Adventure, Anti-Kriegsspiele und Shooter
Im Adventure
The Last Express aus dem Jahr 1997 ging es zwar nicht in erster Linie um den Krieg, aber man ermittelte im Jahr 1914 an Bord des berühmten Orient-Express, der von Paris nach Konstantinopel unterwegs war. Jordan Mechner (u.a.
Prince of Persia) und sein Team von Bröderbund Software sorgten mit ihrer Art-Noveau-Kulisse für stilvolle Knobelunterhaltung in Egosicht, bei der man den Zug frei erkunden konnte. In eine ganz andere Richtung tendierte der Shooter
The Darkness von Starbreeze aus dem Jahr 2007 für PS3 und 360: Zwar handelte er nicht vom Ersten Weltkrieg, aber eine Variante der Hölle zeigte auch das Grauen in den Giftgas verseuchten Schützengräben - hier wurden erstmals
In The Darkness war die Hölle eine alptraumhafte Version des Ersten Weltkriegs.
eindrucksvoll die Schrecken dieses Krieges visualisiert. Die konnte man vier Jahre später am PC auch im kleinen dänischen Survival-Horror-Trip von
1916: Der unbekannte Krieg erleben, in dem man in Egosicht als deutscher Soldat dem labyrinthischen Schrecken entkommen muss.
In den letzten Jahren erschienen dann die ersten Anti-Kriegsspiele. Eines davon war
Valiant Hearts: The Great War, das 2014 als Comic-Adventure bei Ubisoft Montpellier konzipiert wurde und eine tragische Familiengeschichte erzählte. Auf PC und Konsolen wurde man zwischen Rätseln und Minispielen zwar solide unterhalten, aber nicht wirklich ergriffen. In eine ähnliche Richtung tendierte das 2018 veröffentlichte Adventure
11-11: Memories Retold mit seinem markanten
Valiant Hearts setzte auf einen markanten Comic-Stil.
impressionistischen Stil. Es konnte zwar spielmechanisch nicht begeistern, allerdings erstmals die Perspektive zweier Feinde auf interessante Art über Briefe und Entscheidungen verbinden - der Soldat wurde als Mensch, der Feind als potenzieller Freund greifbar. Selbst ein Rollenspiel japanischer Art thematisierte kürzlich den großen Krieg: In
1914: Prelude to Chaos von 2017 begibt man sich als britischer Abenteurer auf die Suche nach einem Artefakt, kann eine Gruppe von vier Gefährten um sich scharen und gegen 30 Bosse im RPG-Maker-Stil antreten.
Trotz dieser vielfältigen Ansätze floriert aber auch die Action: In
Toy Soldiers von 2010 schlüpfte man in die Rolle eines Spielzeugsoldaten, um an Tower-Defense-Schlachten in Egosicht auf deutscher oder britischer Seite teilzunehmen. Während das Ganze auch aufgrund des Diorama-Stils noch relativ harmlos arcadig anmutete, ging es woanders realistischer zur Sache. Im Multiplayer-Shooter
Verdun von Black Mill Games konnte man 2015 an der
11-11: Memories Retold machte vor allem mit seinem impressionistischen Ansatz neugierig.
gleichnamigen Schlacht teilnehmen, zwischen Schlamm, Stacheldraht und Gräben mit authentischen Waffen kämpfen, wobei die Entwickler laut unserem Tester Jan "einen gelungenen Kompromiss aus Realismus und spielerischem Unterbau" gefunden hatten; aktuell arbeitet derselbe Entwickler übrigens an
Tannenberg, das als First-Person-Shooter im Februar 2019 den Early Access verlassen soll. Auf etwas mehr Spektakel, Explosionsgewitter und fiktive Freiheiten setzte Electronic Arts 2016 in
Battlefield 1, das hinsichtlich der filmisch inszenierten Kampagne in Episoden überzeugte und auf den Schlachtfeldern im Multiplayer so begeisterte, das Micha und Jan im Test unsere höchste Wertung zückten.
Falls ihr euch für die Ursachen des Ersten Weltkriegs interessiert, haben wir eine
historische Einführung im Angebot. Jörg geht in einem historischen Special auf den Status quo vor dem Ausbruch sowie die vielen Faktoren ein, die letztlich als Auslöser dienten. Dabei orientiert er sich vor allem an den Erkenntnissen des britischen Historikers Christopher Clark in "Die Schlafwandler".