Special: Computerspielemuseum (Unternehmen)

von Mourad Zarrouk



Unternehmen
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4Players: 1997 wurde die erste Dauerausstellung eröffnet. Im  Jahr 2000 war dann erstmal Schluss, was war der Grund dafür?

Andreas Lange: Wir verfügten seinerzeit nur über sehr begrenzte Räumlichkeiten. Die Ausstellung wuchs und mit ihr der Platzbedarf. Als "strategischen Aspekt" erschien uns die vorübergehende Schließung als geeignete Maßnahme um auch einen gewissen Druck auf die Kulturbehörde der Stadt auszuüben. Denn solange unsere Pforten geöffnet waren, sahen wir uns dem Argument ausgesetzt, es könne ja alles nicht so dramatisch sein, es funktioniere ja auch alles ohne Unterstützung, warum sollen man dann also  helfen? Mit etwa achtjähriger Verspätung ist diese "Strategie" dann letztendlich aufgegangen. Von öffentlicher Hand sind allerdings lediglich projektbezogene Gelder für die eigentliche Produktion der Ausstellung geflossen. Der reguläre, dauerhafte Publikumsbetrieb muss vom Tag der Eröffnung durch das Museum selbst getragen werden. Starthilfe kam von der Stadt, fahren muss das Auto nun von selbst.


4Players: Wie beurteilst du den aktuellen Vorstoß der CSU in Bayern, die USK - Einstufungen wieder anfechtbar zu machen, was zu nachträglichen Indizierungen von USK - geprüften Titeln führen kann?

 
Andreas Lange: Man kann sicherlich festhalten, dass das deutsche Jugendschutzsystem ein sehr komplexes ist, das dokumentieren wir in der Ausstellung ja recht umfassend am Beispiel des ersten indizierten Titels (Anm. d. Red.: "River Raid"  1984). Natürlich nutzen Politiker aus den unterschiedlichsten Beweggründen das Medium immer wieder um sich zu profilieren. Die Diskussion ist auch sicher wichtig, wenn sie denn sachlich und nicht polemisch geführt wird. Aus einer kulturellen Perspektive haben solche aktuellen Vorstöße, solche formalen Details, aus meiner Sicht aber kaum Relevanz. 

4Players: Welche Themenschwerpunkte sind in der näheren Zukunft geplant?

Andreas Lange: Unser Sonderaustellungsprogramm ist in der finalen Phase, wirklich spruchreif ist momentan aber erst ein ganz aktueller Schwerpunkt: Diesen Sonntag den 30.01 wird im Rahmen des Workshops "Global Game Jam" hier in Berlin der gewählte  Prototyp im Museum präsentiert

4Players: Meinst du, dass sich in den vergangenen zehn Jahren die Rolle des Computerspiels als Kulturgut unserer Gesellschaft geändert, also verbessert hat?

Andreas Lange: Ich registiere ein Abnehmen der Diskussion weg vom Fokus auf Gewalt, hin zum Thema Abhängigkeit. Aber es hat sich überdies durchaus einiges geändert, auch zum Guten. Die Begründung des  Bundestages anlässlich des deutschen Computerspielpreises, warum sehr wohl auch Steuergelder investiert werden dürfen, führt ja eindrucksvoll unter Beweis, dass das Medium in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. Im Übrigen hat  eine deutliche Verschiebung der Diskussion um Computerspiele weg von Gewalt, hin zu Abhängigkeit eingesetzt. Der Computer ist allgegenwärtig, wir haben ihn heutzutage sprichwörtlich immer dabei...immer in der Tasche. Hier die Balance zwischen der real-physischen und den neuen virtuellen Realitäten zu finden, wird die nächste große Herausforderungen sein. Dennoch bewerte ich die Entwicklung der  vergangenen Jahre als positiv und wage auch einen absolut positiven Ausblick: Die Kreativität und auch der künstlerische Anspruch des Mediums ist nicht mehr zu leugnen und rückt zunehmend in den Vordergrund der Wahrnehmung. Vielleicht können wir auch mit unserer Ausstellung einen kleinen Beitrag dazu leisten insgesamt gelassener und gründlicherer im Umgang mit dem Medium umzugehen. Ferner trägt schon  der mittlerweile zweite Generationswandel sein Übriges  zu einem entspannteren und gelasseneren Umgang mit dem Medium bei. Die Spieler der ersten Stunden sind lange selbst Väter, oder schon Großväter.

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