Test: Beyond: Two Souls (Adventure)

von Jörg Luibl



Beyond: Two Souls (Adventure) von Sony
Beyond: Two Souls
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
22.07.2019
09.10.2013
26.11.2015
Erhältlich: Digital (Epic Games Store)
Erhältlich: Einzelhandel
Erhältlich: Entwicklerseite
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Spielinfo Bilder Videos
Heavy Rain hat uns 2010 stark beeindruckt. Das damalige Spiel des Jahres überzeugte nicht nur audiovisuell, sondern vor allem als emotionales Drama mit inneren Konflikten und bitteren Konsequenzen. Jetzt meldet sich David Cage mit Beyond: Two Souls exklusiv für PlayStation 3 zurück. Dabei bleibt er seiner filmischen Regie treu, aber Drehbuch und Spieldesign gehen andere Wege. Ob Quantic Dream erneut begeistern kann, klärt der Test.

Chronologische Achterbahnfahrt

Video
Die Story macht neugierig. In der Rolle der übersinnlich begabten Jodie muss man mit einem seltsamen Geistwesen leben.
Habe ich nicht gerade noch ein kleines Mädchen gespielt? Nun bin ich eine Frau? Dann wieder eine Jugendliche? Jetzt wieder ein Kind? David Cage erzählt die Geschichte der übersinnlich begabten Jodie Holmes nicht chronologisch, sondern verwebt die 26 Kapitel auf den ersten Blick recht wirr miteinander – es entsteht ein Flickenteppich aus Schauplätzen und Altersstufen. Gerade im Einstieg fällt es einem noch schwer, sich in bestimmte Situationen mit Jodie hinein zu versetzen, weil man sie einfach nicht gut genug kennt. Man weiß nur, dass sie ein unsichtbares Wesen namens „Aiden“ rufen kann, das über eine Art Nabelschnur mit ihr verbunden ist – und das macht natürlich neugierig: Was hat es mit diesem Geist auf sich? Diese Frage wird im Verlauf der knapp zehn Stunden beantwortet.

Aber was Freunde und Familie angeht, wird man zunächst ins kalte Wasser geworfen. Wie kalt das für eine Heranwachsende sein kann, die „anders“ ist als ein normaler Teenager bekommt man recht schnell zu spüren: Jodie muss mit ständiger Ablehnung und Misstrauen leben – selbst „Hexe“ wird sie genannt. Nicht nur, dass der eigene Vater ein unsensibler Klotz ist, auch die Altersgenossen erweisen sich auf einer Party als hinterhältige Mobber. Schön ist, dass man in dieser und vielen anderen Situationen frei entscheiden kann: Darf Jodie Bier trinken? Lege ich Rock oder Pop auf? Tanze ich mit dem Jungen? Lass ich seine Hand an der Hüfte hinab weiter tasten? Küsse ich ihn? Hier wirkt das Spiel noch angenehm alltäglich, versucht das soziale Verhalten in einem Milieu abzubilden – und damit zu experimentieren, macht zunächst Spaß.

Situative Freiheit ohne spürbare Konsequenzen

Mal spielt man Jodie als Kind, mal als Teenager oder Frau. Die ständig wechselnden Situationen verwirren zunächst.
Mal spielt man Jodie als Kind, mal als Teenager oder Frau. Die ständig wechselnden Situationen verwirren zunächst.
Weil man so viel selbst bestimmen kann, entsteht ein angenehmes Gefühl der situativen Freiheit. Ähnlich wie in Heavy Rain reicht das von belanglosen Tätigkeiten wie dem Öffnen eines Schranks oder dem Einschalten eines Fernsehers bis hin zur Wahl eines Kochrezeptes oder Kleides vor einem Date, ernsten Antworten in Gesprächen oder intimen Entscheidungen wie auf der oben erwähnten Party. Aber im Unterschied zum letzten Spiel von David Cage spürt man hier kaum Konsequenzen und erlebt viele Konflikte oder Szenen trotz unterschiedlicher Vorgehensweise gleich. Jodie wird von den anderen Kids in eine Kammer eingesperrt, kann sich mit Aiden befreien und dann entweder Rache üben oder nicht – was bedeutsam klingt, ist es letztlich nicht. Denn mein Verhalten wirkt sich nicht nur innerhalb einer Situation kaum aus, sondern hat später keine Auswirkungen.

Richtig gut wäre dieses Beyond, wenn der skrupellose Einsatz der übersinnlichen Fähigkeiten auch die Entwicklung von Jodie als Persönlichkeit beeinflussen würde. Aber ob man jetzt die Mobber fast erwürgt und das halbe Haus aus Wut abfackelt oder einfach ohne Rache nach Hause geht, hat keinerlei spürbare Folgen – vor allem nicht auf ihre Psyche. Zumal einen das nächste Kapitel vielleicht wieder in die Rolle als Kleinkind oder Erwachsene wirft. Warum begegnet man einem der eingeschüchterten Teenager nicht nochmal in einem späteren Kapitel? Warum wird Aiden nicht frecher und mächtiger, wenn ich seine Kraft mehrmals so ausnutze? Immerhin hat er harmlose, defensive und aggressive Fähigkeiten.


