Die Macht und Kinect
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Kinect Star Wars hat mehr zu bieten als Lichtschwert-Schwingen. Die meisten Minispiele sind auf lange Sicht sogar unterhaltsamer als die Kampagne...
Ein imaginäres Lichtschwert schwingen, mit einem Machtstoß die Feinde des Imperiums zurückschleudern: Das alles habe ich bereits freudestrahlend und unermüdlich in den Grundschulpausen der späten siebziger Jahre praktiziert. Etwas später kam dann auch noch die Grammatik von Meister Yoda hinzu, um zusammen mit den Freunden zu Jedi-Rittern aufzusteigen. Dank Kinect darf ich wieder in meine Kindheitsfantasien abtauchen und an der Seite des grünen Jedimeisters mit Macht um mich werfen. Doch die Faszination mag sich bei Kinect Star Wars nur eingeschränkt einstellen.
Dabei macht das Entwicklungs-Konglomerat bestehend aus Microsoft, LucasArts, Terminal Reality (u.a. Nocturne, BloodRayne) sowie Good Science (Kinect Adventures, Kinect Fun Labs) einiges richtig. Sich z.B. nicht nur auf die Kampagne als einziges Zugpferd zu verlassen, war eine weise Entscheidung.
Denn auch wenn man vier bis fünf Stunden beschäftigt ist, um einen Jedi-Padawan bei seinem ersten Training über anstrengende Kämpfe auf dem Wookie-Planeten Kashyyyk bis nach Coruscant zu begleiten, werden hier die größten Probleme offensichtlich.
"Dies ist nicht das Spiel, das ihr sucht"
Das liegt jedoch nicht einmal daran, dass schnell meine Hoffnung zerschlagen wurde, hier endlich den "Core-Titel" zu bekommen, auf den die Xbox 360-Welt schon lange wartet. Denn schaut man unter die Haube, war Familientauglichkeit (und damit wieder einmal der Massenmarkt) offensichtlich wichtiger.
Doch auch in dieser Richtung hat man nicht konsequent genug entwickelt. Das beginnt bereits bei der Story, die oberflächlich bleibt und abseits der bekannten Gesichter (Yoda, Mace Windu, ein junger Obi-Wan Kenobi, für einen Moment dachte ich, ich hätte sogar Chewbacca gesehen) kaum nennenswerte und noch weniger sympathische Figurenergänzungen bereit hält. Die Jedi-Meisterin, die einen über einen Großteil der Reise als Mentor begleitet, hätte man sich auch sparen und durch einen Macht-Wegweiser ersetzen können.
Die Kampagne ist abwechslungsreich sowie bewegungsintensiv, überzeugt aber nicht immer.
Und was bietet die Steuerung? In der Theorie einiges: Zwar kann man nicht frei gehen oder laufen, aber überbrückt mit einem Schritt nach vorne gleich mehrere Meter, während man auf das Ziel zuschießt. Doch mit Machtstoß, Tritten, Nutzen der Macht (um Gegenstände anzuheben), Sprung, Ausweichen sowie Lichtschwert-Schwingen hat man einiges zu tun. Und das sogar zu zweit, wobei der Partner unkompliziert ein- oder aussteigen kann.
"Es gibt kein Versuchen"
Jede Bewegung für sich wird bis auf wenige Ausnahmen gut erkannt und akkurat umgesetzt - sogar das Schwingen der imaginären Waffe in Form einer horizontalen Acht funktioniert, um gegnerische Projektile zu reflektieren! Doch kommen mehrere Bewegungen zusammen, hat der Sensor Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen. Und das führt bei den häufig hektischen Gefechten immer wieder zu Problemen: Ein Machtstoß wird abgeschickt, obgleich er nicht ausgeführt wurde; anstatt den Gegner anzuheben, passiert gar nichts; ein Lichtschwerthieb wird falsch auf den Bildschirm übertragen. Im schlimmsten Fall wird es sogar chaotisch und beliebig - aber das ist glücklicherweise selten.