier nicht optimal. Es wird – gerade bei wärmeren Temperaturen – schon etwas feucht und schwitzig, wenn die Haut über einen längeren Zeitraum mit dem Material in Kontakt kommt. Genau wie der große Bruder WH-1000-XM5 verfügt das H9 über den wohl besten Standard, wenn es um die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen per Active Noise Canceling geht. Dieses kann in drei Stufen herabgeregelt werden, möchte man wichtige Anrufe oder ein Klingeln an der Haustür wahrnehmen.

Rechte und linke Seite


Was nützt ein angenehmer und komfortabler Sitz, wenn die Knöpfe nicht an der richtigen Stelle sind und der Nutzer zur Bedienung das Headset dauernd abnehmen muss? Glücklicherweise sind die Bedienelemente der H9 genau richtig positioniert, schon nach kurzem Einsatz findet man die Tasten so, wie es sein soll: blind. Auf der rechten Seite finden sich die Tasten zum Pairing mit Bluetooth-kompatiblen Geräten und eine kleine Wippe zur Anpassung an die Abmischung der Spiele- und Chat-Lautstärke. Die linke Muschel bietet an ihrer Außenseite ein praktisches Rädchen zur allgemeinen Lautstärke-Regelung, den Knopf für die Geräusch-Unterdrückung und den Steckplatz für den USB-C-Port, an dem das Headset aufgeladen wird. Eine 3,5mm-Klinkenstecker-Verbindung ist nicht am Start. Vor der ersten Inbetriebnahme war ein Ladevorgang von rund drei Stunden notwendig bis das orangefarbene Lämpchen erlosch und damit den Startschuss für den Test gab. Laut Hersteller soll das Heasdet rund 32 Stunden ohne ein erneutes Aufladen durchhalten, im Test erzielten wir im Schnitt einen Wert von rund 30 Stunden.

Der direkte Größenvergleich mit dem Pulse 3D-Headset (links im Foto) zeigt beim H9 deutlich größere Ohrmuscheln, die für einen angenehmeres Tragegefühl sorgen. Auch der Sound ist dem des kleinen Bruders deutlich überlegen.
Der direkte Größenvergleich mit dem Pulse 3D-Headset (links im Foto) zeigt beim H9 deutlich größere Ohrmuscheln, die für ein angenehmeres Tragegefühl sorgen. Auch der Sound ist dem des kleinen Bruders deutlich überlegen.
Zusätzlich zum Headset ist in der Verpackung ein Dongle zu finden – mit einem kleinen, hier integrierten Schieberegler kann der Nutzer einstellen, ob das Gerät am PC oder der PS5 zum Einsatz kommen soll. Eine Verbindung zur Xbox Series X|S herzustellen ist leider nicht möglich. Das Mikrofon zur Sprachübertragung des Inzone H9 ist, anders als beim Pulse 3D, leider nicht in Ohrmuschel integriert, hier kommt ein Bügelmikrofon zum Einsatz, das auf Wunsch heruntergeklappt werden kann – und etwas wackelig und filigran wirkt. Im nach oben geklappten Zustand wird die Spracheingabe automatisch stummgeschaltet, einmal heruntergeklappt kann losgeplappert werden. Das bringt zumindest bei der Nutzung auf der PlayStation 5 ein kleines aber nerviges Problem mit sich: Denn der Dual-Sense-Controller zeigt eine aktive Stummschaltung des Mikrofons mit einer relativ hellen und besonders im Dunkeln auffälligen orangefarbenen Leuchte an, die beim Spielen nicht gerade subtil vor sich hin funzelt. Das Lämpchen geht nur dann aus, wenn der Bügel zum Sprechen heruntergeklappt wird und dann relativ weit ins untere Gesichtsfeld ragt. Hier wäre ein Knopf zur Stummschaltung oder ein internes Mikrofon die deutlich bessere Wahl gewesen.

