Das elegante Teleportieren
Architektonisch hui, aber wachtechnisch pfui: Man kann die KI recht leicht überlisten oder ausschalten.
Das Interessante an der Magie sind weder kurze Zeitlupen noch kleine Stürme, auch nicht das Durch-die-Wände-Blicken à la Deus Ex samt grell blinkender feindlicher Sichtlinien und Kabelwege: Es ist das Teleportieren sowie das Übernehmen von Mensch und Tier. Ersteres erlaubt Corvo kurze und später mittlere Distanzen in null Komma nichts zu überwinden und punktgenau zu landen – selbst auf schmalen Simsen und Balken, so dass eine akrobatische Leichtigkeit à la Assassin’s Creed entsteht. Die Steuerung ist intuitiv und einfach, denn selbst das Hochziehen am Rand wird über Pfeile angezeigt und läuft automatisch ab. So kommt man relativ zügig in einen angenehmen Spielfluss, während man immer wieder an erhöhten Stellen innen hält und sich Ausblicke auf den Hafen in der Abendsonne oder das Labyrinth aus Dächern und Zinnen gönnt.
Diese mächtige, weil auch noch lautlose Fähigkeit lässt Corvo Entfernungen überbrücken, aus Gefechten verschwinden oder direkt hinter Feinden landen, um sie anschließend zu meucheln oder bewusstlos zu würgen. Und für diese Sprünge hat er immer genug Mana. Lediglich das ständige Teleportieren in Folge ist nicht möglich. Aber diese eleganten Sprünge sind sowohl Segen als auch Fluch: Ein Segen, weil man so herrlich frei und dynamisch überall hin kommt, ohne sich lange Gedanken über Wege machen zu müssen – selbst Schwindel erregende Höhen erreicht man recht gefahrlos. Und da beginnt der Fluch, denn das mächtige Teleportieren macht es einem sehr einfach zum Ziel zu kommen, zumal man die maximale zweite Stufe dieser Fähigkeit zu schnell freischaltet. So überwindet man riesige Brücken schwuppdiwupp über die Pfeiler und Seile.
Das Maximum der Fähigkeiten
Über elf Kapitel gelangt Corvo in viele Bereiche der Stadt Dunwall; darunter nur wenige, die qualitativ etwas absinken.
Das Spieldesign hätte dem auf zwei Arten entgegen wirken müssen: Indem man diese magische Begabung behutsamer hinsichtlich Distanz oder Manaverbrauch auf das Maximum bringt, indem man den Teleport zunächst mit Geräuschen etwas anfälliger macht oder indem man Corvo z.B. Feinde oder eine KI serviert, die darauf besser antworten kann. Sprich: Man entwickelt seinen Charakter zu schnell in den wesentlichen Punkten, während man Irrelevantes wie Munitionskapazität & Co ignorieren kann.
Und warum findet man die für die Aufrüstung der Fähigkeiten so wichtigen Runen so häufig, ohne viel dafür tun zu müssen? Auch da hätte man den Hebel ansetzen können, indem man sie seltener anbietet oder besser sichert - so hat man das Gefühl, dass man sie überall bekommt. Dass man sich für die dreistelligen Zahlencodes der Safes teilweise nur mal umsehen oder ganz simpel kombinieren muss, ist ebenfalls symptomatisch für ein Spieldesign, das den Flow vor den Anspruch stellt. Da war mehr drin!