Die KI reißt keine Wunderbäume aus, liefert aber eine solide Herausforderung.
Was die Künstliche Intelligenz betrifft: Die ist nichts Halbes und nichts Ganzes. In jedem Fall schon mal besser als im Vorgänger; die neuen MoH-Schlachtfelder werden nicht mehr von flügellahmen Moorhühnern bevölkert. Zwar auch nicht gerade von Einsteins an der AK-47, aber die Feinde haben es zumindest drauf, einem das Leben nachhaltig schwer zu machen: Man teilt sich auf und nimmt mich von mehreren Seiten in die Zange, man wirft gut gezielte Granaten, man schießt treffsicher. Teilweise sogar zu treffsicher, auch zielgenau durch dicke Rauch- und Staubwolken hindurch - da bescheißt die KI ganz gerne. Immerhin gibt es keine endlosen Wellen mehr: Die Feindeszahl ist begrenzt, mit etwas Geduld kann man sich Frieden erballern. Bzw. muss das immer wieder tun, denn erst wenn Ruhe herrscht, rückt das KI-Team nach. Man sollte sich nicht zu weit von ihm entfernen, denn das Spiel ist gerade im Vergleich zum lachhaft simplen Vorgänger durchaus anspruchsvoll.
Wie hätten's die Tür gern geöffnet? Mit dem Tomahawk, dem Brecheisen oder dem Schrotgewehr?
Wer auf "Normal" keine Herausforderung findet, darf sich gleich von Anfang an an "Hardcore" versuchen - geht man hier drauf, wird die Mission ganz von vorn begonnen. Meistert man so das Spiel, wird "Tier 1" freigeschaltet - hier geht’s ab wie auf Hardcore, nur komplett ohne HUD.
Immer schön geradeaus
Wer meint, dass er die Widersacher durch schnödes Ausharren hinter der Deckung mürbe machen kann, soll sich noch nie so geirrt haben - denn hier ist vieles zerstörbar, der Frostbite-2-Technologie sei Dank. Keine Wand, kein Zaun und kein noch so stabiles Steinkonstrukt gewährt dauerhafte Sicherheit, mit genug Feuerkraft verwandelt sich der Kram in einen Haufen wenig Vertrauen erweckender Kiesel. Auch die eigenen Leute haben unter der Camo-Mütze auf einmal etwas Gehirn entdeckt, schießen zuverlässig mit und stehen nicht mehr unverrückbar im Weg herum.
Die Handlung ist belanglos wie eh und je, aber ansehnlich und ruhig präsentiert.
Außerdem sind sie, wie schon erwähnt, auch dieses Mal ein unerschöpflicher Quell für Munition: Wenn die eigene Knarre nur noch hilflos klackert und keine Feindeswumme zum Aufsammeln herumliegt, geht man einfach zum Kameraden und haut ihn um eine milde Gabe an.
Eines der Elemente, auf die man in der etwa fünf bis sechs Stunden langen Kampagne immer wieder stößt, ist das gewaltsame Öffnen von Türen - auch das keine Neuheit in der Shooterwelt. Allerdings hat man hier nach einiger Spielzeit mehrere Möglichkeiten des Tür-Aufbruchs hat. Klar, die Aktion ist im Großen und Ganzen Quatsch, denn es spielt keine Rolle, ob die Tür mit einem Tomahawk malträtiert und dann aufgetreten oder einfach gleich weggesprengt wird. Und trotzdem ist es irgendwie cool und motivierend, nach und nach immer mehr dieser Möglichkeiten freizuschalten. Wie man das macht? Mit gut platzierten Kopfschüssen in Richtung der bedauernswerten Terroristen, die sich hinter den soeben geöffneten Toren verbergen und gemütlich in Zeitlupe erledigt werden können. Größtenteils unblutig übrigens - aber das war die MoH-Serie ja schon immer. Splatter-Freunde sind hier sowieso fehl am Platze: Es gibt zwar zum Teil heftige Szenen zu sehen, aber alle Körperteile bleiben da, wo sie normalerweise wachsen.
Die PC-Fassung liefert deutlich bessere Bilder als ihre Konsolenbrüder, setzt dafür aber auch einen dicken Rechner voraus.
Die Hand am Herz
Die Levels präsentieren sich als die linearen Schläuche, die man von der Serie (bzw. dem Genre im Allgemeinen) gewohnt ist. Man ist nie allein unterwegs, stets findet sich mindestens ein Mitstreiter an der Seite, dem man hinterher dackelt. Gelegentlich teilt sich das Team auf und nimmt verschiedene Wege zum Ziel, aber man selbst bekommt die Route immer vorgeschrieben. Selbst hitzige Aktivitäten wie die Verfolgungsjagden im Auto oder zu Fuß spielen sich wie auf Schienen, da es immer nur einen Weg gibt - alle anderen sind durch Wände versperrt. Die einzige echte Ausnahme ist das interessante Auto-Versteckspiel in Dubai. Falls man doch mal vom richtigen Pfad abkommen sollte, ist der Weg zum letzten Checkpunkt nicht mehr weit: Wenn der Verfolgte abhaut, wird man automatisch zurückgesetzt.