Test: Fahrenheit (Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Atari
Release:
29.01.2015
15.09.2005
15.09.2005
18.07.2016
15.09.2005
Erhältlich: Digital (Steam)
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ab 1,84€
Spielinfo Bilder Videos
Spielzeit & Nachgeschmack

So gut die Story ist, es gibt zwei Kritikpunkte: Erstens ist man in knapp acht Stunden fertig - das ist wenig. Fahrenheit setzt gerade im letzten Drittel zu einem wilden Galopp voller Gefahren und Schicksalsentscheidungen an: Man atmet nach den letzten Tragödien und Bosskämpfen tief durch und ist erschrocken, dass man tatsächlich auch erzählerisch durch ist. Zweitens kann das Ende nicht voll und ganz befriedigen - ein leicht bitterer Nachgeschmack vom Weltverschwörungsaroma eines Deus Ex: Invisible War  schwingt da plötzlich im Abspann mit. Nur wurde es dort langsamer und nachvollziehbarer aufgebaut; hier kommt alles recht abrupt und wirkt daher ein wenig konstruierter. Das Finale ist allerdings keine Enttäuschung, sondern weckt die Lust auf mehr Details sowie einen Nachfolger, der
Na, habt ihr Nerven für eine Obduktion? Der Chirurg wetzt bereits das Skalpell. (Xbox)
Na, habt ihr Nerven für eine Obduktion? Der Chirurg wetzt bereits das Skalpell. (Xbox)
mehr als wahrscheinlich ist. Zudem kann Fahrenheit die kurze Spielzeit mit dem hohen Wiederspielwert ausgleichen: Ihr könnt alle Kapitel auch einzeln noch mal erleben. Das geht mit eurem bisherigen Spielstand oder komplett neu - ideal, um andere Antworten zu geben oder Entscheidungen zu treffen.

Kulisse & Lokalisierung

Nach all den wichtigen kreativen Elementen noch ein paar Worte zur Technik, denn hier geht es um ein komplett dreidimensionales Abenteuer. Im Detail sieht Fahrenheit schwach aus: Egal ob man einen Werkzeugkasten öffnet, sich Statuen anschaut oder den Schrankinhalt inspiziert - fast immer sieht man einen schwammigen Pixelbrei, der im Zeitalter von Half-Life 2 befremdet. Und es ist trotz aller Offenheit samt Innen- und Außenarealen verdammt eng: Man kann seine Gegend selten weiter als ein, zwei Straßen erkunden, bevor man auf unsichtbare Mauern stößt; viele Türen bleiben geschlossen.

Aber diese Schwächen können den hervorragenden Eindruck der Kulisse nicht schmälern: Die verschneiten Straßen, die realistische Architektur, die authentisch ausgestalteten Räume und vor allem die unheimlich lebendig wirkenden Figuren sorgen für eine dichte Großstadtatmosphäre. Hinzu kommt die fantastische Musik: Die Main Themes von Lucas und Carla wurden von Angelo Badalamenti komponiert, der schon Twin Peaks ins akustische Zwielicht tauchte und hier
Tyler beim Verknüpfen von Indizien. (PS2)
Tyler beim Verknüpfen von Indizien. (PS2)
einen wunderbar wehmütigen Klang trifft. Hinzu kommen die mal sanften, mal harten Rocksongs von Theory of a Dead Man und das Chillout-Flair von Sandpaper Kisses mit der rotlichtschwangeren Stimme von Martina Topley-Bird - ein Ohrwurm für den späten Abend.

Das Meisterstück der Designer sind die Charaktere: Ich habe selten so glaubwürdig gestikulierende Menschen in einem Computerspiel gesehen. Die Figuren erreichen zwar nicht den plastischen Fotorealismus von Doom & Co und selbst die Lippen bleiben selten synchron, aber sie kämpfen, rennen und bewegen sich dank des Motion Capturings einfach lebendig und wurden unheimlich gut gestaltet. Das Gespräch mit dem Sergeant in der Schießbahn ist ein Paradebeispiel dafür, wie menschlich Polygonfiguren wirken können.

Dazu trägt natürlich auch die Stimme bei, die beim brummigen Sgt. mit seinem Schnauzbart wunderbar passt. Das ist leider nicht immer der Fall: Fahrenheit wurde komplett ins Deutsche übersetzt - die Lokalisierung ist insgesamt in Ordnung, allerdings kein Glanzstück wie man es z.B. von Adventures aus dem Hause dtp gewohnt ist. Zwar gibt es richtig gute und emotionale Sprecher, Polizistin Carla hört sich für mich sogar überzeugender an als ihr englisches Pendant, aber es mischen sich immer wieder störende bis deplatzierte Stimmen ein, wie z.B. Lucas' Vater.
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Kommentare

Lord Hesketh-Fortescue schrieb am
crewmate hat geschrieben:hast du The Nomad Soul gespielt?
Oh ja. Im Gegensatz zu Fahrenheit und Heavy Rain (letzeres allerdings nur 20 Min. angespielt und für "meh" befunden), ein wirklich empfehlenswerter und erinnerungswürdiger Titel. Nicht nur, aber auch, aber nicht nur, aber auch, aber wirklich nicht nur, aber halt auch wegen dem Bowie-Faktor. Gutes Ding, das. Passte wie Arsch auf Eimer in die Zeit der End-Neunziger. (Viel Massive Attack und Tricky dabei gehört, kam gut.)
crewmate schrieb am
hast du The Nomad Soul gespielt?
WilderWein schrieb am
Ich find das ist nach wie vor das Beste Spiel von Quantic Dream :)
Jhena schrieb am
ich spiele grad cbs version von fahrenheit und seit heute is das spiel einfach so langsamer geworden.
auch am anfang wenn die logos auftauchen stockt es.
gestern lief noch alle perfekt.
weiß wer rat?^^
Edit: ok scheiße scheint was ernsteres zu sein-.-
bei anderen spielen dasselbe^^
link182 schrieb am
ich fand den ANfang auch deutlich besser,das Spuren verwischen das Fliehen am Ende war es nur noch öder Kampf
schrieb am