Test: Syberia DS (Adventure)

von Bodo Naser



Syberia DS
Entwickler:
Publisher: Microids
Release:
12.2008
Spielinfo Bilder  
Ein wohlgehütetes Geheimnis, sprechende Apparaturen und eine poetische Geschichte mit einem Schuss Kapitalismuskritik - das sind die Zutaten von Syberia. Jetzt gibt es Benoit Sokals Grafik-Adventure, das bereits 2002 für PC erschien, auch für den DS. Macht Kate Walkers Trip nach Sibirien nach all den Jahren noch Spaß?

Bekannte Story

Syberia (den 4P-Test gibt's hier)  ist neben Amerzone das bekannteste Adventure von Benoit Sokal, 
Kate ist wieder einem Geheimnis auf der Spur. Dieses Mal im Kleinformat.
dem belgischen Comiczeichner und Spielemacher. In Syberia geht es um eine amerikanische Anwältin namens Kate Walker, die dem Geheimnis der Familie Voralberg auf der Spur ist. Eigentlich will sie nur den Verkauf von Voralbergs vorsintflutlicher Automatenfabrik abschließen, die an einen US-Spielzeugkonzern gehen soll. Doch die letzte Vertreterin der Familie, Anna, ist verstorben, bevor Kate ihr Einverständnis einholen kann. Was soll sie nun tun? Angeblich soll es noch einen Sohn namens Hans geben, der vor langer Zeit im Streit wegging. Es war seine Vorliebe für zottelige Urzeittiere, die ihn in die eisigen Weiten des Ostens trieb.

Obwohl die DS-Version eigentlich von Mindscape und nicht von Sokal selbst stammt, hält sie sich in punkto Story genau an die Vorlage. Zunächst glauben alle noch, dass Hans tot sei. Doch seine Schwester Anna wusste, dass es anders war. Es wird immer klarer, dass der Sonderling im bitteren Streit mit seinem Vater lag. Der wollte, dass Hans in der heimischen Fabrik arbeiten sollte. Doch Hans zog es hinaus in Ferne, was sein Vater einfach nicht verkraften konnte. Er ließ ihn daraufhin symbolisch beerdigen. Zugleich sind die außergewöhnlichen Automaten, die Hans entwarf, nicht nur reine Spielmaschinen, denn sie haben eine Seele. Obwohl die Story nur teilweise realistisch wirkt, hat sie doch einen realen Kern, denn die antiquierte Welt wird vom amerikanischen Kapital bedroht. Und in Sibirien gelangen immer wieder Mammuts an die Oberfläche, die aussehen, als hätten sie gerade noch gelebt.

Kate in Aktion

Man spielt ausgerechnet die Person, die zunächst das große Geld repräsentiert. Eigentlich muss der Spieler dafür sorgen, dass der Verkauf der in die Jahre gekommenen Firma über die Bühne geht. Doch Protagonistin Kate entfernt sich schnell von ihrer eigentlichen Aufgabe als Anwältin, da sie immer mehr in die Geschehnisse hineingezogen wird. Zunächst befolgt sie noch die Anweisungen ihres Chefs, aber dann wird sie selbst zur Akteurin. Ihr Schicksal ist quasi vorbestimmt, indem sie sich auf die Suche nach Hans macht. Leider verläuft die Story linear, so dass man einmal mehr keine Wahl hat, wie man sich verhalten möchte. Der Spieler muss den Weg nachspielen, der für Kate vorgesehen ist. Einzige Freiheit ist, innerhalb der Kapitel hinzugehen, wohin man möchte.

Man startet in Valadilene, dem fast menschenleeren Stammsitz der Voralbergs in den französischen Bergen, wo man Licht ins Dunkel bringen soll. Der Ort ist ein wenig verlottert, aber noch so gut in Schuss, dass man die überall präsenten Maschinen per Stylus in Gang setzen kann. In Valadilene gibt es ein Labyrinth, das aber nicht viel bietet, da es zu klein ist. Solche Sackgassen sind nicht selten, da man immer wieder an bauliche Grenzen stößt. Diese Tür lässt sich partout nicht öffnen, jener Schrank ist nur Staffage und hier ist der Parcours zu Ende. Das hätte man sich ebenso sparen können wie die Rädchen, die ihr auf dem Touchscreen drehen müsst.

