Test: EA Sports UFC (Sport)

von Mathias Oertel



Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
18.06.2014
18.06.2014
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Keine Macht den Button-Mashern?

Bei Prüglern immer ein Problem ist das Balancing. Und dabei vor allem die Frage, wie sich ein erfahrener Spieler gegen einen schlägt, der nach fünf Minuten Eingewöhnung wie wild auf den Tasten herum hämmert? Die Antwort darauf lautet: "Passabel". Zwar muss sich ein Spieler, der alle Finessen der Steuerung und dabei vor allem des Blocks, des Konters und des gezielten Takedowns verinnerlicht hat, vor "Flash"-KOs hüten, vor denen auch die echten UFC-Recken nicht gefeit sind. Doch reine Button-Masher sollten von zehn Kämpfen maximal zwei gewinnen können. Diese Quote ist mir zwar letztlich immer noch zu hoch. Doch bei einem Spiel, das wie auch die THQ-UFCs derart viele Finessen offenbart, kann man Schlupflöcher nicht immer stopfen. Und letztlich gilt auch die Devise, dass im Mixed Martial Arts viel passieren kann und ein Schlag ein ganzes Match auf den Kopf stellen kann.

Etwas problematischer sind da schon die Ringrichter-Entscheidungen. Es wirkt fast so, als ob Dana White dem Entwicklungsteam den (Geheim-)Auftrag mit auf den Weg gab, seine Aussage "Don’t leave it in the hands of the judges" (frei übersetzt: "Verlass dich nicht auf Kampfrichter-Entscheidungen, beende den Kampf") zu stärken. Dass es bei hin- und her wogenden Kämpfen zu einer Mehrheitsentscheidung kommen kann, die gegen einen ausfällt, ist in Ordnung und entspricht der Realität: Je nachdem, welche Priorität die einzelnen Kampfrichter setzen, werden bestimmte Aspekte anders gewichtet. Doch wenn  ein Duell auf Messers Schneide mit einer einstimmigen und darüber hinaus sehr deutlichen Entscheidung verloren geht, fragt man sich, was in den Rechenroutinen nun vorgeht. Zudem kam es bereits in mehreren Fällen zu sehr merkwürdigen Punktwertungen (z.B. 26-24 bei einem Fünfrundenkampf), bei denen ich auch angesichts des Kampfverlaufs Schwierigkeiten hatte, die Rechnung nachzuvollziehen.

Du bist der "Ultimate Fighter"

Hier macht man seine ersten Schritte in der Karriere: Die Trainingshalle der "Ultimate Fighter"-Realityshow.
Hier macht man seine ersten Schritte in der Karriere: Die Trainingshalle der "Ultimate Fighter"-Realityshow.
Als die Lizenz noch bei THQ lag, habe ich jahrelang mit der Frage genervt, wieso man nicht die UFC-Reality-TV-Show "The Ultimate Fighter" als Grundstein für die Karriere nutzt? Eine Antwort konnte man mir damals nicht geben. Wenn ich allerdings sehe, wie effektiv EA diese Option nutzt, bedauere ich es umso mehr, dass auf PS3 und 360 diese Möglichkeit nicht gegeben wurde. Zwar verzichtet man auf das ganze soziale Brimborium und ggf. Fehden zwischen den Coaches, durch die die Serie Interesse generiert. Es ist zwar befremdlich, dass in der Trainingshalle nicht wie üblich die Bilder der Coaches im Großformat hängen, sondern die Konterfeis von Anderson Silva und Ronda Rowsey prangen. Doch mit Filmeinspielern von Dana White, die teils aus Original-Staffeln entnommen zu sein scheinen und speziell für das Spiel produzierten Videos von White, Coaches wie Greg Jackson oder Mike Dolce sowie von Kämpfern, die einem gut zureden und auf Meilensteine der Spieler-Karriere Bezug nehmen, wird viel Atmosphäre aufgebaut, die sich durch die gesamte Kampagne zieht. Deren Länge ist übrigens nicht strikt vorgegeben. Es gibt kein Ende nach X Kämpfen. Stattdessen ist  der Schaden, den man in Matches nimmt, verantwortlich dafür, wie viele Duelle man austragen kann. Ist man häufig in Gefechte involviert, die über die volle Distanz gehen und bei denen man entsprechend Schaden nimmt, kann es sein, dass sich die Karriere nach etwa 30 oder 35 Auftritten dem Ende neigt. Kämpft man intelligenter und findet häufig ein frühes Ende, kann man auch jenseits der 50 Octagon-Auftritte landen.

