Zähe Karriere
Neben Einzelrennen unter verschiedenen Bedingungen (langes oder kurzes Rennwochenende, nur Rennen etc), Zeitfahren mit Medaillenjagd oder dem Austoben bei Testfahrten steht erneut die Karriere im Mittelpunkt. Die Menüs sind hier etwas übersichtlicher gestaltet als im Vorgänger. Und auch Verbesserungen an den Flitzern nach Entwicklungstests gehen schneller voran als früher, obwohl sich diese Tests meist darauf beschränken, eine bestimmte Rundenzeit innerhalb einer begrenzen Anzahl an Umläufen zu unterbieten. Hier hätte man sich wesentlich abwechslungsreichere Aufgaben einfallen lassen können. Schön ist, dass man nicht erst eine ganze Saison lang warten muss, sondern bereits in der Mitte seinen Anspruch auf den Nummer Eins-Status im Team anmelden und vollziehen kann. Davon abgesehen lässt die Präsentation innerhalb der Karriere zu wünschen übrig: Meist checkt man nur E-Mails mit
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Am Anfang der Karriere muss man sich erst in kleineren Teams einen Namen machen. |
Glückwünschen sowie Vor- und Nachbesprechungen für jedes Rennen in seinem Laptop, was auf Dauer eintönig wird. Auch die eingeschränkten Möglichkeiten hinsichtlich des Helmdesigns und die Abwesenheit detaillierter Streckenbeschreibungen mindern den Spaß, durch die Karriere zu rasen.
Das Rangsystem wirft außerdem einige Fragen auf: Ich bekomme zwar Punkte, wenn ich die an mich gesteckten Mindestziele im Qualifying und den Rennen erfülle, doch wie genau sich diese Punktzahl zusammensetzt, erfahre ich leider nicht. Hinzu kommt, dass die Teamchefs irgendwann die Ziele exorbitant hoch schrauben, obwohl man in seiner ersten Saison noch nicht bei den Top-Rennställen anheuern darf. Da wird also von mir erwartet, im Rennen auf dem fünften Platz zu landen, weil der Stand des Autos das angeblich hergibt. Aber warum krebst mein werter Teamkollege, der auch noch die Nummer Ein im Team ist, dann mit dem gleichen (oder sogar besserem?) Material regelmäßig auf dem 15. Rang oder schlechter rum? Es ist ja schön, wenn in der Karriere ein gewisser Leistungsdruck aufgebaut werden soll, aber dann sollte er doch bitte halbwegs realistisch bleiben… Wer übrigens eine WM austragen und dabei in die Rolle eines realen Fahrers schlüpfen will, muss den Umweg über den Grand Prix-Modus gehen, wo sich nicht nur Einzelrennen oder ausgewählte Serien absolvieren lassen, sondern auch eine komplette Saison in Angriff genommen werden darf. Dank der FIA-Lizenz sieht selbstverständlich alle Teams und Fahrer an Bord – nur jüngste Wechsel wie der Rausschmiss von Nick Heidfeld, für den Bruno Senna ins Cockpit gestiegen ist, werden nicht berücksichtigt. Zumindest kann der Mönchengladbacher noch im Spiel seine Saison für Renault zu Ende fahren…
Technischer Fortschritt
Im Vergleich zum letzten Jahr hat Codemasters die hauseigene EGO-Engine weiter verbessert: Dank einer komplett überarbeiteten Beleuchtung machen die Kulissen sehr viel mehr her als bei 2010 und haben darüber hinaus noch mehr Details zu bieten. Vor allem am PC sehen die Hochgeschwindigkeitsfahrten grandios aus – ein grafisch schöneres Formel 1-Spiel habe ich noch nicht gesehen. Auch die Xbox 360-Version kann trotz vereinzeltem Tearing und ein paar Kanten in technischer Hinsicht überzeugen – mit einer Ausnahme: Ich weiß nicht, woran es liegt, aber manchmal friert das Bild mitten im Renngeschehen einfach für ein bis zwei Sekunden ein – nach diesen Zwangspausen geht es ganz normal weiter. Dabei kann man nicht vorhersagen, wo dieser Bug auftritt. Es kann beim Training passieren, beim Qualifying oder mitten im Rennen. Es kann in Monza passieren oder in Monaco, auf einer Geraden oder mitten in einer Kurve. Dieses nervige Phänomen ist völlig unberechenbar und tritt sowohl auf Slim-Konsolen als auch der alten 360 auf. Die kleinen Ruckeleinlagen in der Boxengasse lassen sich dagegen noch verschmerzen, aber dieses kurzzeitige Einfrieren ist schon ein dickes Ding, das Codemasters schnellstmöglich mit einem Patch beheben sollte. Die PS3-Version hat zum Start übrigens schon einen bekommen – und sie hat es nötig: Nachdem Dirt 3 auf den beiden Konsolen technisch etwa auf Augenhöhe waren, mag man kaum glauben, wie eklatant die Unterschiede zwischen beiden Fassungen sind. Auf der Sony-Konsole tritt nicht nur stärkere Kantenbildung auf – die gesamte Kulisse wirkt eine ganze Spur grobkörniger.
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Schwächere Grafik, niedrigere Bildrate: Die PS3 kann bei der Formel 1 technisch nicht bei den anderen Plattformen mithalten. |
Hinzu kommt, dass die Bildrate deutlich niedriger ausfällt als auf der 360. Das geht nicht so weit, dass es unspielbar wird, doch gerade im direkten Vergleich mit der Konkurrenz zieht F1 2011 auf der PS3 unerwartet deutlich den Kürzeren.
Dafür haben Sony-Jünger den Vorteil, eine bessere Lenkradunterstützung vorzufinden, während die Xbox 360-Version mal wieder nur für das Wireless Wheel von Microsoft mit seinem schwachen Force Feedback optimiert wurde. Warum schafft es Codemasters nicht, von Haus aus Einstellungen für die Fanatec-Wheels mitzuliefern, wenn man sie schon offiziell unterstützt? Wenn ich zuerst an der Xbox 360 mit meinem Porsche Turbo S meine Runden drehe und anschließend mit gleichen Einstellungen auf der PS3 Gas gebe, liegen zwischen beiden Welten. Während sich die Wagen auf der PS3 mit tollem Force Feedback großartig anfühlen, gibt es auf der 360 nur Rütteln und störendes Vibrieren, was man aber durch abgestimmte Feineinstellungen am Lenkrad in Verbindung mit den Optionen im Spiel verbessern kann. In einem Kritikpunkt sind dagegen alle Plattformen vereint: Die Ladezeiten sind sowohl auf dem PC als auch auf der 360 und der PS3 nicht von schlechten Eltern und es dauert vor und nach den Rennen eine ganze Weile, bis es weitergeht.