Erkundungsreize und Geheimnisecho
Hinsichtlich der Erkundungsreize war in diesem Rollenspiel so viel mehr möglich. Wie erfährt man etwas über die Welt? In zig Dialogen kann man sich Informationen besorgen - das ist und bleibt eine Stärke. Aber man hört irgendwann nicht mehr hin, denn das ist nicht notwendig. Man sammelt fast automatisch zig Hintergründe in Form von Notizen, die oftmals wahllos verstreut herum liegen. Oder anders: Man bemerkt zu oft, dass sie gar keinen Bezug zu den Bewohnern oder der Situation in der Spielwelt selbst haben – man gelangt nur ganz selten in situative Milieus mit Eigenleben, sondern grast meist Questziele ab. Es ist ja lobenswert, dass es so unheimlich vieles zu lesen gibt, aber wie wird das auch präsentiert? Nicht in Form von schönem Papier, vergilbten Pergamenten oder edlen Büchern mit alter Schrift, sondern in sterilen Textboxen im modernen Font. All das wird dann auch vorbildlich archiviert, aber man wird so kaum zum Stöbern animiert. Dabei gibt es vermutlich zig tausende Textzeilen, die ganze Romane füllen würden. Die Nachwelt wird sich allerdings kaum an eine Zeile aus diesem Dragon Age erinnern.
Die Spielwet ist nicht total offen: Es gibt größere Regionen mit Übergängen.
Was ist mit den Geheimnissen in der Spielwelt? Was ist, wenn man in einer Quest etwas ausfindig machen soll? Grausam, ganz grausam! Ich werde nicht zum freien Entdecken animiert. Ich werde zum Abgrasen an Aussichtspunkten konditioniert: Dort suche wie in einem Wimmelbildspiel magische Scherben in der Landschaft über ein Teleskop nach dem Motto 0/6 bis 6/6, die sich erst nach der Markierung (!) materialisieren, damit ich sie danach einsammle, um z.B. in einer entfernten Oase wiederum eine Tür in einem Dungeon zu öffnen. Der Anspruch? Für Kinder. Der Bezug? Egal!
Noch schlimmer ist die Schatzsuche: Ich werde wie ein U-Boot per Echolot fremdgesteuert. Das muss man sich so vorstellen: Sobald ich irgendwo etwas
In den Sturmlanden weht nordischer Wind - inklusive Drachen am Himmel.
finden soll, wird zunächst der Bereich grob lila auf der Karte eingefärbt. Dann latsche ich hin und in der Nähe des Ziels blinkt dann erst einmal das Kartensymbol golden auf. Das heißt, ich soll jetzt L3 drücken, damit auch noch die Richtung des Ziels angezeigt wird. Und jetzt festhalten: Wenn ich dann wie ein Idiot ganz nah heran geführt wurde, muss ich tatsächlich nochmal L3 drücken, damit sich z.B. die gesuchte Notiz wie von Geisterhand auf dem Tisch materialisiert (!). Sprich: Selbst wenn ich ohne dieses unheimlich dämliche Signal auskommen will und dieselbe Stelle finde, kann ich da nix untersuchen bzw. aufnehmen. Das ist wirklich das Dämlichste, was BioWare je entwickelt hat! Leute, da ist eine zünftige Schnitzeljagd in der Realität spannender – da muss man nach dem letzten Pfeil wenigstens noch aktiv suchen.
Sammeln von Sehenswürdigkeiten
Es gibt so viel Masse, aber so wenig Klasse: Entdecker werden zwar unheimlich viele Gebiete mit zig Quests
Jede Klasse kann in mehreren Kampftalent-Bäumen entwickelt werden.
freischalten, die einen an die 80 Stunden plus X beschäftigen. Es gibt riesige Höhlen und labyrinthische Schluchten, in denen man fast wie in einem Action-Adventure unterwegs ist, um den richtigen Weg zu finden. Aber abseits all des Sammelbaren passiert wenig wirklich Überraschendes innerhalb der Landschaft oder der Räume. Wo sind plötzliche Eingriffe der Regie über kleine Situationen, die man beobachtet oder die mal vor den eigenen Augen eskalieren? All das, was es z.B. in Skyrim so häufig innerhalb der Spielwelt an Eigenleben gab, ist nur in Ansätzen vorhanden – so entsteht eine fast schon altmodische Statik.
Und falls es etwas gibt, fühlt sich das immer an wie für kleine Kinder konzipiert, die man bloß nicht überfordern will: Zum Beispiel das Aufdecken von Schatzhöhlen über das Nachmalen von Sternzeichen. Da findet man diese astrologischen Apparate und muss – immerhin in einem Strich - das Bild nachzeichnen, das einem unten rechts natürlich angezeigt wird. Warum ist das alles so blöde einfach? Warum muss ich nicht wenigstens erstmal etwas über den Sternenhimmel und seine Zeichen in Erfahrung bringen, bevor mir die Blaupause dafür angezeigt wird? Nein, ich starte schon wieder eines dieser unsäglichen Minispiele. Und wenn ich das an mehreren Apparaten gemeistert habe, materialisiert sich tatsächlich irgendwo eine geheime Höhle auf der Karte. Blöd nur, wenn ich die bereits kenne, sogar schon gesäubert habe und sich dort einfach nochmal ein Schatz materialisiert. Ja, solche Momente der späten Belohnung am gleichen Ort gab es auch in Skyrim, wenn sich eine Quest rückwirkend darauf bezog. Aber hier wird mir ein einzigartiger astrologischer Fund suggeriert, wenn sich die blauen Strahlen aus unterschiedlicher Richtung irgendwo treffen – und dann werde ich so gewöhnlich dafür belohnt. Warum öffnet sich da nicht ein einzigartiger Dungeon? Das wäre cool!