Test: Red Dead Redemption (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Take-Two
Release:
21.05.2010
21.05.2010
17.08.2023
17.08.2023
kein Termin
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ab 13,39€
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Bist du ein echter Gringo?

Wie gewohnt entscheidet die Art der Waffe über Reichweite oder Durchschlagskraft: Während Marston mit Pistolen mehrere Schüsse in der Sekunde abgeben kann, sind Gewehre vor allem im Deckungskampf über die Entfernung effektiv und Schrotflinten natürlich besonders aus nächster Nähe tödlich. Fäuste, Messer, Lasso, Dynamit, Brandflaschen und ein Scharfschützengewehr komplettieren sein Arsenal, auf das ich über ein bequemes Kreismenü zugreifen kann. Es reagiert zwar
Immer öfter findet er auch in den Filmszenen von Videospielen Verwendung - aber erst Rockstar baut ihn präsent ins eigentliche Spiel ein: den »Wilhelm-Schrei«.

Und in den Wilden Westen passt der Running Gag aller Tonmeister denn auch ganz hervorragend, wird das erste Auftauchen des Schreis doch dem Western »Distant Drums« zugeschrieben.
nicht unmittelbar auf Tastendruck, was im Gefecht unbequeme Folgen haben kann, bietet aber mehr Übersicht als das schrittweise Durchschalten aller Waffen.

Das Deckungsspiel ist hingegen aus Grand Theft Auto IV bekannt: Mit einem Knopfdruck schmiegt sich Marston an die nächste Wand oder hinter einen Felsen und ist so zumindest hinter ausreichend hohen Objekten in Sicherheit. Von da aus kann er blind feuern oder gezielt schießen - eine Zielhilfe zieht das Fadenkreuz auf den nächsten Gegner. Echte Gringos schalten die Automatik natürlich ab! Aber echte Cowboys können noch viel mehr. Immerhin dient das Lasso nicht nur zum Einfangen wilder Pferde; auch Gesetzlose lassen sich damit ganz hervorragend verschnüren, aufs Pferd packen und zum Sheriff transportieren. Was neben dem Erfolgserlebnis einen ganz praktischen Nutzen hat, denn für lebend gefangene Räuber steigt John Marstons Ansehen als Westernheld. Die Menschen grüßen ihn, irgendwann reden sie über ihn gar wie über einen Mythos.

Die dunkle Seite des Westens

Es geht ja nicht nur um Entscheidungen während der für die Handlung vorgeschriebenen Aufgaben. Es geht auch um die Kopfgeldjagd, um das Einfangen von Pferdedieben, das Verhindern von Vergewaltigungen oder das Erledigen einfacher Gefallen. Selbst im Duell Mann gegen Mann - wenn man in Zeitlupe zielt, bevor es nur einen geben kann - spielt es eine Rolle, ob man den Gegner entwaffnet oder erschießt: Wann immer Marston einen Menschen umbringt, den er auch hätte am Leben lassen können, erhält er Minuspunkte statt Beliebtheitsschübe. Dass die Menschen ein gefährliches Raubein irgendwann nicht mehr freundlich grüßen... wer kann es ihnen verdenken? Gerät er als Held auf die schiefe Bahn und wird bei einem Verbrechen erwischt, verpetzen ihn die Zeugen hingegen nicht ganz so schnell - einen gesuchten Gangster melden sie sofort. Einem freundlichen Helden überlassen sie im Zweifelsfalle sogar ihr Pferd ohne Widerrede - von einem Verruchten verlangen Händler höhere Preise. John könnte vor einem Überfall zwar sein Halstuch über das Gesicht ziehen, um ein ruhmloses Ansehen zu verhindern. Dann steigt er allerdings auch langsamer zur Legende auf und wird länger vom Gesetz gesucht.
Held oder Geächteter? Wie wird sich John Marston entscheiden?

Letzteres funktioniert wie bei Rockstar bekannt: Entwischt er nach einer Untat eine Zeit lang dem Blickfeld seiner Verfolger, lassen sie von John ab. Das Einzige, was dann bleibt, ist ein Kopfgeld, das er entweder einlösen oder im Austausch gegen einen seltenen Schuldschein tilgen kann. Ist ihm die reine Weste den Aufwand nicht wert, werden ihm hingegen immer wieder Banden auflauern, die auf seine Prämie scharf sind. Einem geölten Abzug machen diese Zufallsbegegnungen natürlich nichts aus - mit der Ruhe der Prärie ist es dann allerdings vorbei!

