Test: Dragon Age 2 (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
10.03.2011
10.03.2011
10.03.2011
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Die modulare Spielwelt

Die Quests überzeugen auch mit überraschenden Charakteren - es gibt nicht nut Gut oder Böse, sondern auch viele Graustufen.
Spielspaß ist natürlich nicht von der Struktur der Kulisse abhängig. Weder eine offene Welt à la The Elder Scrolls IV noch eine modulare Welt im Stile BioWares ist ein Garant für Unterhaltung. Beides kann als Hintergrund für ein Rollenspiel funktionieren. Es kommt nur darauf an, wie und was man darin inszeniert. Und hier wird die Spielwelt viel zu stiefmütterlich behandelt - die Kulisse kommt oftmals nicht über eine Fassade hinaus, die man zu schnell durchschaut. Auf dem Weg zum Ziel bleibt man daher selten stehen, weil man nicht zu einem Blick in diese düstere Ecke, auf jene verwitterte Tür oder diesen überfüllten Schreibtisch angeregt wird. Und was zur Hölle hat man sich bei den Höhlen und Katakomben gedacht, die sich so schnell ähneln? Wer so eine kleine Spielwelt in Modulen entwickelt, darf nicht recyceln!

Auch diesmal teilt BioWare seine Stadt in Viertel auf, die man nicht zu Fuß an einem Stück, sondern über Klicks erreichen kann - selbst das kleine Haus des Helden sowie eine Taverne werden als einzelne Module präsentiert. So kann natürlich kaum ein Gefühl für die Größe Kirkwalls entstehen, denn man teleportiert sich immer nur von Schauplatz zu Schauplatz. Und diese sind leider nicht so designt, dass genug Raum für Erkundungen oder genug Reize für Entdeckungen entstehen. Warum nutzt man nicht den Vorteil der detaillierten Ausschmückung abgeschlossener Bereiche, wenn man schon auf eine offene Welt verzichtet? Und was ist mit der Oberfläche, mit den freien Marschen? Warum wirkt auch das alles wie modulares Stückwerk ohne Weite? Soll das etwa alles mit DLC aufgefüllt werden? Es gibt ja nicht mal eine vernünftig gezeichnete Karte mit Wegen, Gebirgen etc.! Ich erinnere mich noch an den Moment, als sich in Dragon Age oder Mass Effect die Karte öffnete - das sorgte umgehend für Neugier, selbst wenn sich die Größe manchmal als Illusion erwies. Die Spielwelt wirkt hier einfach nicht wie aus einem Guss, sondern wie eine Szenariokette.

Stadt bei Tag und bei Nacht

Das ist alles? Keine große Landkarte mehr? Nein, es gibt nur eine Stadt und ihre Umgebung.
Man hat übrigens die Wahl, ob man bei Tag oder Nacht in den Palast, zu den Docks oder andere Bereiche gehen will, um z.B. einen Questgeber anzutreffen. Es gibt also keinen normalen Ablauf der Zeit, man klickt es sich einfach dunkel oder hell - das ist quasi eine Tageszeit to go. Einfach, praktisch, billig. Die Viertel sind zwar auf den ersten Blick ansehnlich und wirken verschachtelt, wenn es zwischen Marmorsäulen und Fahnen in den reichen Bezirken Kirkwalls Treppen rauf und runter geht. Es gibt auch zig Händler und Passanten oder herum lungernde Bettler und Gauner in den Armenvierteln.

Aber all das wurde auf den zweiten Blick nicht besonders liebevoll gestaltet, so dass man kaum Lust zum Verweilen hat - man rast von Quest zu Quest wie in einem Online-Rollenspiel auf der Jagd nach XP. Man würde ja gerne stöbern, aber man wird dazu nicht animiert. So klappert man all das ab, was irgendwo funkelt. Man richtet sein Auge nur auf glitzernde Kisten, Säcke und Truhen. Und warum findet man darin tatsächlich so viel nichts sagenden Plunder, der auch noch als solcher verkauft werden kann?

