A wie Action
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Es wird nicht nur in den Straßen Steelports gekämpft. |
Mit seinen Zitaten, Kameraperspektiven und Anspielungen auf einschlägige Action aus Spiel und Film von Karate Kid über Terminator bis hin zu Walking Dead oder Modern Warfare wirkt SR3 wie eine gewaltige Hommage an alles, was auch nur annähernd mit Action zu tun hat - egal aus welcher Epoche und gleichgültig ob auf B-Film-, Blockbuster- oder Serien-Niveau.
Eingeleitet werden die Missionen durch gute bis fantastische sowie sauber untertitelte Telefon-Dialoge oder Cutscenes (häufig auch in Kombination), bei denen ich mich immer wieder dabei ertappte, lauter zu lachen als eigentlich beabsichtigt. Dabei ist es nicht nur die Qualität der englischen Sprachausgabe, die von Anfang bis Ende nahezu perfekt besetzt wurde (u.a. mit Hulk Hogan als gescheiterter Wrestler Angel), sondern vor allem die inhaltliche Klasse. Mit Dialogen, die von der Absurdidität eines Tarantino-Drehbuches bis hin zur ernsten Leichtigkeit eines Martin Scorsese reichen, ist das Skript eigentlich filmreif und geizt auch nicht mit Überraschungen. Von Zeit zu Zeit kann man sogar Entscheidungen treffen, so etwa, ob man den Transporter mit Zombiegas ins eigene Hauptquartier karrt und von nun an zombiefizierte Saints zu Hilfe rufen kann oder ob man ihn vernichtet und damit einen permanenten Respekt-Zuwachs bekommt.
Doch bis auf die allerletzte Mission, die je nach Entscheidung zu gewaltig unterschiedlichen Enden führt, kann man sie nicht wiederholen, um die "andere" Auswirkung kennenzulernen, sondern muss eine neue Kampagne starten.
Respekt, Geld und Spaß
Doch auch abseits der Geschichte gibt es wieder haufenweise Aktivitäten, die man erledigen kann. Dass viele davon wie Snatch (Prostituierte abwerben und in den eigenen Stall bringen), Mayhem (richte so viel Schaden an wie möglich) oder Versicherungsbetrug (man muss sich in Autounfälle verwickeln lassen und dabei maximalen Schaden nehmen), stört mich nicht. Denn bei denen, die es von Stilwater nach Steelport geschafft haben handelt es sich um die interessanten Varianten. Außerdem gibt es auch einige neue Gelegenheiten, Geld und Respekt zu verdienen, von denen vor allem die Eskorte und Dr. Genkis S.E.R.C. (steht für Super Ethical Reality Climax) im Gedächtnis bleiben. Bei Ersterem sitzt man à la Hangover mit einem Tiger im Auto und muss versuchen, das Tier durch seine Fahrweise zu besänftigen - was nicht so einfach ist, da das Schmusekätzchen auch gerne mal mit der Tatze ausholt und man kurzzeitig die Kontrolle über das Fahrzeug verliert.
Und Letzteres ist die Steelport-Variante einer extremen Gameshow, in der man als Teilnehmer unter Zeitdruck über einen mit Fallen versehenen Parcours hetzt und verschiedene als Maskottchen verkleidete Gegner in die ewigen Jagdgründe schickt.
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Die Prof. Genki-Inhalte, die international nur als Pre-Order-Bonus verfügbar sind, gehören in der deutschen Version zur Anfangs-Ausrüstung. |
Im Gegensatz zu den bisherigen Saints Rows hat Volition aber die Verknüpfung von Aktivitäten zum Fortschritt der Hauptstory entzerrt. Bei den bisherigen Ausflügen der lila gekleideten Gangster wurden die Aufgaben der Kampagne abhängig vom erwirtschafteten Respekt freigeschaltet - und den gab es mitunter nur über die Aktivitäten. Hier hingegen kann man bei Bedarf (oder Zeitmangel) weitgehend auf die Nebenaufgaben verzichten; der Erzählstrang kann weitergeführt werden, sobald alle dafür erforderlichen Hauptmissionen bewältigt wurden.
Das heißt jedoch nicht, dass sich die Aktivitäten nicht lohnen - ganz im Gegenteil: Für das dort (sowie durch Immobilien) eingenommene Geld kann man sich haufenweise Verbesserungen kaufen. Für die Gang, für sich selbst oder für seine Waffen, von denen die meisten in vier Stufen aufrüstbar sind. So kann aus einer einfachen Schrotflinte ein Monster-Schießprügel werden, der Brandgeschosse durch die Gegend jagt. Der Clou: Viele Verbesserungen werden erst freigegeben, wenn ein bestimmter Respekt-Level erreicht wurde, so dass es sich letztlich doch wieder lohnt, zumindest ein paar der Zusatzaufgaben in Angriff zu nehmen - abgesehen davon, dass es bis auf ganz wenige Ausnahmen einfach nur Spaß macht, sich mit den nebensächlichen Aufgaben zu beschäftigen, die Langeweile nicht aufkommen lassen.
Die T-Frage
So fortschrittlich sich Volition hinsichtlich der Inhalte und dem Spaßfaktor zeigt, so bieder präsentiert sich unter dem Strich die Technik - wieder einmal. Allerdings muss man hier zwischen PC und den Konsolen unterscheiden. Der Rechenknecht hat (ein potentes Innenleben vorausgesetzt) die ansehnlichsten Texturen und auch nur in Ausnahmesituationen mit Bildrateneinbrüchen zu kämpfen, wobei man stets das Gefühl hat, dass die Engine auf einem schmalen Grat wandert und jederzeit in den ruckelnden Bereich abdriften könnte. Die Konsolen sehen hinsichtlich der Texturen leicht schlechter aus, bieten aber die weitgehend identische hohe Sichtweite, kämpfen aber noch stärker mit einer stabilen Bildrate - und verlieren diesen Kampf regelmäßig. Auf der 360 kann man immerhin noch die V-Synchronisation einschalten, so dass man wählen kann, ob man annähernd ruckelfrei, aber mit Tearing oder eben mit sauberer Bildzeichnung, aber instabiler –Rate durch Steelport jagt.