Handheld-Rätsel

Auch die Rätsel halten sich an die Vorlage, so dass man die Komplettlösung für den PC verwenden kann, wenn man mal
Trotz übersichtlicher Menüs überseht ihr manchen Hinweis, weil vieles zu klein ist.
nicht weiter kommt. All zu oft ist das aber nicht der Fall, da die Rätsel stark vereinfacht wurden. Es gibt nur wenige Gegenstände, Dialog- und Interaktionsmöglichkeiten. So sind viele der Aufgaben nicht der Rede wert. Man muss beispielsweise eine Karte in einen Schlitz einer Maschine reinstecken und an einem Seil ziehen, das war's schon. Dem DS-Publikum werden wohl einmal mehr keine komplexen Puzzles zugetraut. Einige Rätsel hat man sich gleich ganz gespart, so muss Kate beim Handy nicht mehr selber wählen, sondern nur den Gesprächspartner aussuchen. Dennoch ist das Adventure mit viel Laufarbeit verbunden, da man immer wieder suchend umherstreift und es keine Schnellreisefunktion gibt. Das nervt schnell, weil man bald alles gesehen hat.

Zudem ist die Bedienung reichlich missglückt, so dass man viele Dinge gar nicht sieht. Es gibt zwar eine Funktion, bei der auf dem Bildschirm per Touchpen alle Möglichkeiten angezeigt werden sollen. Doch ausgerechnet sie funktioniert nicht recht, da viele Sachen gar nicht angezeigt werden - hier hat das Entwicklertram geschlampt. So läuft man vorbei und sieht nicht, dass es dort eigentlich noch weiter gehen würde. Die Übergänge in die anderen Räume sind auch nur suboptimal, da sie gar nicht leicht zu treffen sind. So kann es schon mal sein, das man x-mal wo raus und wieder reinlauft. Kate schleicht zudem ziemlich, so dass die Durchquerung eines größeren Areals zur Geduldsprobe wird.

Sokal-Stil

Die opulenten Hintergründe, durch die man ausgiebig wandelt, sind im unnachahmlichen Stil Sokals gezeichnet, den man als finsteren Jugendstil bezeichnen könnte. Wer zuletzt Sinking Island gespielt hat, weiß um die Schwermut der Zeichnungen. Trotz geringerer Auflösung, kommen sie fast an die PC-Version heran. Leider fügt sich Kate nicht immer lebensecht in die Umgebung ein. Etwas heller sind die weiteren Stationen auf eurer Reise: Barockstadt, Aralbad und Komkolzgrad. Barockstadt wiederum erinnert an ein riesiges Gewächshaus, in dem sich Vögel herum treiben, Komkolzgrad eine Fabrik und Aralbad ein verlottertes Seebad.

Immerhin sorgen kunstvolle Filme immer wieder für ein wenig Leben, die sich ebenfalls an der PC-Fassung orientieren. Der Umfang ist jedoch wie der des ganzen Spiels geringer. Allerdings gibt es keine Sprachausgabe, weshalb ihr außerhalb der Videos alles nachlesen müsst. Zusammen mit der klassischen Musik weht schon ein Anflug von russischem Flair durch die Gegend, die aber weitgehend unbewegt verharrt. Die Umgebung ist fast ohne Leben, was wiederum typisch für Sokals Werk ist.
       

