Test: Real Warfare 1242 (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Real Warfare 1242
Entwickler:
Release:
25.02.2011
Spielinfo Bilder Videos
13th Century wollte eine Art Medieval 2: Total War des Ostens sein, war dafür aber zu oberflächlich. Jetzt ist der ähnliche Nachfolger Real Warfare 1242 erschienen, der Hobby-Feldherren erneut nach Russland führt, wo die Fürsten um die Macht kämpfen. Hat das mittelalterliche Strategiespiel zugelegt?

Löwenherz des Ostens

Alexander Newski war ein großer Held des russischen Mittelalters.
Gemetzel an der Neva. Die wichtigsten Schlachten Alexander Newskis sind mit von der Partie, auch wenn die Kampagne nicht gerade lang dauert.  
 Obschon er ein historischer Herrscher war, der im 13. Jahrhundert gegen allerhand äußere Feinde kämpfte, wurde er doch längst zum nationalen Mythos verklärt. Er war Fürst von Nowgorod, wobei er in seiner Rolle als gewiefter Heerführer 1240 erstmals die Schweden besiegte. 1242 hatte er abermals einen großen Auftritt, als er auf dem zugefrorenen Peipussee die Deutschordensritter vernichtend schlug. In der Folge kämpfte er in Finnland und schloss mit dem norwegischen König 1251 einen Friedensvertrag. All diese historischen Kämpfe kommen natürlich auch so oder so ähnlich in Real Warfare 1242 vor, wobei man alle Feinde nacheinander besiegt.

Nur mit einer Macht legte sich Alexander Zeit seines Lebens nie an - mit den Mongolen, die 1237 Russland erobert hatten und die vielen seiner Landsleute ob ihre Grausamkeit verhasst waren. Dafür machte er sich nicht nur Freunde, aber er hatte seine Macht aus den Händen von Batu Khan empfangen, woran sich auch nichts änderte, als sein Bruder einen Aufstand gegen die Tataren plante. Alexander verriet seinen Bruder, der fliehen musste, und wurde zum Großfürsten. Daher ist es weit hergeholt, wenn er als "Mongolenfreund" im Spiel gegen seine Verbündeten Krieg führt. Sogar an der Seite seines Bruders, der in dieser Schlacht einen Teil des Heeres kommandiert. Im Spiel will Alexander auch ganz Russland einen, was er tatsächlich nie wollte.

Total War lässt grüßen

Obgleich Real Warfare 1242 einen auf Medieval 2: Total War macht,
Schon der Vorgänger machte mächtig einen auf Total War. Trotzdem ist man hier aber eher dabei als wirklich drin.
 bleibt es doch weit hinter dem großen Vorbild zurück. Es gibt zwar eine Kampagne, aber die ist wenig mehr als eine bloße Aneinanderreihung von acht kurzen, mittelalterlichen Schlachten. Hier gibt es unterschiedliche Gegner wie Schweden, Deutsche oder Mongolen, aber letztlich unterscheiden sie sich kaum. Die Goldene Horde führt genauso viel schwere Infanterie ins Gefecht wie die Ritter aus dem Westen, obwohl die Steppenvölker für ihre leichten Reiter bekannt waren. So stellt sich trotz der 24 spielbaren Völker ein Gefühl der Beliebigkeit ein, da es einem egal ist, wen man kommandiert.

Ein weiteres Herzstück von Total War, der Welteroberungsmodus, fehlt hier schlicht, was man auch merkt, wenn man mal keine Lust mehr auf die ganzen Schlachten hat. Dann vermisst man eine übergeordnete Strategie auf einer Landkarte, die einen noch länger bei der Stange hält. An diesem grundsätzlichen Mangel krankte schon der Vorgänger 13th Century, auf dessen Test im Prinzip verwiesen werden kann. Was hilft es da noch, dass man seine teuer erkaufte Truppe immerhin mit zur nächsten Schlacht nehmen kann? So muss man wenigstens ein bisschen auf seine Soldaten Acht geben, damit sie nicht ganz aufgerieben werden - denn nur wer überlebt, kommt weiter.

