Test: Little Nightmares (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Little Nightmares (Action-Adventure) von Bandai Namco Entertainment
Kleiner Streaming-Alptraum?
Entwickler:
Release:
28.04.2017
28.04.2017
01.06.2020
18.05.2018
28.04.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Spielinfo Bilder Videos
Die schwedischen Tarsier Studios wollen mit Little Nightmares die kindlichen Ängste in einem düsteren Spiel im Stil von Limbo oder Inside thematisieren – und das mit einem grausig-schönen Artdesign, das Ideen des Kult-Regisseurs Tim Burton entsprungen sein könnte. Wir sind jetzt auch auf Stadia in die bizarre Welt voller Gefahren und Rätsel abgetaucht, um mit Six einen Ausweg aus dem kleinen Alptraum zu finden...

Ein Wurf ins kalte Wasser

In der Standard-Edition übernimmt man lediglich die Rolle des kleinen Mädchens, das einen auffällig gelben Regenmantel trägt und auf den Namen Six hört. Diese Fassung erhalten auch die Pro-Abonnenten von Stadia. Darüber hinaus hat Bandai Namco auch die Complete Edition im Store veröffentlicht. Dort sind bereits die DLC-Episoden enthalten, die sich um den kleinen Jungen "The Kid" drehen, mit dem man sowohl zu bereits vertrauten Schauplätzen zurückkehrt, aber in erster Linie neue Areale erkundet. Am Anfang bekommt man sogar bei der Standard-Edition die Wahl, ob man sich zunächst mit dem Hauptspiel beschäftigen oder gleich mit der Erweiterung loslegen möchte und wird daher schon auf dem Titelbildschirm auf den DLC-Inhalt aufmerksam gemacht.  Das Ziel ist bei beiden gleich: Man muss aus dem so genannten Schlund entkommen – ein Ort, der jedes Jahr zur selben Zeit auftaucht und von dem bisher niemand zurückgekehrt ist, der ihn betreten hat. Woher ich das alles weiß? Vom Spiel jedenfalls nicht! Genau wie beim artverwandten Limbo wird man auch hier ohne Erklärungen oder eine Vorgeschichte ins kalte Wasser geworfen. Tatsächlich wird abseits des neuen Auswahlmenüs weder der Name der Figuren noch der bizarre Schauplatz im Spiel mit einer einzigen Silbe erwähnt – schon seltsam. Stattdessen hat man all die Hintergrundinformationen ins Presskit sowie auf die offizielle Webseite ausgelagert. Warum nicht auch ins eigentliche Spiel?

Die wichtige sind putzige Gesellen, die man sogar knuddeln darf.
Das Feuerzeug ist ein ständiger und wertvoller Begleiter des kleinen Mädchens im gelben Regenmantel.
Dieser Mangel an Erklärungen zieht sich durch das gesamte Erlebnis: Dass die Steuerung nur sporadisch mit Tutorial-Einblendungen vorgestellt wird, geht noch in Ordnung. Viel experimentieren muss man bei der bewusst simpel gehaltenen Mechanik ohnehin nicht, die sich auf das freie Umherlaufen, Sprints, Sprünge, Ducken, Greifen/Benutzen (auch zum Klettern) sowie das Zünden und Verwenden eines Feuerzeugs beschränkt. Dass man hinsichtlich des seltsamen Ortes mit seinen bizarren Kreaturen und Gefahren im Dunkeln tappt, ist zunächst ebenfalls völlig okay und trägt zur Mystery-Stimmung bei. Am Ende des Hauptspiels aber keine Auflösung oder zumindest den Ansatz einer Erklärung zu bieten, ist ein Schlag ins Gesicht der Spieler, die mit Six all die Strapazen auf sich genommen und gemeistert haben. Wer ist diese seltsame Frau, die man bereits im kurzen Intro sieht und der man sich am Ende stellen muss? Was hat es mit den Essgewohnheiten von Six auf sich, die sich im Laufe des Abenteuers...nun ja...etwas seltsam entwickeln? Welche Rolle spielen die putzigen Wichte, die man manchmal aus Käfigen befreien oder einfach nur knuddeln kann? Und wie ist man überhaupt im Schlund gelandet? Es gibt am Ende so viele Fragen, die Tarsier nicht beantwortet. Im Idealfall regt ein solcher Ansatz zum Nachdenken und eigenen Interpretationen an. Hier bleibt man angesichts der vielen Fragezeichen dagegen etwas ratlos und gleichzeitig ein wenig enttäuscht zurück...

Faszinierender Abstecher durch den Schlund

Na, bei diesem Koch und seiner Schmuddel-Küche bekommt man doch gleich Appetit.
Na, bei diesem Koch und seiner Schmuddel-Küche bekommt man doch gleich Appetit.
Zum Glück entschädigen die vielen faszinierenden, beklemmenden und durchaus dramatischen Erlebnisse für das schwache Finale. Die morbide Reise durch den Schlund zeichnet sich durch eine tolle Mischung aus cleveren Umgebungsrätseln, gelungenen Geschicklichkeitspassagen, packenden Fluchtsequenzen und sogar Schleichansätzen aus – und das alles verpackt in einem (alp)traumhaften Artdesign, an dem Tim Burton seine Freude hätte! Neben den großartig gestalteten Schauplätzen, die vor allem durch die verzerrten Formen und Größenverhältnisse sowie einer atmosphärischen Beleuchtung inklusive der Anwendung von Farb- bzw. Bildfiltern den kindlichen Horror klasse einfangen, sind es vor allem die bizarren Bewohner und Kreaturen, mit denen der Alptraum zum Leben erweckt wird. Gleichzeitig stellen sie neben tödlichen Abgründen, elektrischen Ladungen und wachenden Scheinwerfer-Augen die größte Gefahr für das Duo dar und sorgen bei jedem ihrer Auftritte für ein angenehmes Gefühl der Bedrohung. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel über die Schauplätze und Charaktere verraten, obwohl man manche der skurrilen Figuren wie den blinden Hausmeister oder das schrullige Koch-Duo bereits aus Trailern oder Bildern kennen dürfte. Das Artdesign ist einfach fantastisch und auch hinsichtlich der Inszenierung liefern die Tarsier Studios großes Kino. Vor allem beeindruckt das vereinzelte Herauszoomen der Kamera, wodurch ein völlig neuer Blick gewährt wird und die gewaltigen Dimension innerhalb der Schauplätze zur Geltung kommen.
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