Runde Mischung
Nicht nur im Hinblick auf die Kampfchoreografie hat man sich an Batman orientiert. Auch das Erfahrungssystem, bei dem man für erledigte Gegner Punkte bekommt (mit stilvollen Attacken wie Kontern, aufladbaren Superschlägen etc.) und auch durch das Finden von Objekten sein Konto auf die nächste Stufe hieven kann, erinnert an Arkham Asylum. Zwar hat man hier weniger Möglichkeiten, seine Figur aufzuwerten, doch effektiv sind die neuen Angriffe allemal. So etwa, wenn man seinen Schild abwirft und er wie eine Flipperkugel von einem zum nächsten Schergen springt und sie bewusstlos auf dem Boden zurücklässt. Auch das Rammen des Schildes in den Boden samt effektiver Druckwelle, die alle um einen herum zurück und im besten Fall zu Boden wirft, macht einiges her.
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Der Schild dient nicht nur der Verteidigung, sondern kann auch zum Angriff eingesetzt werden. |
Haufenweise optionale Nebenaufgaben, die sich meist um Zerstörung drehen (z.B. Statuen, Flak-Geschütze), sowie viel zu leichte Schalterrätsel in Form von Enigma-Maschinen, die den Code zum Öffnen bestimmter Türen offenbaren, runden den unterhaltsamen Superhelden-Alltag ab. Den kann man sich übrigens auch durch einen ganzen Haufen freispielbaren Materials zusätzlich versüßen. So warten z.B. Design-Studien oder Filmmaterial, das einen stilecht als 8mm-Streifen über besondere Soldaten im Dienste von Hydra oder des Hauptantagonisten Red Skull informiert.
Eine Frage der Herausforderung
Parallel zur 18 Kapitel langen Kampagne (was in Zeit umgerechnet etwa neun bis zwölf Stunden bedeutet) kann man sich auch an separat freispielbaren Herausforderungen versuchen. Diese drehen sich meist um das Erledigen von X Gegnern in einem bestimmten Zeitraum oder das Bewältigen von Sprungpassagen (ebenfalls in einem bestimmten Zeitraum.
Doch auch hier wartet neben der Standardkost eine kleine Überraschung: In einer Herausforderung muss man in einem Labyrinth Relikte einsammeln, während man von den Schergen des Bösen gejagt wird. Allerdings kann man sich bei dieser Aufgabe nicht aktiv verteidigen, sondern nur weglaufen. Es sei dann, man schnappt sich das einzige Power-Up, das einen nicht nur schneller laufen, sondern auch Angriffe durchführen lässt. Klar: Ein kleiner gelber Pillenfresser stand hier deutlich Pate, dennoch ist diese Variante eine unerwartete Abweichung der üblichen Mechanismen - schade, dass es nicht mehr davon gibt.
Überhaupt hätte trotz aller Nebenaufgaben mehr Abwechslung sowohl abseits als auch innerhalb der Kämpfe nicht geschadet. Denn das Aufsammeln der Hydra-Akten ist nur ein not- und zeitaufwändiges Übel, dessen Zweck (Erfahrungspunkte sammeln) komplett überstrapaziert wird. Dabei zeigt Next Level selbst, wie einfach es manchmal sein kann: Eine Aufgabe besteht darin, eine Radarschüssel zu sprengen, bevor sie sich auf das Flugzeug ausrichten kann, das Truppennachschub liefert. Alles läuft nach Plan, das Zeitlimit scheint mit seinen fünf Minuten großzügig ausgelegt - wenn nicht ausgerechnet jetzt ein Boss auftauchen würde und einen davon abhält, sich vornehm zurückzuziehen, bevor alles in die Luft geht. Und auf einmal bekommen die banalen Kämpfe gegen die Allerwelts-Schergen sowie die Auseinandersetzung mit ihrem Oberkommandierenden eine zusätzliche Note. Simpel, aber enorm effektiv.
Stereotype Geschichte
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Die Akrobatik-Einlagen sind ansehnlich, aber zu eintönig und wenig fordernd. |
Dass ich bis hierhin kaum ein Wort über die Geschichte verloren habe, liegt daran, dass sie zum einen keine nennenswerten Überraschungen zu bieten hat, zum anderen comictypisch plakativ ist: Cap kämpft in einer deutschen Alpenkleinstadt samt Schloss gegen die Schergen des Dritten Reiches unter der Führung von Red Skull, der die Herrenrasse zur Macht führen will. Punkt.
Immerhin schmeißt Next Level noch ein paar Figuren wie Arnim Zola, Baron Zemo, Madame Hydra und Baron Strucker hinzu, die Captain America- Fans aus den Comics kennen. Auch über einige Mitglieder der "Invaders", quasi den zweitweltkrieglichen Vorläufern der Avengers, kann man sich freuen. Das Abenteuer wurde übrigens ordentlich vertont, wobei die Qualität der Akustik nicht bei der dynamischen Musik sowie den passablen Kampfgeräuschen oder mächtigen Explosionen endet. Die deutsche Lokalisierung ist bis auf wenige Ausnahmen brauchbar bis gelungen. Sie reicht aber nicht an das englische Original heran, in der nicht nur die bösen Nazi- (pardon: Hydra-) Schergen Englisch mit starkem deutschen Akzent sprechen (herrlich!), sondern darüber hinaus auch Captain America-Darsteller Chris Evans ins Studio gezerrt wurde, um dem virtuellen Superhelden seine Stimme zu leihen.