Test: Doom 2 RPG (Rollenspiel)

von Paul Kautz



Doom 2 RPG
Entwickler:
Publisher: Apple
Release:
08.02.2010
Spielinfo Bilder  
Uh, Doom. Böse, ganz böse. So mit Gewalt und Kettensägen und Höllenmonstern und allem. Böööööse. Okay, nur in Deutschland böse, zugegeben, aber damit müssen wir ja nun mal irgendwie leben, nicht? Um so erstaunlicherweise, dass ein Spiel mit diesem Namen, das auf den alten, durch die Bank indizierten Spielen basiert, es offiziell in den AppStore geschafft hat.

Ein Imp nach dem anderen

Wie in den guten alten Zeiten: Düstere Gänge, Pinky Demon, Super Shotgun - jetzt wird allerdings rundenweise gekämpft.
Wer hektisch die virtuellen Geldscheine wedelnd in Richtung AppStore klickt, sollte kurz auf den Namen des Spiels achten: Doom II RPG. Nicht »Doom II« - das »RPG« hat schon seinen Grund. Denn mitnichten bekommt man hier eine Umsetzung des Shooter-Klassikers (die ist ihrerseits in Arbeit, wird es aber wohl genauso wenig zu uns schaffen wie die beiden Vorgänger - Dankesschreiben dafür bitte in Richtung BPjM senden), stattdessen erwartet den Ballerfreund ein... rundenbasiertes Rollenspiel. Ja, genau wie Orcs & Elves , sogar ziemlich genau wie dieser Oldschool-Fantasyspaß aus gleichem Hause, nur eben im Doom II-Szenario. Das bedeutet die doppelläufige Schrotflinte, die BFG 9000, Revenants, Cacodemons, Pinky Demons und natürlich die gute alte Kettensäge, die man ziemlich früh im Spiel bekommt - ob es auch der abgetrennte Kopf John Romeros ins Spiel geschafft hat, ist leider nicht bekannt.

Spielerisch funktioniert Doom II RPG wie ein Rollenspiel alter DOS-Schule: Man bewegt sich schrittweise durch die eckig aufgebauten Szenarien, dreht sich in 90°-Winkeln und kämpft rundenweise. Gibt man einen Schuss ab, ist ebenso eine Runde vorbei, wie wenn man einen Energietrank zu sich nimmt, einen Schritt macht oder seine Kraft per Nanosaft aufmöbelt. Während der normalen Erkundung spielt das keine Rolle, von den räumlichen Limitationen abgesehen könnte das Spiel ein ganz normales Doom sein. Bedeutend wird die Runde erst im Kampf, denn die Gegner agieren selbstverständlich auch schön der Reihe nach, was im normalen Einzelgefecht sehr geordnet vor sich geht - komplexer wird es erst, wenn man von mehreren Höllenfeinden umgeben ist und genau abwägen muss, wann man angreift, welche Antimittel man wann einwirft oder wann es am sinnvollsten ist, einen strategischen Rückzug zu beginnen.

Der joggende Space Marine

Zu Beginn hat man drei Figuren zur Auswahl, die sich in erster Linie durch ihr Äußeres sowie ihre Start-Eigenschaften unterscheiden: Den guten alten Space Marine, einen Wissenschaftler sowie eine gut bewaffnete Soldatin - die Auswahl hat auf den
Der Sawcubus gehört zu den neuen Gegnern und teilt im Nahkampf mächtig aus!
eigentlichen Spielverlauf aber keine Auswirkungen. Jeder einzelne kann auf alle Waffen zugreifen und alle Minigames bedienen. Von denen gibt es mehrere, die zum Teil interessant, zum Teil unnötig kompliziert sind - aber in jedem Fall einfach zu bedienen. Das gilt für das ganze Spiel, das man entweder über das eingeblendete virtuelle Digikreuz oder per Wischbewegungen steuern darf, was in beiden Varianten wunderbar funktioniert. Die einzige Ausnahme davon sind die Scharfschützenabschnitte, in denen man das Fadenkreuz über den Bewegungssensor des iPhone kontrolliert, was nach kurzer Übungszeit aber auch prima von der Hand geht.

