Special: Games Convention 2006 (Messen)

von Jens Bischoff



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AufTakt

Seit fünf Jahren pilgert die Spielewelt im August nach Leipzig, um die Vorstellung kommender Hits hautnah zu erleben. Es ist die größte Messe ihrer Art auf dem europäischen Festland und längst eine feste Größe im Kalender der hiesigen Gamer. Aber es geht nicht nur um PSP, DS, Next Gen, Crysis oder Spore - die Geschichte der Games Convention wäre unvollständig ohne die Erwähnung ihrer Eröffnungskonzerte. Der buchstäbliche Auftakt gehört seit 2003
Pilgerstätte für Liebhaber von Soundtracks: Das Gewandhaus in Leipzig.
zu den Höhepunkten des Spektakels und war vor vier Jahren einzigartig auf europäischem Boden.

Noch nie zuvor wurde die Musik aus Computer- und Videospielen außerhalb von Japan so umgeschrieben, dass die Klänge aus Apidya, Splinter Cell, Final Fantasy oder Medal of Honor einen Konzertsaal wie den des Leipziger Gewandhauses füllen konnten. Die Prager FILMharmonie hat sich seitdem zum Hausorchester der Eröffnungskonzerte entwickelt - zunächst gab sich allerdings das Czech National Symphony Orchestra die Ehre, Piepstöne in 16 Bit bzw. Rhythmen aus dem Synthesizer orchestral aufzuarbeiten. Der Schwerpunkt lag dabei zunächst auf Titeln, deren Musik im Original bereits mit einem Orchester eingespielt wurde, die Leitung liegt seit den ersten Tagen in den Händen von Andy Brick, Initiator der Konzerte ist Merregnon-Produzent Thomas Böcker.

Übersee-Import

Den Ausschlag gaben Konzerte in Japan (z.B. das von 1991 bis 1995 aufgeführte Game Music Concert oder die Final Fantasy-Aufführungen Dear Friends und More Friends), wo sich Videospiele und deren Musik längst als fester Bestandteil des öffentlichen Lebens etabliert haben. Die Komponisten der Soundtracks genießen im fernen Osten ein ähnlich hohes Ansehen wie es hierzulande vor allem Veteranen 
Eine Aufgabe an die Experten: Zu welchem Spiel gehört diese Partitur?
wie Chris Hülsbeck zuteil wird. Nachdem Böcker anno 2000 den ersten Teil der Merregnon-Trilogie produzierte, für die bereits große Namen wie Gustaf Grefberg (The Chronicles of Riddick ) oder Yuzo Koshiro (Sonic the Hedgehog) den Soundtrack zu einer Fantasy-Geschichte schrieben, trat er drei Jahre später mit namhaften Publishern in Kontakt, um einzelne Melodien ihrer Spiele für das erste Eröffnungskonzert aufzuarbeiten.

EA, Square sowie die Messeleitung zeigten sich von der Idee begeistert, doch damit war die Arbeit nicht getan: Selbst von aktuellen Soundtracks fehlten mitunter die Originale der Notenfolgen und so mussten die Stücke erst zurück in die schriftliche Form gebracht werden, bevor sie Andy Brick dem Prager Nationalorchester auf den Leib schneidern konnte. Aber nicht nur der Dirigent, auch einige der ursprünglichen Komponisten waren stets an der Umsetzung ihrer Werke beteiligt; u.a. zeichnet Chris Hülsbeck für das 2003 aufgeführte Apidya verantwortlich, während in diesem Jahr Leon Willett sein Dreamfall in Eigenregie arrangierte.

Nah am Publikum

Schon das erste Konzert war ein voller Erfolg - alle bereitgestellten Plätze waren ausverkauft, die Gäste restlos begeistert. Und sie kamen wieder: 2005 waren sämtliche Tickets bereits nach drei Tagen vergriffen und in diesem Jahr stellte die Leipziger Messe nachträglich noch einmal 200 Karten zur Verfügung, um der Nachfrage gerecht zu werden. Aber selbst wenn es der Beliebtheit keinen Abbruch getan hätte, haben sich die Veranstalter nicht auf ihrem Sitzfleisch ausgeruht. Es kamen nicht nur ständig neue Titel hinzu, auch die Art der Vorführung wurde erweitert. So lösten im vergangenen Jahr Percussion-Künstler Rony Barrak und Colly Kollet als Solistin stehende Ovationen aus, während 2006 ein Chor sowie eine Orgel das
Gruppenfoto auf der letztjährigen GC: Adam Klemens, Rony Barrak, Andy Brick, Thomas Böcker und Petr Pycha (v.l.n.r.) nach getaner Arbeit.
Orchester unterstützen.

Aber es ist nicht nur die Musik, die hunderte Soundtrack-Liebhaber nach Leipzig zieht. Es sind auch ihre Helden. Wo Robby Williams sich nach  seinem Auftritt hinter die Bühne zurückzieht, beantworten die anwesenden Komponisten wie Chris Hülsbeck, Rob Hubbard oder Allister Brimble die Fragen ihrer Fans und schreiben geduldig Autogramme. In diesem Jahr sind neben dem Leipziger Dauergast Nobuo Uematsu auch Kai Rosenkranz, Leon Willett, Michiru Yamane sowie Tilman Sillescu anwesend.

Bleibt die Frage, wie das Eröffnungskonzert in den kommenden Jahren aussehen wird. Thomas Böcker meint jedenfalls, dass sich die Veranstalter nicht auf den Lorbeeren ausruhen und das Ereignis weiter entwickeln wollen. Geplant sind Änderungen, welche den Vorführungen ihre Einzigartigkeit bewahren sollen - mit Video Games Live und Play! werben seit 2005 immerhin ähnliche Konzerte um die Gunst der aufmerksamen Spieler. Was genau sich ändern soll, will Böcker aber frühestens am Ende dieses Jahres verkünden.

   

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