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Kommentare

Aläx schrieb am
Habe mich zu Weihnachten selber mit einer PS4 beschenkt und da ich damals Heavy Rain bei einem Kumpel gespielt hatte, der im Gegensatz zu mir eine PS3 besaß, gleich mal das PS4 Bundle mit Heavy Rain und Beyond: Two Souls geholt.
Habe B:TS nun ein paar Stunden gespielt und war am Anfang schon gleich verwirrt, da man ja in der PS4 Fassung aussuchen darf, in welcher Reihenfolge man das Spiel spielen will: Original oder Chronologische Reihenfolge.
Da ich immer sehr für's Original bin, da es ja auch die Version ist, die der Entwickler vorgesehen hat, habe ich mich fürs Original entschieden.
Jetzt spielt man dann irgendwie ein Mädel und sitzt mit nem Ding auf dem Kopf in ner Art Verhörzimmer und hat auf einmal eine Art Geist namens "Aiden", den man steuern kann. Alles schön und gut, aber permanent blaue Punkte suchen und dann für nen gewissen Zeitraum beide Analogsticks nach unten halten und dann wieder loszulassen, finde ich alles andere als eine tolle Gameplay-Erfahrung.
Im nächsten Moment ist man dann übrigens eine Frau, im nächsten Abschnitt ein kleines Mädel, im wiedernächsten wieder ein Teenager.
Und dann werden mir auch noch irgendwann Fragen über die Vergangenheit gestellt, die ich bis dahin - aufgrund der nicht vorhanden Chronologie - gar nicht beantworten kann.
Dann haut man da dutzende Quicktime-Events rein... Gääähn.
Es tut mir echt Leid, aber das ist einfach nur schlecht. Ich weiß nicht, ob ich es nochmal in chronologischer Reihenfolge probieren soll, abr gerade auch gameplay-technisch ist das äußerst schwach. Ich finde nämlich, dass man nicht wirklich die Kontrolle über das hat, was denn nun geschieht. Aiden macht dann halt irgend eine Aktion und ich fummel da irgendwas mit den Analogsticks zurecht, aber ohne eine wirkliche Absicht dahinter.
Heavy Rain ist in ALLEN Belangen meilenweit voraus. BIn wahnsinnig enttäuscht von diesem "Spiel".
MK57 schrieb am
DARK-THREAT hat geschrieben:Soeben das Spiel auf der PS4 beendet. Was eine Erfahrung... ganz andere Emotionen als Heavy Rain, denn das Spiel reißt mich immer wieder hin und her, hassen und lieben, vergeben und nicht vergeben.
Kann diese Wertung von 68% einfach nicht verstehen. Für mich ist es in diesem Genre einfach eine Minimum 90%, auch wenn es ein paar Logiklöcher gibt. Das Spiel erzählt die Geschichte extrem gut und sie ist erstaunlich lang fand ich.
Bitte braucht nicht zu lange mit Detroid, Quantic Dream. :)
schließe mich an, bin auch kurz vorm Ende jetzt (PS4) und finde die Wertung lächerlich, definitiv ein Top-Spiel.
DARK-THREAT schrieb am
Soeben das Spiel auf der PS4 beendet. Was eine Erfahrung... ganz andere Emotionen als Heavy Rain, denn das Spiel reißt mich immer wieder hin und her, hassen und lieben, vergeben und nicht vergeben.
Kann diese Wertung von 68% einfach nicht verstehen. Für mich ist es in diesem Genre einfach eine Minimum 90%, auch wenn es ein paar Logiklöcher gibt. Das Spiel erzählt die Geschichte extrem gut und sie ist erstaunlich lang fand ich.
Bitte braucht nicht zu lange mit Detroid, Quantic Dream. :)
johndoe803702 schrieb am
Blödsinnige Wertung, das Spiel hat definitiv deutlich mehr verdient.
Das Spiel ist richtig Klasse und die emotionalen Momente kommen auch nicht zu kurz. Klar es ist jetzt kein Heavy Rain, aber auch nicht so unterirdisch schlecht dass es eine Wertung unter 70% rechtfertigen würde. Die sonstigen Reviews sind eigentlich alle recht positiv und gehen sogar über 80% hinaus. 68% sind einfach zu wenig und da sollte man viel eher die immergleichen jährlichen Aufgüsse wie Fifa, CoD abwerten als solche genialen Machwerke ala David Cage. Er ist der Stephen Spielberg der Videospiele, seine Spiele verschwinden nicht in die Bedeutungslosigkeit.
@Wulgaru
Es gibt in Beyond Two Souls sogar mehrere Enden genau wie in Heavy Rain und ich finde die nicht schlecht, sondern eigentlich immer sehr passend erzählt. Nur Fahrenheit war etwas zu abgedreht und too much und Beyond nähert sich dem zwar etwas an, wird aber nie so absurd wie Fahrenheit. Dieses Spiel ist an jedem zu empfehlen, der auch Heavy Rain und Fahrenheit mochte, geniales Game. Und David Cage lassen sie sich nicht entmutigen, machen sie weiter solche tollen Games.
Wulgaru schrieb am
Habe das Spiel nun endlich mal nachgeholt und kann mich echt nur dafür beglückwünschen dafür nicht den Vollpreis bezahlt zu haben und Cage dafür, das er es tatsächlich zum dritten mal geschafft hat, ein zwei drittel sehr unterhaltsames Spielerlebnis anzubieten um dann im letzten drittel etwas....ja wie soll man es nennen...absolute Katastrophe?
Ich mochte in den ersten zwei Dritteln fast alles. Klar, ist alles wie immer von Filmen zusammengeklaut (Stichwort Carrie), aber dieses Nikita-Ding mit nem Geist hat funktioniert und Ellen Page ist phantastisch, das Gameplay war abwechslungsreich und selbst die asynchrone Erzählweise war clever, weil es so spannender war, als die Geschichte eigentlich wirklich ist und man zudem immer wieder Comic Relief-Parts einbauen konnte (das Date zum Beispiel).
...aber das gesamte Finale und ich bin da sogar tolerant, das geht bei mir wirklich erst ab ihrer
Spoiler
Show
erneuten Gefangenahme durch die CIA und Nathans Superstargate
los...meine Güte Cage...hör auf zu schreiben...oder hör auf Enden zu schreiben....meine Güte....
schrieb am

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