Hat man einen Gegner über den höllischen Jordan geschickt, kann man seine Überreste per Fingerdruck durchwühlen. Das Resultat ist manchmal nützlich (Munition, Schlüsselkarten, Items), meistens jedoch albern - hin und wieder zieht man einen Finger, Dämonen-Schuppen, einen Flaschenöffner oder einen Unterwäsche-Katalog aus den blutigen Pixeln. In jedem Fall gibt es für jede gewonnene Schlacht Erfahrungspunkte, die im Laufe der Zeit automatisch in frische Ränge investiert werden, mit denen die üblichen Annehmlichkeiten wie stärkere Kraft oder höhere Intelligenz einher kommen. Wem das nicht schnell genug geht, der kann einzelne Teile seines Eigenschaften auch an Maschinen wie einem Laufband trainieren - da gewinnt man z.B. in Minigameform flott an Beweglichkeit dazu. Sonst hat man keinen Einfluss auf die Verteilung der gewonnenen Punkte, außerdem ist man (wie auch in Orcs & Elves oder dem Wolfenstein RPG) immer allein unterwegs, eine Party ist weit und breit nicht auszumachen.

Bis die Hölle gefriert!

Während Doom II RPG im allgemeinen Doom II-Szenario spielt, hat es doch mit dem Vorbild erstaunlich wenig zu tun - die Levels sind komplett anders aufgebaut. Neben bekannten Gegnern und Waffen kommen auch neue Feinde und Argumentationsverstärker ins Spiel: Da wäre z.B. der Sawcubus, ein dicker Imp mit noch dickerer Kettensäge. Dem kann man u.a. mit einer Pistole das Leben verkürzen, die Weihwasser versprüht - der bekloppten Idee zum Trotz eine der stärksten Waffen im Spiel. Außerdem erhält man immer wieder Kontrolle über einen Erkundungsroboter, mit dem sich Gegner gefahrlos aus der Ferne erledigen lassen. In unregelmäßigen Abständen trifft man auch auf Bossgegner, von denen der größte Teil, wie der Spider Mastermind oder der Cyberdemon, dem Doom-Kenner einen freundlichen Gruß abringen dürfte. Aber sehr viel mehr auch nicht, jedenfalls nicht auf den ersten beiden Schwierigkeitsgraden - erst auf der dritten Stufe wird Doom II RPG wirklich anspruchsvoll. Das hat zur Folge, dass geschickte Finger das Spiel in weniger als vier Stunden durchrennen können - widmet man allen Computerterminals, NPCs
Diverse Minigames sorgen dafür, dass man umsonst Heiltränke oder Zugriff auf Erkundungsroboter erhält - allerdings sind einige davon unnötig kompliziert.
und Logbucheinträgen die benötigte Zeit, können daraus aber auch locker bis zu acht Stunden werden. Allerdings sollte man, und auch das ist typisch für ein id-Spiel, keine hochtrabende Story erwarten. Die Hölle ist halt mal wieder in unserer Dimension unterwegs und nur man selbst kann sie aufhalten. Ist halt so. Falls jemand mehr Geschichte haben mag, sollte er im Hauptmenü nach unten scrollen, denn dort wartet ein ordentlich gezeichneter Comic, den man sich in einer ruhigen Minute durchaus gönnen sollte.

Technisch bietet Doom 2 RPG keinen Augenzucker wie sein Kollegen Doom Resurrection , verursacht aber auch keine Krämpfe: Die schrittweise scrollende 3D-Pixelgrafik ist flüssig und übersichtlich, es gibt einige nette Kampfeffekte, das Design der Monster ist gelungen. Allerdings sind diese Wesen wie ihre Pendants in den anderen id-RPGs mit jeweils durchschnittlich zwei Animationsstufen sehr schwach inszeniert, gerade die NPCs bewegen sich sehr zuckelnd - woraus immerhin auch eine selbstironische Anspielung gemacht wird. In Sachen Akustik dürften vor allem Fans der Originale aufhorchen:
Größe: 46,4 MB
Getestete Version: 1.0
Preis (Stand: 15.02.2010): 2,99 Euro
Die Soundeffekte stammen zum größten Teil aus Doom und Doom 2, was zwar zum Teil fehl am Platze klingt, aber schöne Erinnerungen weckt. Viel mehr gibt es auch nicht zu hören, denn Musik wird kaum genutzt, auch Sprachausgabe gibt es gar nicht.

     

Kommentare

Lex-kun schrieb am
Dann doch lieber DoomRL :D
dcc schrieb am
Auf dem Ipad ist die Steuerung ziemlich gut. Smarties sind aber zu klein.
Swatfish schrieb am
tjaja die Steuerung mal wieder
;gamebliker schrieb am
@tacc :
Zensiert ???? Reden wir hier von der selben Version ? Das erste RPG gab es doch nur für das Handy oder ? Und dort war es auf jedenfall ungeschnitten ! (Ich habe es durchgespielt !)
Fallraen schrieb am
Errinnert mich irgendwie an alte Amiga Zeiten.. ich denke da an Ambermoon/Amberstar^^
schrieb am