Der Ton macht die Musik


Um die etwas schwächliche und blechern klingende Sprachübertragung zu verbessern, sollte man ein Schaumstoff-Element (das leider nicht im Lieferumfang enthalten ist) nachrüsten.
Um die etwas schwächliche, blechern klingende Sprachübertragung zu verbessern, sollte man ein Schaumstoff-Element nachrüsten.
Das Bügel-Mikrofon ist auch für etwaige Chat-Partner kein Freudenquell: Durch das fehlende Schaumstoff-Element über dem Sprachempfänger hören andere nicht nur jedes kleinste Geräusch, das neben der Sprache beim Nutzer entsteht, auch die Sprachqualität ist etwas schlechter als beim Pulse 3D. Die Stimme klingt für die Zuhörer etwas blechern und ist in vielen Fällen auch zu leise. Steht der abendliche Chat mit Spiele-Kumpels nicht ganz oben auf der Agenda, ist das vernachlässigbar, bei einem Headset mit einem Preisschild von rund 300 Euro, kann man in diesem Punkt aber sicherlich mehr erwarten. Völlig anders stellt sich die Situation bei der Tonausgabe des gewählten Inhalts über die Ohrmuscheln dar: Denn seien es drastische, tiefe Bässe, feine und sehr gut differenzierbare Höhen oder mehr als solide Mitten, dann trumpft das Inzone H9 mit seinen 40-Millimeter-Treibern groß auf. Für den Hörtest beim Spielen kamen die Titel Dying Light 2, Cyberpunk 2077, Outriders, F1 22, Gran Turismo 7, Uncharted: Legacy of Thieves und Returnal zum Einsatz. Musikseitig gab es von der Mondscheinsonate über Hypnotize von System of a Down bis hin zu Hard to Earn von Gangstarr was auf die Lauschlappen. Der Spiele-Sound war ausnahmslos deutlich besser als beim Pulse 3D, die Qualität der Tempest 3D Engine und dem damit verbundenen, emulierten Surround-Sound ist im oberen Segment anzusiedeln. Auch für Musikfreunde ist das H9 absolut empfehlenswert und eine Klasse besser als die Hardware-Konkurrenz des als Referenz eingesetzten Steel Series Arctis 9. Hier gibt es keinerlei Grund zur Klage, das liegt auch am Umstand, dass die Lautstärke auf Wunsch deutlich höher eingestellt werden kann als beim Pulse 3D.

Der Kniff für den PC


Die Bedienelemente sind sinnvoll angeordnet und können nach kurzer Eingewöhnungszeit ohne Probleme bedient werden, ohne dass man Headset abnehmen muss.
Die Bedienelemente sind sinnvoll angeordnet und können nach kurzer Eingewöhnungszeit ohne Probleme bedient werden, ohne dass man das Headset abnehmen muss.
Wie auf der PS5 wird das Inzone H9 per USB-Dongle mit dem PC verbunden und kommuniziert dann über 2,4 GHz mit dem Rechenknecht. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf, denn PC-Spielern stehen weit mehr und innovativere Wege zur Verfügung, um die Sound-Ausgabe bis ins letzte Detail an die eigenen Vorlieben anzupassen. Man erinnert sich noch schemenhaft an Marc Cerny, der kurz vor der Markteinführung der PlayStation 5 in einer langatmigen Technik-Präsentation sichtlich begeistert sinnierte, dass es bald möglich sein könnte, dass User Fotos Ihrer Ohrmuscheln einsenden, um den Sound der PS5 per individuell erstelltem Profil anpassen zu lassen. Darauf warten Konsolenspieler bis heute, PC-Nutzer bekommen genau dieses Feature – oder zumindest ein Derivat davon. Auf dem PC oder Mac kommt die Companion-App für das H9 Headset zum Einsatz: Mit ihrer Hilfe ist es möglich, per Smartphone ein Bild vom rechten und linken Ohr zu knipsen, dann wird die räumliche Tonausgabe bei der Auswahl der Option Raumklang an den Fußabdruck des Ohrs angepasst. Einen echten und hörbaren Unterschied konnten wir im Test mit drei verschiedenen Ohr-Profilen allerdings kaum wahrnehmen.

