Buddeln, bauen, Kuchen backen
Sleeping Dogs hat es sich selbst zuzuschreiben: Viel zu früh erlaubt es das Ausführen von Missionen, die den kompletten Katalog der Gewaltdelikte ausfüllen - lange bevor Wei emotional in der Triade ankommt und von ihr akzeptiert wird. Die
Als Undercover-Polizist ist Wei Shen zwischen seiner Loyalität zum Dienst und der Welt, in der er aufwuchs, gefangen.
optionalen Aufträge kamen aus dem Nichts, denn plötzlich konnte ich ein paar gelbe Punkte ansteuern, an denen ich Menschen helfen oder sie verprügeln musste. Unnötig früh enttarnt sich so der gewöhnliche Sandkasten - die Spielwiese, die den Kick der Kurzweil vor das Drama stellt.
Manchmal gibt es durchaus Höhepunkte. Die drei oder vier Momente etwa, in denen sich Wei foppen lässt und für eine gute Tat mit einer geklauten Geldbörse belohnt wird, hatte ich z.B. nicht kommen sehen. Er trifft außerdem ulkige Zeitgenossen, von denen mich einer sogar laut und lange zum Lachen brachte. Alles abseits der Geschichte. Das Angenehme ist die Abwechslung, auch in den für die Handlung wichtigen Missionen: Mal muss Wei ein Rennen gewinnen, mal ist er mit dem Boot unterwegs, mal sprintet er in einem Hindernislauf über Baustellen, mal liefert er sich nächtliche Verfolgungsjagden mit explosiven Schießereien, mal singt er Karaoke, knackt Schlösser, hackt Sicherheitskameras oder knipst Fotos. Kein einziges Element ist eine spielerische Offenbarung, in den meisten Minispielen fehlt leider eine echte Herausforderung und vieles erinnert an Segas Yakuza-Serie. Ein unterhaltsamer Sandkasten ist das hier aber allemal.
Nahe der Straße
An Yakuza erinnern auch die brutalen Schlägereien, denn genau wie in Tokios Vergnügungsviertel spritzt nach handfesten Kombos viel Blut. Nur von zufällig auftauchenden Passanten wird Wei nicht angegriffen und auch das Kampfsystem ist ein anderes: Die Kombination verschiedener Schlagvarianten, Griffe und Konter
In den rauen Schlägereien geht es schmerzhaft zur Sache. Das Kampfsystem erinnert an Batmans letzte Abenteuer.
erinnert an die jüngsten Batman-Spiele. Wichtig ist die richtige Taktik gegen den richtigen Angreifer - tatsächlich musste ich selbst gegen vermeintlich gewöhnliche Gegnergruppen die Ruhe bewahren, um nicht getroffen zu werden. Ich konnte Weis Widerstandsfähigkeit zwar steigern, indem ich die meisten der in allen Vierteln versteckten Schreine aufgespürt habe. Trotzdem musste ich jeden Kampf genau beobachten und habe in müden Minuten bittere Niederlagen eingesteckt.
Im Detail kann Sleeping Dogs dem Superhelden dabei nicht das Wasser reichen: Dafür sind die Übergänge vieler Bewegungen zu holprig und dafür setzt die Steuerung meine Eingaben nicht immer präzise genug um. Im Gegenzug nutzt Wei seine Umgebung, um Feinde mit dem Kopf gegen eine Wand zu drücken oder über eine Brüstung zu werfen. Mit brutalen Finishern setzt er martialische Höhepunkte. Hier ist die Action weiter als die ähnlicher offener Welten.
Auch der Hindernislauf - das Springen, Klettern oder Schlittern über Tische, Zäune und Abgründe - ist ein Aspekt, den sich Sleeping Dogs von Yakuza abgeschaut haben könnte. Mich stören zwar die automatischen Bewegungen, dank derer Wei viele Meter wie auf Schienen gleitet – dass eine heiße Verfolgungsjagd von der Straße auf den Fußweg wechselt und schließlich in einem Handgemenge endet, gibt der Action aber einen bodenständigen schmutzigen Anstrich. Schade nur, dass ich einen Gangster nie im Lauf zu Boden reißen kann, weil ich stets nur den Anschluss halten muss. Die Gegner sind immer zuerst am Ziel sein, auf dass das Duell dort in einer Schlägerei ende.