Test: Deus Ex: Invisible War (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Eidos Interactive
Release:
05.03.2004
05.03.2004
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Spielinfo Bilder  
Aber was hier an individueller Entwicklung verschenkt wird, wird durch die spielerische Entfaltung wieder aufgefangen: Denn ihr könnt eure körperlichen und geistigen Fähigkeiten mit 15 legalen und illegalen Implantaten sehr gut an euren Stil anpassen. So könnt ihr schneller rennen, leiser schleichen, mehr heben oder mit Nachtsicht sehen. Sogar das Hacken von Computern oder Abzapfen von Lebensenergie, das thermale Tarnen, Verschießen von Giftpfeilen oder direkte Steuern von Robotern ist möglich. Diese Biomodifikationen laden immer wieder zum Experimentieren ein, lassen sich in drei Stufen aufrüsten und ermöglichen sehr effektive Kombinationen. Und da sich diese Eigenschaften überschreiben lassen, kann man seine Taktik auch später wechseln. Das Problem ist nur: Man erreicht viel zu schnell die maximale Effektivität. Es gibt auch keine versteckten oder nur bei besonderen Leistungen freigeschaltete Module.

Gegenstände & Inventar

Zwar sammelt ihr keine Erfahrungspunkte, aber die kleinen Ausflüge können schon mal eines von acht nützlichen Waffenupgrade wie den Schalldämpfer oder das mörderische Hohlgeschoss, eine von sieben Granatentypen oder gar ein neues Implantat einbringen.

Die Figuren und Räume sehen auch auf der Xbox klasse aus. Nur hat man hier mit Kantenbildung und weniger plastischem Bump-Mapping zu kämpfen. (Xbox)

Die verwinkelten Gassen von Seattle, Kairo & Co belohnen fleißige Entdecker mit geheimen Depots und gefüllten Truhen. Es gibt ein riesiges Sammelsurium an Nah- und Fernkampfwaffen, Werkzeugen sowie Lebensmitteln. Allerdings hat man auch hier viel zu schnell die tödlichste Feuerkraft im Anschlag, so dass der Kitzel neuer Entdeckungen schon in der zweiten Stadt Kairo verschwunden ist.

Und die Finderfreude währt nicht lange, denn das Inventar besteht aus mageren zwölf Plätzen. Nach einer halben Stunden Spielzeit wird man genötigt, vermeintlich unwichtige Dinge fallen zu lassen. Das ärgert auch deshalb, weil selbst die unabdingbaren Energiezellen für die Biomodule und die wichtigen SciFi-Dietriche hier gehortet werden. Nur ein Stärke-Modul schafft mit zwei weiteren Plätzen etwas Abhilfe.

In dieser düsteren deutschen Kneipe gibt`s nicht nur Tabledance, sondern sehr schnell tödlichen Kugeltanz. (PC)

Auch die Bedienung des irisförmigen Menüs verlangt einige Geduld, denn statt Drag&Drop gibt es Klick&Klack beim Itemtausch, was vor allem PC-Zocker nerven wird. Auch ärgerlich: Die ständig benötigten Multitools können nicht gestapelt werden, wenn sie in getrennten Slots liegen! Auf der Xbox flutscht die Steuerung übrigens etwas besser, denn hier wirkt die Button-Belegung intuitiver, dafür fehlt auf der Konsole wiederum die Zielpräzision der Maus. Designtechnisch ist das Interface sehr gelungen, zumal ihr die Transparenz und Farbe den eigenen Wünschen anpassen könnt.

Glaubwürdige Zukunft

Es gibt zwar im optischen Detail einiges zu beanstanden, darunter einige schwache Wandtexturen,  üble Clippingfehler, noch lange zuckende Tote, so manch fehlende Lippenbewegung sowie die vielen gleichen Gesichter, mit denen schon KotOR zu kämpfen hatte, aber Deus Ex 2 entführt euch in eine atmosphärisch dichte und stilistisch glaubwürdige Welt.