Taktik light

Auch sonst bieten die Schlachten allenfalls ein Abziehbild
Obwohl es nicht so aussieht, bieten die Schlachten erstaunlich wenig Taktik. Meist entscheidet die Masse der Kämpfer bzw. deren Güte. 
der taktischen Fülle eines Total War, da fast immer die Masse und die besseren Kämpfer entscheiden. Zwar darf man auch hier Fußkämpfer, Bogenschützen und Kavallerie in die Schlacht führen, aber es gibt nur eine Hand voll Einheiten pro Volk zur Auswahl. Auch wenn Newski mit seinem Horn auf dem Schachtfeld seine Mannen zum Kampf anspornt, verfügen diese kaum über Spezialangriffe. Es gibt keine Brandpfeile und die berittenen Schützen reiten keine Kreiselformation. Die Formationen sind eher dürftig, denn gerade einmal die Speerkämpfer können in Abwehrhaltung gehen. Immerhin weichen die Bogenschützen wie bei Total War aus, wenn sie direkt angegriffen werden.

Das Verhalten der virtuellen Ritter ist bisweilen wenig glaubwürdig, da sie einfach zu lange durchhalten. Die Truppen kämpfen bis zum allerletzten Mann, anstatt dass sie endlich davon laufen. Zudem bringt es auch wenig, den Anführer zu töten: Wer etwa die Leibwache des Khans der Mongolen früh in der Schlacht aufreibt, erreicht dadurch kaum eine Schwächung der Moral. In Total War wird das besser inszeniert, da eine Armee ohne Führer dann eindeutig angeschlagen ist und eher flieht. Es ist auch ziemlich egal, von welcher Seite man attackiert, da eine Einheit nicht leichter weicht, wenn sie von hinten angegriffen wird. Zwar kann man die Feinde umgehen, aber es bringt gar nicht viel, da sie sich nicht groß überraschen lassen.

Noch mehr Schlachten

Da die Kampagne eher ein kurzes Vergnügen ist,
Als "Abwechslung" gibt es noch mehr Schlachten, die allerdings alle recht ähnlich laufen. Daran ändern auch die 30 Karten wenig.
gibt es noch die Möglichkeit zum freien Spiel auf 30 Karten, zu denen auch die der Kampagne zählen. Hier kann man dann mal ganz ohne geskriptete Ereignisse eine Schlacht austragen, die sich aber auch nicht grundsätzlich vom Rest des Spiels unterscheidet, obschon man eines der 24 Völker wählen kann, zu denen auch westeuropäische wie die Schotten zählen. Auch hier spielt das Gelände keine Rolle, so dass man auch auf dem Peipussee keine Angst haben muss, mit seinen schwer gepanzerten Schlachtrössern im Eis einzubrechen. Es macht auch keinen großen Unterschied, ob man nun im Wald oder auf freier Fläche kämpft. Einzig Bogenschützen profitieren lediglich von einer höheren Position.

Die KI stellt sich hier auch nicht besser an, da sie ebenfalls nur einen Sturm auf breiter Front hinkriegt. Wenn sie mal abwartet, was auch vorkommt, verschläft sie meist den richtigen Augenblick, um anzugreifen, weshalb man sie besonders leicht platt macht. Schmucke Belagerungen sucht man auch vergebens, da es nur Feldschlachten gibt. Der Multiplayer spielt sich entsprechend, da er dasselbe Prinzip wie das freie Spiel besitzt, wobei aber bis zu sechs menschliche Spieler gegeneinander kämpfen können. Obwohl wir ihn trotz mehrmaliger Versuche nicht zum Laufen brachten, da keine Verbindung zum Server hergestellt werden konnte. Neben dem Onlinespiel gibt es auch noch die Möglichkeit im LAN zu kämpfen.
                

Kommentare

neon1705 schrieb am
Hallo Bodo kleiner fehlerteufel hat sich eingeschlichen^^
"Trotz Alexander Newski wird aus dem öden Total War-Klon kerin tolles Spiel."
:D liebe grüße
schrieb am