Simpler Spaß
Zur Ehrenrettung von Keen Games muss ich allerdings zugeben, dass die bis auf den im "göttlichen" Schwierigkeitsgrad oft zu leichten Gefechte ähnlich der Dynasty-Warriors-Serie durchaus Spaß bereiten können - vor allem, wenn man mit mehreren Spielern unterwegs ist. Möglich sind kooperative Gefechte sowohl offline (zu zweit) als auch online (maximal zu viert). Wenn ein Effektgewitter über den Bildschirm rauscht und am Ende nur noch Leichen den Boden säumen, kurz bevor sie ausgeblendet werden, kommt es zwar nicht zu euphorischer Schnappatmung. Doch Keen Games hat zumindest die Grundlagen gut umgesetzt. Und es kommt natürlich nicht zum Streit um Beute - was man an dieser Stelle nicht unterschätzen sollte. Dennoch: Die unterhaltenden Momente sind zu spärlich gesät, als dass man Sacred 3 nach dem ersten Durchspielen, das je nach Komplettierung der Nebenmissionen in etwa acht bis zwölf Stunden dauern dürfte, nochmal aus dem Regal kramt - wenn man überhaupt so lange durchhält.
Denn auch wenn das Fundament solide ist, sind einige Aufbauten im Umfeld marode allen voran der Humor. Nicht nur, dass der telepathische Sidekick Aria mit ihrer merkwürdigen Vorstellung von Humor versucht, Lacher zu provozieren. Auch die Waffengeister, die man in unregelmäßigen Abständen aufgabelt und die einem Sonderbuffs spendieren, sprechen
Man kann offline zu zweit und online mit bis zu vier Spielern auf Monsterjagd gehen.
immer wieder zu einem. Und irgendwann im Entwicklungsprozess kam irgendjemand auf die Idee, diesen Figuren nicht nur Charakter (so z.B. als Frauenheld, Domina, Betrunkene), sondern ihnen auch auf dem Papier womöglich sogar witzige Einzeiler mit auf den Weg zu geben. Nur: Der Humor zündet nicht. Zumindest nicht bei mir. Statt witzig zu sein, sind die Kommentare im Bestfall albern und im schlimmsten Fall einfach nur plump und dümmlich. Ancaria war in Sacred 1 und 2 auch nicht immer ernst. Und auch seinerzeit hat der Humor mitunter merkwürdige Wege beschritten. Doch das hier passt einfach nicht. Wie auch das Denglisch: Wieso sprechen ausnahmslos alle Figuren die Ortschaften oder Völker mit englischer Tonalität aus. Das deutsche "Ancaria" klingt doch auch gut. Wieso muss es "Enkäria" sein, aber bitte mit englischem "R", also "Arr"? Das ist alles insofern bedauerlich, da die Sprecher sowohl im Deutschen als auch im Englischen gut ausgewählt sind, aber eigentlich von Anfang an angesichts der merkwürdigen Dialoge keine Chance hatten.
Buntes Ancaria
Als Koop-Action ist Sacred 3 durchaus brauchbar.
Immerhin: Bei der Kulisse kommt durchaus immer wieder das Gefühl auf, durch Ancaria zu schreiten. Was auch dadurch begünstigt wird, dass Ascaron in den ersten Spielen eine farbenfrohe Klischee-Fantasy bemühte. Daher fühlt man sich bei der isometrischen Darstellung, die keine manuelle Veränderung der Kameraposition unterstützt, in einigen Momenten wie früher. Nur dass es früher irgendwie sauberer lief. Trotz offener Welt, trotz zahlreicher Details in der Darstellung. Hier scheint jedes System überfordert - auch wenn sich die mal größeren, mal weniger auffälligen Bildratenprobleme nicht auf die Arenakämpfe auswirken.
Der PC, der im Übrigen für die Installation knapp 20 GB veranschlagt, steht naturgemäß am besten da und bietet das sauberste Bild. Allerdings steht man hier vor einer Qualitätsentscheidung: Schaltet man V-Sync ein, muss man immer wieder mit stockender Bildrate rechnen. Oder aber man lässt es aus und hat dann das übliche Nachziehen, das man mit "Tearing" assoziiert. Auf den Konsolen hat man diese Wahl nicht - und damit keine Chance, den Bildratenproblemen aus dem Weg zu gehen, die zudem noch von leichtem Kantenflimmern (vor allem auf der PS3) begleitet werden. Hinsichtlich der Steuerung liegen alle Versionen gleichauf - insofern man am PC ein Gamepad nutzt. Die Maus-/Tastatur-Kombo ist arg fitzelig und unituitiv: Gesteuert wird per Standard über WASD, während man die Maus nutzt, um die Richtung des Angriffs festzulegen.