Möchte der Nutzer Änderungen an den umfangreichen Equalizer-Einstellungen vornehmen, muss das H9 nach jedem Pairing-Vorgang in den Sound-Einstellungen des PC als H9-Spiel statt H9-Chat angewählt werden. Ebenso können keine Änderungen an der Spracheingabe vorgenommen werden, solange das Mikrofon nach oben geklappt ist. Das ist umständlicher als es eigentlich sein müsste und wird durch ein zukünftiges Software-Update hoffentlich bald behoben. Darüber hinaus sind die Einstellungsmöglichkeiten per Inzone Hub am PC zwar um ein Vielfaches umfangreicher als auf der Playstation, für Nutzer, die sich nicht bestens mit den verschiedenen EQ-Einstellungen auskennen, wirkt alles jedoch ein wenig verwirrend – es wird so gut wie nichts erklärt. Dann muss man sich doch wieder auf die verfügbaren Presets verlassen. Zur PC-seitigen Software-Ausstattung muss man sagen, dass die EQ-Einstellungs-Möglichkeiten eines Steel Series Nova Pro oder Logitech-Headsets der oberen Preisklasse hier klar die Nase vorn haben.

Fazit


Für gutbetuchte PS5-Spieler mit großen Ohren ist das Inzone H9 Wireless-Headset eine schmerzfreie und deutlich klangstärkere Alternative zum Pulse 3D – und es funktioniert im Playstation-Ökosystem ebenso harmonisch. Das Klapp-Mikrofon könnte in dieser Preisklasse sicherlich ein besseres sein, die Sprachqualität lässt zu wünschen übrig. Dafür sucht die aktive Geräuschunterdrückung in der Konsolenwelt ihresgleichen. Für einen Platz auf dem Thron der PC-Headsets reicht es in dieser Preisklasse nicht, dazu sind Einstellungsmöglichkeiten und sinnvolle Quality-of-Life-Features zu rar gesät oder teils unnötig sperrig – der Sound hingegen spielt fast in der obersten Liga.

Test-Note:
 2,5 (gut)

Kommentare

Der Chris OLED Model Lite Pro schrieb am
Ryan2k22 hat geschrieben: ?07.08.2022 17:57 Beim Gaming sicher nicht so ent scheidend, aber ich kauf ja auch nicht für jeden Anwendungsfall ein Headset bzw. Kopfhörer, also sollte der auch für Filme taugen UND Gaming können. :)
Okay. Ergibt Sinn. Ich verwende Kopfhörer tatsächlich nie zum Filmegucken, daher hab ich den Fall nicht so komplett auf dem Schirm. Wenn es grundsätzlich möglich ist und die Bequemlichkeit nicht doch siegt, kommen Kopfhörer bei mir aber auch immer ans Kabel.
johndoe711686 schrieb am
Der Chris OLED Model Lite hat geschrieben: ?07.08.2022 11:38
Ryan2k22 hat geschrieben: ?06.08.2022 15:37 Die Audio Technica ATH-M50xBT sind ohne aptX LL, die könnte ich nicht nutzen, bin sehr empfindlich auf asynchrone Lippen/Ton.
Naja, bei Gaming? Kann man das da überhaupt feststellen? Was ich bisher gesehen habe ist immer nur eine Annäherung an einen lippensynchronen Dialog gewesen. Wenn ich den Charakteren anfangen würde auf den Mund zu schauen, dann würde ich wahrscheinlich nochmal in ein ganz eigenes Pre-Uncanny-Valley stürzen. Und spätestens wenn du in die Lokalisation gehst ist doch eh nix mehr mit lippensynchron.
Beim Gaming sicher nicht so ent scheidend, aber ich kauf ja auch nicht für jeden Anwendungsfall ein Headset bzw. Kopfhörer, also sollte der auch für Filme taugen UND Gaming können. :)
johndoe527990 schrieb am
Ghisby hat geschrieben: ?07.08.2022 13:53 Der Logik folgend akzeptiert man einfach, dass Sony nicht in allen Bereichen immer State of the Art ist bzw. sein kann und man nicht immer direkt seinen Sony Rant loswerden muss wenn die Konkurrenz es besser macht.
Aber das fällt halt einigen schwer, zu tief sitzt wohl die Antipathie.
Wo liest du in diesem Thread einen "Hate" oder "Rant" gegen Sony?
Und die Größe des Konzerns Sony soll etwa durchschnittliche Qualität zu überdurchschnittlichen Preisen rechtfertigen?
Eieiei ...
Ghisby schrieb am
Der Logik folgend akzeptiert man einfach, dass Sony nicht in allen Bereichen immer State of the Art ist bzw. sein kann und man nicht immer direkt seinen Sony Rant loswerden muss wenn die Konkurrenz es besser macht.
Aber das fällt halt einigen schwer, zu tief sitzt wohl die Antipathie.
schrieb am