Kommentare

Kid Icarus schrieb am
bigod66 hat geschrieben:
a werde ich mit Another Code und Hotel Dusk sehr gut bedient, Professor Layton war da zwar ein bisschen anders, aber auch großartig gemacht. Warum gibt es aber außer diesen drei Spielen nichts, was mich langfristig an den DS fesselt? Kein exklusives Adventure? Ich warte weiterhin auf die Nachfolger zu Professor Layton, die ja in Japan bereits erhältlich sind. Aber ein richtiges Adventure, so wie ich es mir erhoffe, werde ich wohl so schnell nicht finden.
Fand Syberia auf dem PC auch recht ordentlich, vorallem bot es eine gute Atmosphäre, die wohl auf einem DS sicher nicht so richtig zum Vorschein kommt.
Bei Deiner Aufzählung hast Du noch die Phoenix Wright Serie vergessen, ich finde diese etwas vom Besten auf dem DS.
Ja, Phönix Wright war auch echt gut - wenn auch etwas anders als ein "richtiges" Adventure. Trotzdem wünsche ich mir vergeblich ein richtiges, klassisches Knobelvergnügen und tolle Rätselkost für meinen DS ... muss ich wie gesagt auf Professor Laytons Nachfolger und ein Sequel zu Hotel Dusk warten: Auf das hoffe ich nämlich - und Hotel Dusk war so gut, da muss ein Nachfolger her - ohne Frage!
bigod66 schrieb am
a werde ich mit Another Code und Hotel Dusk sehr gut bedient, Professor Layton war da zwar ein bisschen anders, aber auch großartig gemacht. Warum gibt es aber außer diesen drei Spielen nichts, was mich langfristig an den DS fesselt? Kein exklusives Adventure? Ich warte weiterhin auf die Nachfolger zu Professor Layton, die ja in Japan bereits erhältlich sind. Aber ein richtiges Adventure, so wie ich es mir erhoffe, werde ich wohl so schnell nicht finden.
Fand Syberia auf dem PC auch recht ordentlich, vorallem bot es eine gute Atmosphäre, die wohl auf einem DS sicher nicht so richtig zum Vorschein kommt.
Bei Deiner Aufzählung hast Du noch die Phoenix Wright Serie vergessen, ich finde diese etwas vom Besten auf dem DS.
Kid Icarus schrieb am
MoonSceAda hat geschrieben:@ Super Wario:
Ich wünsche mir exklusive, hochklassige Rätselkost mit kopfzerbrechenden Rätseln, einer spannenden Story und Stylus-Steuerung vom Feinsten
Tja, da findest du eben selten was, nicht wahr? Und das gilt ja auch nicht nur für den DS.
Am PC sind sie sowieso alle besser, ohne Ausnahme, und genau deshalb sehe ich es nicht ein, mir die schlechtere Version eines vielleicht guten Spiels auf einem kleineren Bildschirm ohne Sprachausgabe, oftmals mit Steuerungsproblemen und hardwarebedingten Kürzungen für einen höheren Preis zu kaufen
Das hört sich sehr logisch und nachvollziehbar an, keine Frage. Ob wirklich alle ohne Ausnahme besser sind, habe ich nie testen können, aber das glaube ich auch mal (gern) so.
Aber naja, der DS ist eben doch ein bisschen was anderes und ich verfalle öfters seinem speziellen Reiz, der für mich dann die Begründung in dieser Sache ist. Und wenn ich mal im Bett vor dem Schlafen oder noch vor dem Lesen gemütlich eine Runde rätseln will, ist das noch gemütlicher als vor dem Pc ;)
Außerdem ist ein Spiel auch öfters billiger... noch billiger z.B. mit einer 4. Revolution *hust*
Dass diese mehr fesseln können und auch auf dem DS wunderbaren Rätselspaß bieten, kann niemand bestreiten.
Na dann :)
Ich könnte über dieses Thema eine ganze Kolumne schreiben Wink
Gerade aufgrund deiner eindeutigen klar argumentativen Einstellung zu z.B. diesem Thema könntest du dir sicher sein, dass ich deine Kolumne sicher lesen würde :)
Du würdest meine Kolumne lesen? Geil.
Weil derzeit eine Spieletestseite bei mir/uns in Planung ist :wink:
Siehs dir auf meinem Thread in meiner Sig an :wink:
Mit Kolumnen - auch zu dem Thema dann.
MoonSceAda schrieb am
@ Super Wario:
Ich wünsche mir exklusive, hochklassige Rätselkost mit kopfzerbrechenden Rätseln, einer spannenden Story und Stylus-Steuerung vom Feinsten
Tja, da findest du eben selten was, nicht wahr? Und das gilt ja auch nicht nur für den DS.
Am PC sind sie sowieso alle besser, ohne Ausnahme, und genau deshalb sehe ich es nicht ein, mir die schlechtere Version eines vielleicht guten Spiels auf einem kleineren Bildschirm ohne Sprachausgabe, oftmals mit Steuerungsproblemen und hardwarebedingten Kürzungen für einen höheren Preis zu kaufen
Das hört sich sehr logisch und nachvollziehbar an, keine Frage. Ob wirklich alle ohne Ausnahme besser sind, habe ich nie testen können, aber das glaube ich auch mal (gern) so.
Aber naja, der DS ist eben doch ein bisschen was anderes und ich verfalle öfters seinem speziellen Reiz, der für mich dann die Begründung in dieser Sache ist. Und wenn ich mal im Bett vor dem Schlafen oder noch vor dem Lesen gemütlich eine Runde rätseln will, ist das noch gemütlicher als vor dem Pc ;)
Außerdem ist ein Spiel auch öfters billiger... noch billiger z.B. mit einer 4. Revolution *hust*
Dass diese mehr fesseln können und auch auf dem DS wunderbaren Rätselspaß bieten, kann niemand bestreiten.
Na dann :)
Ich könnte über dieses Thema eine ganze Kolumne schreiben Wink
Gerade aufgrund deiner eindeutigen klar argumentativen Einstellung zu z.B. diesem Thema könntest du dir sicher sein, dass ich deine Kolumne sicher lesen würde :)
Kid Icarus schrieb am
MoonSceAda hat geschrieben:
Si Senora hat geschrieben:Schon mal Another Code gespielt? Hat mich zumindest mehr gefesselt als die meisten Adventures auf dem PC.
Er spricht ja eher von den Portierungen von PC auf den DS ;)
Da hat er im Grunde größtenteils Recht, doch ist "für unterwegs" eben doch auch etwas anderes. Und wie du selbst sagst, Super Wario, war Geheimakte Tunguska doch schonmal gut (ich selbst habe es nicht gespielt), also wieso nicht weiter hoffen auf gute Portierungen :)?
Achja und der Hauptgrund ist natürlich Geld, das möge man nicht vergessen :D
Ach und noch eins:
Another Code ist natürlich große klasse!
Genau wie Hotel Dusk Room 215.
Habe beide und Another Code auch durchgezockt :wink: bin sowieso ein großer Adventure-Fan - aber auf dem DS ist mir die Auswahl nicht groß genug, also die Auswahl an guten Spielen. Portierungen sind nicht das, was ich mir von meinem DS wünsche. Ich wünsche mir exklusive, hochklassige Rätselkost mit kopfzerbrechenden Rätseln, einer spannenden Story und Stylus-Steuerung vom Feinsten. Da werde ich mit Another Code und Hotel Dusk sehr gut bedient, Professor Layton war da zwar ein bisschen anders, aber auch großartig gemacht. Warum gibt es aber außer diesen drei Spielen nichts, was mich langfristig an den DS fesselt? Kein exklusives Adventure? Ich warte weiterhin auf die Nachfolger zu Professor Layton, die ja in Japan bereits erhältlich sind. Aber ein richtiges Adventure, so wie ich es mir erhoffe, werde ich wohl so schnell nicht finden. Diese Portierungen sind für mich uninteressant, selbst wenn ich das Original am PC nicht gespielt habe. Am PC sind sie sowieso alle besser, ohne Ausnahme, und genau deshalb sehe ich es nicht ein, mir die schlechtere Version eines vielleicht guten Spiels auf einem kleineren Bildschirm ohne Sprachausgabe, oftmals mit Steuerungsproblemen und hardwarebedingten Kürzungen für einen höheren Preis zu kaufen - deshalb hoffe ich auf exklusive Spiele. Dass diese mehr fesseln können und auch auf dem DS...
schrieb am