Der mysteriöse Unbekannte

Überhaupt sind es die vielen Möglichkeiten und Zufallsereignisse, die der grandiosen Kulisse Leben einhauchen. Mal kommt ein Reiter auf mich zu und fleht, dass ich seinen Freund davor bewahre gehängt zu werden - dafür müsste ich rechtzeitig den Strick durchschießen. Ein andermal wird ein armer Schlucker von einem Rudel Wölfe angegriffen. Später könnte ich auf die um Hilfe rufende Dame hereinfallen, deren Komparsen genau dann hinter der Kutsche hervor springen, wenn ich mich ihr nähere. Wieder später wurde eine Kutsche gestohlen, sind Gefangene ausgebüchst, werde ich zum Duell herausgefordert, kann ich um die Wette Coyoten jagen, ein Banditennest einnehmen, Nachtwache schieben, Überfälle vereiteln - und das sind nur jene Tätigkeiten, für die jemand extra auf mich zukommt!    

Kommentare

No Cars Go schrieb am
Hab's nun nachgeholt. Nach dem dramaturgisch unterirdischen Einsteig stand ich schon kurz davor, das Spiel auf der Stelle wieder zu verkaufen, glücklicherweise rettet es sich im Verlauf ein wenig.
Das Spiel scheitert an seinen eigenen Ansprüchen, allen voran dem Anspruch, sich selbst so ernst zu nehmen; während man in GTA einfach mal seinen unernsten Ballerspaß in einer satirischen Welt haben darf, dokumentiert und bewertet RDR die Taten des Spielers in Form von Moral und Fame-Metern - spiele ich ein rücksichtsloses Arschloch, wird sich die Moral-Anzeige aber nicht im allergeringsten auf die Cutscenes auswirken, in denen Marston sich stets höflich und besonnen, teils sogar weise gegenüber Gutmeinenden beträgt.
Die große Spielwelt mit ihrer gigantischen Weitsicht ist (gerade für das Jahr 2010) atemberaubend schön, aber immer, wenn ich mich gerade mit meinem Pferd in der Atmosphäre verlieren möchte, kommt aus irgendeiner Ecke ein Algorithmus, der meint, er müsse mein unterstelltes ADHS mal wieder mit irgendeinem random event wie Banditen am Wegesrand usw. wegstupsen;
Kontakt mit Wasser über Lendenhöhe hinaus bedeutet den sofortigen Tod; manchmal fallen zwei Quests dramaturgisch so ungünstig auf demselben lokalen Fleck zusammen, dass eine Cutscene, in der Marston einen freundlichen Plausch hält, vor dem Hintergrund eines Dutzends Banditen stattfindet, die ihm gerade eigentlich den Kopf wegschießen wollen.
Ein anderes Mal werde ich von mehreren NPCs jäh auf offener Straße beschossen, ohne einen einzigen roten Blip auf der Minimap vorzufinden. Wehre ich mich, riskiere ich, dass die Polizei auf der Stelle mit einer ganzen Kavallerie nach mir fahndet, obwohl mir das Spiel im Laufe der Story an anderen Stellen weismachen will, dass die Polizei ihre Bürger nicht richtig schützen könne und unterbesetzt sei.
Innerhalb von Storymissionen kann ich alles und jeden über den Haufen schießen, ohne dass es jedwede moralische Konsequenz für mich hat. Außerhalb von Storymissionen...
johndoe1197293 schrieb am
Hatte bisher die PS3 Variante zu dem Game ausgeliehen und fand es sehr gut. Die relative durchschnittliche Grafik und die teilweise kellerigen FPS gingen mir aber auf die Nerven. Habe mir heute die GOTY Version für die Xbox geholt und freue mich schon nacher auf`s Zocken!
Shadow22 schrieb am
Ich habe es letzte Woche endlich mal gespielt! Aufgrund finanzieller und zeittechnischer Knappheit, habe ich es aufgrund des Tests erstmal liegen lassen.
Ich bin so froh, dass ich es gespielt habe! Was ein Wahnsinsspiel! Sicher, es ist nicht perfekt und teilweise kann man dei Kontrapunkte des Tests nachvollziehen. Das wird aber imo alles wieder ausgeglichen, durch die (über weite Strecken) sehr gute Story, den coolen Helden, die grandiose Kulisse und vor allem: dem Reiten. Rockstar hat die Bewegungen des Pferdes absolut toll hinbekommen und als ich meinen ersten Rappen gefangen hab, war das einfach ein geiles Gefühl.
Weltklasse Spiel und vor allem hat es mir viel besser gefallen als z.B. GTA IV, welches einfach überbewertet wurde.
Genauso wie Bayonetta - omg.
schrieb am