Ja, scheinbar spielen auch Aliens eine Rolle im futuristischen Konflikt. Oder was steckt hinter den Kulleraugen? Ihr werdet es herausfinden... (Xbox)

Dafür sorgen das authentisch wirkende Mobiliar sowie die markante Architektur, die einem mit ihrem futuristischen, aber dennoch vertrautem Design nicht das Gefühl einer abgefahrenen, sondern plausiblen Zukunft geben: Graffiti zieren Wände, Ratten jagen durch die Gassen und es dampft trübe aus Abflussrohren. Im Nachtclub könnt ihr euch von tanzenden Hologrammen verzücken lassen, in der riesigen Moschee warten orientalische Fliesenmuster auf euch. Und in Trier dürft ihr die Porta Nigra unsicher machen, die mit ihrem plastischen Mauerwerk richtig gutes Bump-Mapping zeigt.

Schönes Levelkorsett

Trotzdem entsteht ab und an ein Gefühl der Enge. Einmal, weil das Leveldesign fast nur aus relevanten Orten mit Haupt- und Nebenquests besteht - es gibt quasi keinen Alltag. Das fördert den Spielfluss, was gut ist; raubt aber die Illusion der offenen Welt, was auf einige ernüchternd wirken kann. Und zum anderen, weil sich - bis auf ein paar Gassen mit Blick auf den leider gar nicht bis  karg animierten Himmel - alles im Inneren abspielt.

KotOR konnte das durch den Einsatz von Missionen im Freien wieder relativieren, wirkte aber im Detail steriler. In Deus Ex 2 sieht wiederum selbst so manches runtergekommene Klo im Lichtkegel bewegter Lampen klasse aus – vor allem, wenn man in hoher Auflösung und vollen Details auf dem PC spielt. Auch das weiche Glühen der Neonröhren und Deckenstrahler ist ein Hingucker.  Die Xbox-Fassung schneidet auch aufgrund starker Kantenbildung, langer Ladezeiten und einiger Ruckler klar schwächer ab.

Gerade diese tanzenden Schatten und die Physikengine, die euch vom Basketball bis zum Stuhl alles durch die Gegend schmeißen und Fässer hinabrollen lässt, machen viel von der lebendigen Stimmung aus, die dem Jedi-Abenteuer fehlte – auch, wenn man weder in Sachen Gesichtsanimationen noch im Bereich der Partikeleffekte die Brillanz von Max Payne 2 erreicht.

Dafür ist das Kreaturendesign wiederum gelungen: Es gibt kleine Spinnenbots, die sich bei Alarm von der Decke fallen lassen, Bildschirm füllende Mechmonster mit großkalibriger Wumme und schwebende Roboter mit Suchscheinwerfern. Und im Gegensatz zur ersten US-Version zeigt sich die deutsche DVD-Variante weitaus performancefreundlicher, denn die Framerate liegt selbst mit GeForce 3, 512 MB Ram und 1,5 GHz auf mittlerer Detailstufe im angenehmen Bereich. Auch die einmal gewählte Auflösung bleibt beim nächsten Start aktiv.
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Kommentare

Rickenbacker schrieb am
Besten dank, ich hatte bisher nur die gepimpte Version von Teil 1 gezockt.
Gott segne die Moddingszene!
johndoe-freename-28854 schrieb am
@herschmitt
nein das mein ich nicht,ich wollte damit sagend as die Xbox version ja eh schlechter ist als die PC deswegen das sich schon alleine nicht lohnen würde weil es halt schwächer ist ,und dann noch 15 euro mehr
worldeater2 schrieb am
für die mängelliste ist das spiel aber noch recht gut weggekommen. insbesondere die xbox version ist um einiges schwächer und sollte auch stärker abgewertet werden.
johndoe-freename-53844 schrieb am
Klar so überragend wie Teil 1 ist es nicht, einige \"Verbesserungen\" wären lieber in den Schubladen der Entwickler geblieben, dass Interface und die Bugs bringen einen gelegentlich zum Verzweifeln...
Aber hinter all dem steckt eine Story die es mit der des ersten Teils aufnehmen kann und momentan von keinem anderen RPG oder Adventure geboten wird. Wär sich nicht von den Interface-Mängeln abschrecken lässt wird schon bald genauso süchtig nach dem Spiel wie er das beim ersten Teil war. Es bleibt ein Muss für alle Spieler von Deus Ex 1!!!
schrieb am