Die Frage der Renovierung
Ich habe
Demon's Souls zur Vorbereitung auf der PlayStation 3 nochmal ausgiebig gespielt. Ganz einfach, weil elf Jahre eine verdammt lange Zeit sind - und selbst Meilensteine verwittern. Trotzdem hatte ich jede Menge Spaß mit der Rückkehr ins alte Königreich Boletaria. Selbst wenn Kulisse, Texturen und Animationen natürlich längst überholt sind, geht der Reiz dieses außergewöhnlichen Artdesigns nicht so schnell verloren. From Software hat ja damals nicht nur spielerisch Pionierarbeit geleistet, sondern die verkitschte Fantasy auf ein ganz neues ästhetisches Niveau gebracht. Die Welt und ihre Charaktere bargen Geheimnisse. Man konnte sie nur ergründen, wenn man sich selbst in den Abgrund wagte. Alles dazu sowie die grundsätzliche Spielmechanik habe ich in diesem
Test erläutert.
Wozu also dieses Remake? Zum einen, weil dieser Klassiker es nach einem Jahrzehnt verdient hat. Zum anderen, weil es zwar schwer, aber natürlich möglich ist, die Sogwirkung eines großartigen Spiels durch audiovisuelle Technik zu verstärken - siehe
Shadow of the Colossus. Allerdings reichen bei einem Kaliber dieser Art keine einfachen Filter, keine Anstriche oder simple Skalierungen, nur um heutige Standards hinsichtlich Auflösung und Bildrate zu erreichen: Ihr könnt jederzeit zwischen dem etwas hübscheren Kinomodus in 4K mit 30fps oder besserer Leistung mit 60fps bei dynamischer Auflösung wählen, die auch eine tolle Kulisse zeigt.
Was für eine Präsenz!
Willkommen zurück in Boletaria! Überall wuchert und grünt es - man entdeckt viele neue Details.
Man muss so ein Spiel aber komplett mit Hingabe renovieren, muss mit allen grafischen und akustischen Mitteln jeden Stein und jeden Sound umdrehen, damit einem dieser bekannte rote Drache auch im Zeitalter von
10,3 TeraFLOPS (und
mehr) noch so Respekt einflößt, dass man ehrfürchtig die Flucht ergreift. Das ist also kein rein technischer, sondern auch ein künstlerischer Prozess, der am Ende in diesen 52 Gigabyte steckt: Im Idealfall knüpft man an die Tradition an und führt sie so überzeugend fort, dass man auch als Kenner der Wurzeln staunt.
Auch das Menüdesign wurde modernisiert.
Tja Leute, was soll ich sagen? Dieses moderne Demon's Souls hat alles, was ich damals geliebt habe - und darüber hinaus eine neue Präsenz! Und die steht diesem gnadenlosen Action-Rollenspiel unfassbar gut. Der rote Drache? Leck mich am feuerfesten Schild, ist das eine ungeheuer Respekt einflößende Kreatur - das heißt Präsenz! Auch ohne Raytracing bekommt man zumindest eine Ahnung von dem, was in dieser neuen Generation technisch möglich ist. Obwohl ich die Stelle seit elf Jahren kenne, hatte ich eine Gänsehaut. Präsenz ist die Spürbarkeit des eigenen Charakters in seiner Umgebung, die gefühlte Manifestation eines Avatars durch Wucht, Sound, Kulisse.