In den Marschen trabt man durch Levelschläuche und muss einige Höhlen mehrmals aufsuchen - BioWare hat den Untergrund teilweise recycelt.
Sowohl auf Konsolen als auch PC kann man sich auch noch die "Hot Spots" anzeigen lassen. Besser wäre es gewesen, auch mal "Secret Spots" einzubauen. Ja, es gibt in den verwinkelten Katakomben und Gassen auch so manche Truhe, aber die findet man fast immer in den Sackgassen. Dass man überhaupt in verborgenen Winkel der Karte stöbert, die automatisch mitgezeichnet wird, liegt am geschickt eingestreuten Sammeleffekt. Nur wenn man in der Wildnis eine Pflanze wie die Elfenwurzel oder Silberit findet, steht es umgehend als Handwerkszutat zur Verfügung.

Nebenbei klickt man Podeste mit Aushängen oder Schriftrollen an, die dann den Kodex vervollständigen. Das, was dort über die historischen und machtpolitischen Hintergründe zu lesen ist, wäre ja durchaus interessant. Aber die Art und Weise, wie all das Hintergrundmaterial in die Spielwelt integriert wird, ist zu lieblos. Man hakt einen Eintrag nach dem anderen ab und hetzt zur nächsten Quest, denn die Lektüre spielt keine Rolle. Warum nutzt man die Informationen innerhalb der Kodexseiten nicht mal für kreative Rätsel, für zusätzliche Dialogoptionen? Dann würde man auch darin stöbern!
  

Kommentare

Nichtswisser schrieb am
Ah, ich erinnere mich, Dragon Age 2. War das nicht das Abenteuer von Hawke im Copy&Paste Land? Ne, das war ja wohl nur grausam. Dragon Age 1 war durchaus noch verbesserungswürdig, der zweite Teil aber so vermurkst das ich nicht mal wüste wo man da mit dem Verbessern anfangen sollte.
Was kann man auch erwarten bei solch einer Designphilosophie!?!
http://www.youtube.com/watch?v=SV97ozaD4vs
FuerstderSchatten schrieb am
Wenn ihr mit mir diskutiert, ich spiele im Moment nur Blood Bowl. Schon länger kein Dragon Age 2 mehr, habs aber trotzdem sehr liebgewonnnen.
TheLaughingMan schrieb am
Ach ja, Dragon Age 2....ich erinnere mich noch an den schönsten Moment mit dem Game. Das war als ich zusammen mit Gebrauchtwert von DA2 (Das es überhaupt einen hatte...) gerade genug Kohle dabei hatte um damit in meinem Lieblingsladen Dark Souls zu kaufen. Good Times. :mrgreen:
Im Ernst, das Game war bestenfalls Mittelmaß. Das schlimmste war der Kampf mit dem Arishok. Als hätten sie es mit Absicht schlecht gemacht.
SamSoNight1 schrieb am
Xris hat geschrieben:
sollen sie endlich nen selbstentwerfbaren Protagonisten einführen, so schwer kann das doch nicht sein.
Das Aussehen von Geralt hat alles mit der Story zu tun und wer Geralt als Person nicht ab kann, ist ein Weichei 8)
Zu DA2: Ja, Konsolen-Müll halt. Wobei selbst die meisten Konsolenspieler es wohl scheisse finden (?)
Aber Bioware hat sich nun mal komplett an EA verkauft. Bei DA:O hat man ja schon fast den Kampf zwischen den EA Schlipsträgern und den ambitionierten Entwicklern bei Bioware gespürt. Aber bei DA2 ist alles verloren. Das Spiel ist Grabbeltisch Trash und nichts weiter.
Xris schrieb am
Wegen den Konsolen. Weil Bioware das KS aus DA: O nicht ordentlich auf Konsolen porten konnten oder wollten. Und weil Bioware seit sie bei EA sind auch nur noch Markenausschlachtung betreiben. Mich hat die Demo schon abgeschreckt. Konsoliges Dialogsystem von Mass Effect, KS wie aus einem unterdurchschnittlichen JP HnS, ein Schlauch wie in CoD, nur w/m Mensch als Char, Texturbrei etc.
sollen sie endlich nen selbstentwerfbaren Protagonisten einführen, so schwer kann das doch nicht sein.
Du weist das der Witcher auf einem Taschenbuch basiert? Erstens dürfte das aus lizenzrechtlichen Gründen nicht möglich sein und zweitens gibts dann da noch die Fans. :ugly:
schrieb am