Immer bessere Grafik
Mit Dreamcast, PS2, Xbox und GameCube wurden die virtuellen Welten immer noch detaillierter - und Actiontitel, die sich am Hollywood-Kino, Hongkong-Streifen, Comics und Animes orientierten sorgen für einige besonders grobe Momente: Remedys Max Payne setzte auf Zeitlupen-Shootouts, der Dreamcast-Slasher Sword of the Berserk geizte nicht mit Blutfontänen und zerhackten Monstern. In The Punisher (vom späteren
Saints Row-Macher Volition) gab es ein Vielzahl von extremen Szenen, wo die Hauptfigur Feinde verhören, quälen und exekutieren konnte - sei es mit Werkzeugen wie einer Bohrmaschine bis hin zum Verbrennen bei lebendigem Leib in einem Krematorium. Gleichzeitig entkoppelte
Grand Theft Auto 3 das gewalthaltige Treiben vom eigentlich Spielziel: In Rockstars Open-World-Frühwerk konnte man auch ohne Missionskorsett Prostituierte ausrauben, Passanten überfahren oder Polizisten erschießen - jedoch nicht ohne dafür vom Spiel sanktioniert zu werden.
Soldier of Fortune 2: Double Helix war 2002 eines der gröbsten Beispiele für Bildschirmgewalt - in der deutschen Version wurde Feinde durch Androiden ersetzt.
Das war bei den Soldier-of-Fortune- und Postal-Titeln nicht der Fall - hier wurde Gewalt explizit zelebriert, vor allem die zweiten Teile beider Serien gehören zu den brutalsten Computerspielen überhaupt, genre- und zeitenübergreifend. In
Soldier of Fortune 2: Double Helix war das gezielte Abschießen von Gliedmaßen möglich, blutige Stümpfe, Einschusslöcher und Blutlachen inklusive. Postal 2 fügte dem noch eine große Portion Sadismus und makabre Kreativität hinzu: Man konnte Gegner (oder Zivilisten) tasern, anpinkeln, verbrennen und dann noch zersägen oder zerhacken. Kein Wunder, dass angesichts solch widerlicher Aktionen nicht nur deutsche Jugendschützer auf die Barrikaden gingen!
Menschenjagd
Im selben Jahr (2003) veröffentlichte Rockstar sein bis dato kontroversestes und heftigstes Spiel: Manhunt. Obwohl die Geschichte des Spiels das Morden in einen halbwegs glaubhaften Rahmen setzte (Hauptfigur muss Gangmitglieder töten, um sich sich seine Freiheit in einer Art TV-Show zu verdienen), waren die Exekutionsszenen des Schleichspiels sehr harter Tobak. Manhunt war weit dreckiger und derber als z.B. die (ebenfalls harte)
Hitman-Reihe, Feinde erstickten hörbar, wenn man ihnen eine Plastiktüte über den Kopf stülpfte. Zudem war die generelle Rohheit und Wucht der Attacken von Hauptcharakter James Earl Cash schockierend: Wenn er mit einem Baseballschläger voll durchzog oder einem Feind mit der Machete den Kopf abtrennte, fühlte sich das realer und bedrohlicher an als in allen Spielen zuvor.
Kennen nicht viele Spieler: In Rocksteadys PS2- und Xbox-Shooter Urban Chaos: Riot Response ging es ziemlich derb zu.
Weitere Gewaltspitzen im ausgehenden SD-Zeitalter gingen auf das Konto diverser
Mortal Kombat-Episoden, von Wüterich
Kratos oder den noch jungen Rocksteady Studios, die sich später mit den
Batman-Spielen einen Namen machen sollten: In
Urban Chaos: Riot Response (PS2, Xbox) gab es nicht nur überraschend taktischen Polizeischild-Einsatz, sondern auch Kopfschüsse in Zeitlupe und die Möglichkeit, Feinde so lange mit einem Elektroschocker zu traktieren bis sie in Flammen aufgehen. Mit dem Grafikboost auf 720p, den Xbox 360 und PS3 der Branche bescherten, erweiterten sich natürlich auch die Möglichkeiten im Hinblick auf Bildschirm-Brutalität: Alien-Echsen zersägen in
Gears of War, Klingenmonster durchsäbeln in
Ninja Gaiden 2, intensive Ego-Kämpfe in Condemned: Criminal Origins, Tentakel-Hinrichtungen in
The Darkness 2, Körper zertreten in
Dead Space, Zombies durch den Mixer drehen in
Dead Rising oder
Dead Island. Alles in bisher nicht gekannter grafischer Detailverliebtheit, aber in der Sache nicht fieser oder gewaltverherrlichender als in den Jahren zuvor.