Auch deutsche Kämpfer sind vetreten: Neben Pascal Krauss ist auch Dennis Siver mit von der Partie.
Auch deutsche Kämpfer sind vetreten: Neben Pascal Krauss ist auch Dennis Siver mit von der Partie.
Sehr schön dabei: Alle namhaften gut 100 bekannten Kämpfer der UFC, die in den verschiedenen Gewichtsklassen bis hin zum Bantamgewicht dabei sind, altern mit und gehen irgendwann in Ruhestand. Daraufhin rücken unbekannte Nachwuchskräfte nach, die aus den passablen, aber nicht üppigen Editor-Vorgaben zusammengewürfelt werden, bei dem z.B. Tattoos für alle Körperpartien gleich sind und auch nicht skaliert werden können. Dieses System ist konzeptionell gelungen. Doch in der Umsetzung hapert es. Denn für mich macht es natürlich einen großen Reiz aus, mit meiner Figur als Ultimate-Fighter-Sieger irgendwann gegen die amtierenden Champions anzutreten - natürlich gegen die bekannten Namen, die auch jetzt die UFC-Schlagzeilen dominieren. Doch bis ich so weit war (obwohl sich meine Kampfstatistik sehr positiv liest), hatten die meisten bereits abgedankt. Im Mittelgewicht z.B. waren außer Chris Weidman und Lyoto Machida z.B. keine bekannten Athleten mehr vertreten, als ich den Titel gewann. Und damit schießt die Karriere etwas am Ziel vorbei. Zusätzlich macht EA den gleichen Fehler wie THQ im ersten UFC-Ableger: Die Kampfstatistiken werden inkohärent fortgeführt. Mal werden die Siege oder Niederlagen der anderen auf den Fight Cards befindlichen Athleten gezählt, dann wiederum nicht. Meist nach einem nicht nachvollziehbaren Muster, wobei tendenziell die Auseinandersetzungen der Original-Kämpfer nicht einfließen, die Statistiken der unbekannten Neulinge jedoch weitergeführt werden - zumindest größtenteils, denn auch hier gab es schon Duelle, die ignoriert wurden. Und das ist noch befremdlicher als die Tatsache, dass es mit dem Frauen-Bantamgewicht zwar die weiblichen Kämpfer um Ronda Rowsey, Miesha Tate und Cat Zingano ins Spiel geschafft haben, diese aber ab diesem Moment beinahe ignoriert werden. Es finden keine Frauenkämpfe auf den Fight Cards statt. Man kann keine weibliche Figur erstellen.

Kommentare

chrisvandutch schrieb am
Hatte gerade den ersten Title-Fight und da tauchen dann plötzlich auch die beiden fehlenden Dinge auf:
- Kompletter Entrance Beider Kämpfer
- Touch Gloves Szene...
Also entweder das ist was Freischaltbares mit den Touch Gloves oder nur bei Championship Matches...
chrisvandutch schrieb am
Kann es sein dass im Karriere-Modus die Entrance Szenen fehlen??? Ich seh meinen Kämpfer oder den Gegner nie zum Ring kommen wie noch bei The Ultimate Fighter.?!?
Hat jemand das gleiche Problem oder kennt eine Lösung? :)
Jondoan schrieb am
Typisch EA... die Fight night Spiele waren doch solide?! Wieso dann hier so einen Murks?
Zwei Fragen:
Wie ist das Schadenssystem? Kopf rot hauen bis KO? Würde gerne Chad Mendes Style ein paar TKOs über livershots erzielen, aber das scheint nach dem selben Prinzip zu funktionieren (bauch rot kloppen)
Gibt es solche Regler wie in Fight Night? Da konnte man zumindest einstellen, wie KOanfällig die Gegner sind... wünsche ich mir für UFC schon lang.
So taugt dass meiner Meinung nach icht mal als Prügler...
code5 schrieb am
Da das Spiel von EA kommt, wird es sowieso nicht gekauft. Schade aber um Yukes, sie haben wirklich drei sehr gute Spiele abgeliefert. Hoffe sie zeigen den selben Enthusiasmus bei den kommenden WWE Spielen.
Easy Lee schrieb am
Auch geil: Nicht nur zahle ich als Digital Pre-Order Kunde den Maximalpreis und bekomme Spiele nicht vor offiziellem Release, jetzt darf ich auch noch zwei Extra-Tage warten, während Retail-Kunden bereits am Feiertag zocken können.
Ich kann Mischsammlungen zwar überhaupt nicht leiden, aber wenn ich weiter nachteilige Konditionen zu erwarten habe, wechsel ich wieder auf die Ressourcen-verschwendende Disc zurück.
Sindri hat geschrieben: @neukln81
Ich hab ein paar mal Undisputed 3 online gezoggt und ehrlich gesagt verpasst man nicht viel. Die meisten machen ständig nur 1-3 Moves und wenn das nicht klappt täuscht man einen DC vor. Nene das hat kein Spass gemacht. Und ich vermute, daß es beim EA MMA ähnlich sein wird.
Das zockt man auch nicht online. UFC Undisputed 3 ist ein hervorragendes Single-Player Spiel und als solches auch deutlich besser als EA MMA.
schrieb am