Ein paar Jahre später entfachte Segas Dreamcast meine Konsolenliebe, ich hatte die PSone- und Saturn-Ära großteils mit PC-Shootern überbrückt, von neuem. Und da fiel mir der Name Metal Slug wieder vor die Füße: Zuerst als Gerücht einer Dreamcast-Umsetzung, dann endlich real als Portierungen für zunächst Sony-Konsolen. Metal Slug X, die aufgemotzte Version des zweiten Serienteils, erschien in PAL-Gefilden extrem spät für die erste PlayStation und versüßte mir eine dröge Reha-Phase nach einer Knie-OP, Metal Slug 3 aus dem Jahre 2000 wanderte 2003 als Import-Disc in meine gechippte PS2 - bis heute halte ich es für das beste Run-and-Gun-Spiel, das je gemacht wurde. Seit dieser Zeit bin ich süchtig nach Metal Slug: Ich holte mir die Episoden 4 bis 6 als Import, plus den überflüssigen 3D-Ableger für PS2, dann das hübsche aber durchwachsene Advance für den GBA, die Teile 7 (DS) und XX (PSP), die grobpixeligen Neo-Geo-Pocket-Episoden, die Anthology auf mehreren Systemen, Metal Slug 3 nochmal für die Xbox in PAL und als Download auf PS4 und Xbox One. Und auch den Erstling auf Switch, als Teil des Neo Geo Mini oder, ganz neu, verbaut im Wohnzimmer-Automat Neo Geo MVS X.
Soldaten, Knarren & Panzer
Ohne Worte: Shotgun-Treffer.
Doch was macht das Spielerlebnis Metal Slug aus - abseits von pixeligen Explosionen und dicken Panzern? Nun, erstmal sind die Explosionen und die Panzer tatsächlich ein nicht zu unterschätzendes Anziehungsmerkmal. Das Kaputtschießen von Fahrzeugen, Bossen oder ganzen Häuserfassaden wird hier so detailverliebt in Szene gesetzt wie in kaum einem anderen 2D-Spiel. Holzsplitter fliegen durch die Luft, Feuer und Rauch entstehen und verschwinden wunderschön, Panzern fliegt der Turm weg, Autos werden knirschend überrollt. Das namensgebende Super Vehicle-001, ein grauer Panzer, der immer mal wieder in den Levels herumsteht und bemannt werden möchte, ist ebenfalls ein großer Freudenquell: Das Gefährt kann sich ducken und feindliche Geschosse überhüpfen, das Bord-MG glänzt mit toller Schussfrequenz und die Kanone ballert dicke Löcher in feindliches Metall. Im Panzer ist man als Spieler kurrzeitig sicher - ein Segen in der Arcade, wo ständig der Münznachwurf drohnt - und gibt erst nach drei Treffern klein bei.
Bosskampf mit zwei Gegnern: Die Panzer in Metal Slug sehen hinreißend aus.
Ist man als Soldat (Marco oder Tarma) zu Fuß unterwegs, fühlt sich jeder
Contra-Kenner sofort zuhause: Man rennt und hüpft durch horizontal scrollende 2D-Stages, liest Extra-Waffen auf und bringt am Levelende einen riesigen Boss zur Strecke. Metal-Slug-Soldaten ballern eigentlich nur nach rechts, oben, links oder unten - nur mit dem MG fliegen Salven auch mal schräg durch die Luft. Die reichlich verteilten Knarren-Power-Ups machen einen großen Reiz der Actionsause aus, auch wenn ausgefallene Varianten wie explodierende Metallflitzer, der Laser oder Hüpf-Bomben erst in späteren Teilen dazu kommen, sind die Flinten schon in Teil 1 eine Wucht: Der Raketenwerfer ist formidabel gegen gepanzerte Boote und Geschütztürme, die Shotgun verwandelt Soldaten in Blutwolken und kriegt sogar Panzer rasch klein, der Flammenwerfer grillt feindliche Fallschirmspringer oder Dschungelkämpfer schon in der Luft bzw. in den Büschen.